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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Epicykloide; Epidamnos; Epidauros; Epideixis; Epidemie; Epidermis

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Epicykloide - Epidermis.

Epicykloide, vgl. Cykloide.

Epidamnos, älterer Name der altgriech. Stadt Dyrrhachium (s. Durazzo).

Epidauros, 1) Hafenstadt in Argolis, auf einer Landspitze am Saronischen Busen, vorzugsweise berühmt durch das in seiner Nähe gelegene umfangreiche Heiligtum des Asklepios (s. d.), eine Art von Kurort, welcher aus vielen Gebäuden und Anlagen bestand und von Patienten aus ganz Hellas besucht wurde. Noch gegenwärtig heißt die Stätte "das Heiligtum"; sie wird durch ein wohlerhaltenes Theater mit 55 Sitzreihen und Ruinen aus römischer Zeit bezeichnet. Die ältesten Bewohner von E. waren Karier, später Ionier, deren Einfluß überwog, auch als von S. Dorier unter Deiphontes zuwanderten. In unfruchtbarer Landschaft gelegen, war E. ganz auf Handel und Seefahrt angewiesen; dadurch wuchs es zu einem der ersten Seeplätze der Halbinsel an und kolonisierte Ägina, Kos, Kalydnos, Nisyros, bis es seiner Tochterstadt Ägina weichen mußte. Während der Perserkriege stand E. mit Sparta und Argos in feindlichem Verhältnis. Unter der römischen Herrschaft wurde es zu Argolis geschlagen. Damals war die Stadt nicht viel mehr als der Hafen des immer noch blühenden Asklepieion, das erst durch Sulla seiner Kunstschätze beraubt wurde. Jetzt Nea-Epidavros, ein Dorf mit Hafen. - 2) Griech. Kolonie, das heutige Ragusa (s. d.).

Epideixis (griech., das "Aufweisen, zur Schau Stellen"), Schau-, Probe-, Prunkstück, besonders die Prunkrede der Rhetoren und Sophisten; daher epideiktische Reden, s. v. w. Lob- oder Tadelreden.

