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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Erdeichel; Erdélyi; Erden

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Erdeichel - Erden (eßbare).

indem er den Kubikinhalt ihrer Gebirge auf die mittlere Höhe ihrer Tiefländer gleichmäßig verteilt dachte. Er fand für Europa eine mittlere Erhebung von 204 m, für Asien von 350, für Nordamerika von 228, für Südamerika von 345 m; doch werden neuerdings (Leipoldt, Krümmel) andre Werte angegeben, für Europa 297 m, für die übrigen Erdteile im Durchschnitt um 45 Proz. höher als Humboldts Zahlen. Daß diese Höhenzahlen für die relative Erhebung der Kontinente über dem Meer keine konstanten sind, ergibt sich aus den säkularen Hebungen und Senkungen, denen die Kontinente unterworfen sind (vgl. Hebung.).

Der Gebirgsbau eines Landes bestimmt nicht allein sein Relief, sondern bedingt auch seine Küstenlinien, seine Flußläufe. Von der Verteilung des Landes sind die Strömungen der Ozeane bedingt, von ihr und der Erhebung des Landes die Richtung der Winde, die Abweichungen des wirklichen Klimas vom astronomischen, die mannigfachen Biegungen der Jahres- und Monatsisothermen; das Klima bedingt aber auch die Verteilung der Pflanzen- und Tierwelt (s. Meeresströmungen, Klima, Pflanzen- und Tiergeographie), selbst des von den Naturgewalten unabhängigsten aller Geschöpfe, des Menschen. S. die betreffenden Artikel.

Die menschliche Bevölkerung der gesamten E. beträgt nach den neuesten Zusammenstellungen 1434 Mill. Davon kommen auf Europa 328 Mill., auf Asien 796 Mill., auf Afrika 206 Mill., auf Amerika 100 Mill., auf Australien 4 Mill. Am dichtesten ist Europa bevölkert, nämlich mit durchschnittlich 33 auf 1 qkm; hierauf folgt Asien mit 18, Afrika mit 7, Amerika mit 2,5, Australien mit 0,7. Ausführlichere Angaben gibt die Tabelle zum Artikel Bevölkerung, mit Karte. Litteratur s. Erdkunde.

Erdeichel, s. Arachis, Lathyrus und Spiraea.

Erdélyi (spr. érdelji), Johann, ungar. Schriftsteller und Dichter, geb. 1814 zu Kapos im Komitat Ung, erhielt seine Bildung auf dem Kollegium in Sárospatak und lebte seit 1833 litterarisch beschäftigt in Pest, wo er 1844 auch einen Band hübscher lyrischer Gedichte veröffentlichte. Ein bedeutendes Verdienst um die Litteratur seines Vaterlandes erwarb sich E. durch seine Sammlung ungarischer Volkslieder (Pest 1845-48, 3 Bde.) und die Herausgabe der "Népdalok és Mondák" ("Volkslieder und Sagen", das. 1846-47, 2 Bde.; mit einer gehaltvollen Abhandlung), denen später auch eine Zusammenstellung ungarischer Volkssprichwörter (das. 1850) folgte. Im J. 1849 an der Redaktion von Szemeres "Respublica" beteiligt, mußte er nach der Katastrophe von Világos die Hauptstadt verlassen. Er starb 23. Jan. 1868 in seinem Geburtsort.

