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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Enns - Enquete.

geb. 473 zu Arles, gelangte 511 auf den bischöflichen Stuhl von Pavia, starb 17. Juli 521. Außer Gedichten hinterließ er Briefe, einen etwas phrasenreichen Panegyrikus auf Theoderich d. Gr. (in Mansos "Geschichte des ostgotischen Reichs", Bresl. 1824, abgedruckt), ein Leben des heil. Antonius u. a. Seine sämtlichen Werke wurden von Hartel (im "Corpus script. ecclesiasticorum", Bd. 6, Wien 1882) und von Vogel (in "Monum. Germ. historica. Auct. antiquiss.", Bd. 7, Berl. 1885) herausgegeben. Vgl. Fertig, M. F. E. und seine Zeit (Passau 1855 ff.).

Enns, Fluß in Österreich, entspringt im Pongau (im Salzburgischen), am Nordabhang der Radstädter Tauern, fließt anfangs in nördlicher Richtung und wendet sich dann oberhalb Radstadt (806 m ü. M.) nach O. in ein 87 km langes Längenthal, das er bis Liezen (630 m ü. M.) als reißender Bergstrom (mit einem Fall von 2¼ m auf 1 km Länge), dann in Windungen ruhiger durchfließt. Etwa 5 km unter Admont beginnt die großartige Enge des Gesäuses, wo sich der vorher noch breite Strom schäumend durch eine schmale Felskluft hindurchzwängt. Der Fall beträgt durch die 15 km lange Thalenge 245 m. Bei Hieflau (470 m ü. M.), wo rechts der Erzbach aus dem Eisenerzer Gebirge einströmt, wendet sich die E. nach N., um auch die andern, niedrigern Reihen der Kalkalpen zu durchbrechen; daher hier eine Reihe von Engen und Thalkesseln bis gegen Steier hin. Auf dieser Strecke empfängt sie ihren bedeutendsten Zufluß, die Salza. Bei der Stadt Steier (292 m ü. M.) tritt der Fluß mit plötzlich erweiterter Thalsohle aus dem Gebirge, nimmt den Fluß Steier auf und mündet, 65 m breit, unterhalb der Stadt E. in 239 m Höhe in die Donau. Sein Gesamtlauf beträgt 304 km; davon sind 31, von Steier an, schiffbar. Seit alten Zeiten ist die E. in administrativer Beziehung ein Grenzfluß, der das Erzherzogtum Österreich ob der E. von Österreich unter der E. scheidet. S. die Karten "Österreich etc."

Enns, alte, wohlerhaltene Stadt in Oberösterreich, Bezirkshauptmannschaft Linz, an der Enns und der Westlichen Staatsbahn, 15 km östlich von Linz, hat 5 Vorstädte, einen großen Platz, in dessen Mitte sich ein 1565 massiv aus Quadern erbauter Turm erhebt, eine gotische Pfarrkirche mit schönem Portal, ein schönes Rathaus mit wichtigem Archiv, mit Einschluß des Militärs (Kavallerie) (1880) 4438 Einw., Bierbrauerei und ein Bezirksgericht. Das fürstlich Auerspergsche Schloß Ennsegg hat eine Sammlung römischer Altertümer und einen schönen Park. - E., eine der ältesten Städte in Österreich, ist auf dem klassischen Boden von Laureacum erbaut, dessen Name noch indem des nahegelegenen kleinen Lorch fortlebt. Zahllose bedeutende Ausgrabungen zeugen von der frühern Wichtigkeit des Ortes. Schon im 3. Jahrh. wurde hier das Christentum verbreitet. Im J. 900 erbauten die Bayern auf der Stelle des römischen Prätoriums eine Feste gegen die Ungarn und nannten sie Anasi- oder Anesburg (Ennsburg, 976 dem Hochstift Passau übergeben), woraus die jetzige Stadt entstand. Unter den Traungauer Grafen von Steier als Markgrafen und Herzögen der Steiermark entwickelte sich E. zur raschen Blüte. Auf dem Georgenberg in E. wurde 1186 der Erbübergabevertrag zwischen Leopold V. von Österreich und dem letzten Traungauer, Ottokar VI. (gest. 1192), desgleichen die erste Landhandfeste der Steiermark ausgestellt. E. war einer der bedeutendsten Handelsplätze, der 1212 von Leopold dem Glorreichen Stadtrechte empfing. Durch die Einfälle der Ungarn geriet es aber in Verfall und ward 1237 von Friedrich dem Streitbaren erobert. Im J. 1275 ergab es sich dem Kaiser Rudolf von Habsburg; 1730 brannte ein großer Teil der Stadt ab, und 1741 ward sie von den Franzosen und Bayern geplündert. Am 5. Nov. 1805 hier Gefecht zwischen den Franzosen und Österreichern.