Epidemie (griech., Volkskrankheit, Seuche), jede Krankheit, welche zu gewissen Zeiten innerhalb einer größern Bevölkerungsgruppe besonders zahlreiche Erkrankungsfälle der gleichen Art herbeiführt. Ist die Seuche über große Länderstrecken verbreitet, so wird sie auch als Pandemie bezeichnet. Ganz besonders sind es die ansteckenden, auf einem Kontagium oder Miasma beruhenden Krankheiten (Infektionskrankheiten), welche in epidemischer Verbreitung vorzukommen pflegen: Typhus, Cholera, Scharlach, Masern, Pocken, Sumpffieber u. dgl. Doch können auch die sogen. Lokalkrankheiten, z. B. Katarrhe der Luftröhre, Lungenentzündungen, Rotlauf der Haut u. dgl., gelegentlich epidemisch auftreten. Die meisten als E. vorkommenden Krankheiten sind mit Fieber verbunden. Die Ausbreitung einer E. geschieht auf verschiedene Weise, je nachdem die betreffende Krankheit ansteckend ist oder nicht. Bei ansteckenden Krankheiten entwickeln sich immer eine Anzahl kleiner Seuchenherde: Straßen-, Haus- und Stubenepidemien, zwischen welchen sich öfters ein kontinuierlicher Zusammenhang herstellen läßt. Die Ursachen der epidemischen Verbreitung sind, wie es zuerst für den Milzbrand nachgewiesen wurde, wahrscheinlich allgemein auf der Verbreitung eines organischen lebenden Ansteckungsstoffs, eines sogen. Contagium vivum, zurückzuführen, indem z. B. das Grundwasser und tellurische Verhältnisse andrer Art, lange Nässe mit folgender Hitze etc. die Keime solcher Krankheiten zeitigen oder wenigstens ihrer schlimmen Wirkung Vorschub leisten können. Ein Beweis für diese Annahmen fehlt bis jetzt freilich noch, jedoch haben in neuester Zeit experimentelle Untersuchungen bewiesen, daß Pilze, welche ganz allgemein verbreitet sind, wie die gewöhnlichen Schimmelpilze oder Bakterien, welche im Heu gedeihen, durch günstige Ernährungsbedingungen zu bösartigen Krankheitserregern werden können, und daß dieselben Pilze wiederum durch die entgegengesetzte Züchtung unschädlich gemacht werden können. Außerdem spricht der Erfolg der desinfizierenden, d. h. der pilztötenden, Mittel so beredt für diese Theorie, daß man wohl mit Recht durch Forschungen auf diesem Gebiet den ersehnten Aufschluß erwarten darf. Die Dauer einer E. ist sehr verschieden, doch beträgt sie gewöhnlich nicht weniger als 2-3 Monate und selten mehr als ein halbes Jahr. Im allgemeinen ist die Dauer einer E. länger innerhalb eines größern Menschenkomplexes, einer großen Stadt, als an kleinern Orten. Dies gilt besonders für die ansteckenden Krankheiten, was wohl mit der jeweilig vorhandenen Anzahl der überhaupt erkrankungsfähigen Individuen zusammenhängt. Manche Epidemien bedingen eine große, andre der gleichen Art eine sehr geringe Sterblichkeit, d. h. dieselbe Krankheit tritt das eine Mal gutartig, das andre Mal bösartig auf. Auch hierfür wissen wir keine stichhaltigen Gründe anzuführen. Sehr gewöhnlich sind die Erkrankungen zu Anfang der E. die schwersten und werden am häufigsten tödlich, während in der zweiten Hälfte der E. die Heftigkeit der Krankheitserscheinungen wie die Sterblichkeit nachläßt. Doch kommen hiervon vielfache Abweichungen vor. Manchmal herrschen zwei Epidemien zu gleicher Zeit, z. B. Scharlach und Masern, Cholera und Typhus, Keuchhusten und Grippe. Andre Male treten aber auch aus unbekannten Gründen während der Herrschaft einer heftigen E. andre epidemische und endemische Krankheiten ganz zurück, um sich vielleicht nach Ablauf jener E. wiederum zu steigern. Es scheint gewissermaßen durch eine große E. die Erkrankungsfähigkeit einer Bevölkerung erschöpft zu werden, denn man findet oft nach Ablauf einer E. längere Zeit hindurch einen auffallend guten Gesundheitszustand. Freilich mag dies manchmal, z. B. nach mörderischen Choleraepidemien, darauf beruhen, daß durch dieselben viele anderweit kranke und schwächliche Individuen hinweggerafft worden sind. Die Behandlung aller Epidemien hat ihren Schwerpunkt in der Prophylaxe, d. h. in der Sorge um die Verhütung der Ausbreitung. Das Ziel der in dieser Beziehung zu ergreifenden öffentlichen Maßregeln besteht einesteils darin, die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung gegen die Krankheitsursache zu erhöhen, andernteils darin, die Krankheitsursache zu vernichten oder unschädlich zu machen. Dieser Zweck wird erreicht durch Reinhaltung und Lüftung der Wohnplätze und ihrer Umgebungen, Herbeischaffung guten Trinkwassers, Unterstützung der Bedürftigen durch Nahrung und Kleidung, Desinfektion der Krankenzimmer, der Wäsche, der Ausleerungen, welche oftmals Träger der Krankheitsursache sind, ferner Entfernung der Kranken aus ihren ungünstigen Wohnungen in zweckmäßig eingerichtete öffentliche Anstalten, Dislokation der Gesunden aus der Nähe der Krankheitsherde, unter Umständen Absperrung der Kranken, Quarantänemaßregeln etc. Vgl. Hirsch, Handbuch der historisch geographischen Pathologie (2. Aufl., Stuttg. 1881-83); Derselbe, Über die Verhütung und Bekämpfung der Volkskrankheiten (Berl. 1875); Hecker, Die großen Volkskrankheiten des Mittelalters (das. 1865); Griesinger, Infektionskrankheiten (Erlang. 1864); Österlen, Die Seuchen, ihre Ursachen, Gesetze und Bekämpfung (Tübing. 1872); Ackermann, Über die Ursachen epidemischer Krankheiten (Berl. 1873). Eine "Zeitschrift für Epidemiologie" gibt Küchenmeister (Erlang. 1874 ff.) heraus.

Epidermis (griech.), Oberhaut, besonders tierische, s. Haut; bei vielen Pflanzen die oberflächliche Zellen-^[folgende Seite]