Erden, in der Chemie die Oxyde der Erdmetalle (s. d.); alkalische E., die Oxyde der Erdalkalimetalle. - In der Geologie versteht man unter E. die Zertrümmerungs- und Verwitterungsprodukte der Gesteine, denen oft noch verwesende organische Substanzen, Reste abgestorbener Pflanzen und Tiere beigemengt sind (s. Boden). Je nach der chemischen und physikalischen Beschaffenheit jener Zertrümmerungs- und Verwitterungsprodukte und nach dem Gehalt an organischer Substanz (Humus) eignet sich die Erde mehr oder weniger gut für verschiedene Pflanzen, und die Gärtnerei präpariert daher für ihre Bedürfnisse verschiedene Erdarten. Bisweilen genügt gute Gartenerde, wie sie der sorgfältig bearbeitete und reichlich gedüngte Gemüsegarten liefert; häufiger kann man gute Komposterde benutzen, die durch Zusatz von Lehm oder Sand schwerer oder leichter gemacht wird. Ähnlich ist die Rasenerde, die man aus abgeschältem Rasen von fruchtbaren, lehmig-sandigen Wiesen oder Triften herstellt, indem man denselben auf Haufen setzt, wiederholt umsticht und mit Stallmist mischt. Für manche Pflanzen benutzt man Moorerde, die, der obern Schicht von Moorwiesen entnommen, längere Zeit der Luft ausgesetzt und dann reichlich mit Quarzsand gemischt wird. Ebenso behandelt man die Schlammerde aus Teichen und Gräben. Mistbeeterde besteht aus vollständig verrottetem Dünger. Heideerde wird in Nadelwäldern gesammelt und Lauberde in Laubwäldern. Letztere bereitet man aber auch künstlich, indem man Laub und andre Pflanzenabfälle auf Haufen setzt und wiederholt umsticht, bis sich alles in eine lockere, gleichmäßige Masse verwandelt hat. Diese Erdarten werden zum Teil unvermischt angewandt, für die meisten Pflanzen aber mischt man verschiedene Erdarten, namentlich Heideerde und Lauberde, und setzt je nach Bedürfnis Lehm (am besten von alten Lehmwänden), Sand und Kalk (von alten Mauern) hinzu. Für manche Zwecke wird auch lockeres Torfklein oder reiner Quarzsand und, wenn letzterer nicht zu haben ist, gewaschener Flußsand benutzt.

Eßbare Erden nennt man solche E., welche von gewissen Völkerschaften als Speise benutzt werden. Der Gebrauch der Erde als Speise findet sich am häufigsten in Ländern der heißen Zone. Weiber und auch erwachsene Männer zeigen eine fast unwiderstehliche Neigung, Erde zu verschlucken, und nicht etwa nur Kalkerde zur Sättigung von Magensäure, sondern eine fette, schmierige und stark riechende Erde. Die Ottomaken am Orinoko leben, solange die Überschwemmungen des Flusses dauern (2-3 Monate), wodurch ihnen Jagd, Fischfang und Kräutersuchen unmöglich gemacht sind, von einem feinen, graugelben, schmierigen Thon, den sie am Feuer etwas brennen, und auch beim reichsten Fischfang mischen sie diese Erde unter ihre Speise. Man rechnet auf die Person täglich 125 g, und dabei sind diese Leute gesund und kräftig und bekommen auch keinen harten und aufgetriebenen Leib. An den Küsten von Guinea speisen die Neger eine gelbliche Erde als Leckerbissen; noch als Sklaven in Amerika suchen sie eifrig nach diesem Genuß, leiden aber hier unter der Befriedigung desselben. Auf den Antillen wählen sie dazu einen rotgelben Tuff, den sie heimlich auf den Märkten kaufen. Auf Java verkauft man den Eingebornen kleine, viereckige und rötliche Kugeln aus schwach auf einem Eisenblech geröstetem Thon. Die Neukaledonier essen in teurer Zeit große Stücke eines zerreiblichen Tropfsteins; eine andre Erde, welche die Neger in Afrika auf den Inseln Bunka und Los Idolos essen, ist ein weißer und zerreiblicher Speckstein. Die Eingebornen von Tigua in der kalten Region von Quito speisen eine mit quarzigem Sand vermischte, sehr feine Thonerde ohne Nachteil. Sehr allgemein verbreitet ist das Erdeessen in Persien. In den Bazaren werden besonders zwei Erdarten feilgeboten: die eine (vom Mahallatgebirge) ist ein weißer, feiner, etwas fettig anzufühlender Thon; die andre (von Kirman) bildet unregelmäßige, weiße, feste Knollen, fühlt sich feinerdig an und schmeckt etwas salzig. Zur Erklärung des Erdeessens in Persien verweist Göbel auf die trockne Hitze der Ebenen, das unthätige Leben der Orientalen und das dadurch bedingte sehr geringe Nahrungsbedürfnis. Wollte sich der Perser den Genuß des Essens stets durch wirkliche Nahrungsmittel verschaffen, so würde er sich Indigestionen zuziehen, die in jenen Gegenden sehr ernstlicher Natur sind;