Ennui (franz., spr. angnüi), Langeweile, Überdruß; ennuyant, langweilig; ennuyieren, langweilen.

Enoch, s. Henoch.

Enodieren (lat.), einen Knoten auflösen; auflösen, entwickeln; Enodation, Auflösung, Entwickelung.

Enomotie (griech.), die in ihrer Stärke zwischen 25 und 36 Mann wechselnde kleinste taktische Truppenabteilung der Spartaner (s. Mora). An ihrer Spitze stand ein Enomotarch.

Enophthalmus (griech.), das Zurücktreten des Augapfels in die Augenhöhle bei Krampf der äußern Augenmuskeln und bei Migräne.

Enórm (lat.), eigentlich alles, was von einer gewissen Regel oder Richtschnur (norma) abweicht, gewöhnlich aber nur von bedeutendern, an das Ungeheure grenzenden Abweichungen gebraucht, während man unbedeutendere Abweichungen abnorm nennt; Enormität, Übermaß, ungeheure Größe.

Enórmon (griech.), die "treibende" Lebenskraft.

Enos (im Altertum Änos), Stadt im türk. Wilajet Adrianopel (Edirne), unweit der Mündung der Maritza, hat eine Citadelle aus byzantinischer Zeit, mehrere gute Schulen, einen sehr versandeten Hafen und 8000 meist griech. Einwohner, welche Handel mit Wolle, Baumwolle, Leder, Wachs, Getreide, ferner Schiffahrt und Fischerei treiben. E. ist Sitz eines Erzbischofs. 15 km nördlich davon bezeichnen einige Trümmer die Lage der Römerstadt Trajanopolis, die bis ins 16. Jahrh. bestand.

Enosichthon (Enosigäos, griech., "Erderschütterer"), Beiname des Poseidon (s. d.).

Enosmose, s. v. w. Endosmose.

Enostose (Enostosis, griech.), Knochengeschwulst, die sich im Innern eines Knochenkanals (Gehirn-, Rückenmarkshöhle) oder im Markkanal eines Röhrenknochens bildet.

Enotrio Romano, Pseudonym, s. Carducci.

En passant (franz., spr. ang passang), im Vorbeigehen, nebenbei.

En profil (franz., spr. ang), von der Seite, s. Profil.

En question (franz., spr. ang kestjóng), in Frage, in Rede stehend.

Enquete (franz., spr. angkäht), im allgemeinen amtliche "Untersuchung", Ermittelung und zwar sowohl in bürgerlichen Rechts- als in Verwaltungssachen; besonders das von einer Behörde oder von einer Kommission geleitete öffentliche Untersuchungsverfahren zur Aufklärung und Auskunftseinziehung über bestimmte durch die Gesetzgebung zu regelnde Fragen und Verhältnisse. Von Bedeutung ist das Recht der E. (inquiry) namentlich in England, wo dasselbe dem Parlament seit Jahrhunderten zusteht. Das Verfahren hierbei ist dort folgendes: Wenn in einem der beiden Häuser des Parlaments ein Mitglied einen Gesetzvorschlag machen will oder sich über einen Verwaltungszweig zu beklagen hat, so verlangt es die Aufstellung einer Kommission (Committee of inquiry), die vom Präsidenten des Hauses aus den Mitgliedern, welche sich durch ihre Kenntnis in diesem speziellen Fach am besten dazu eignen, ernannt wird. Diese Kommission hält Sitzungen an bestimmten Tagen, und nicht nur kann jedermann verlangen, von ihr gehört zu werden, sondern ihr steht auch das Recht