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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Essenwein; Essenz; Essequibo; Esser; Essex

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Essenwein - Essex.

gotii, in der Rechtssprache die wesentlichen Bestandteile eines Rechtsgeschäfts, welche vorhanden sein müssen, wenn ein Rechtsgeschäft einer bestimmten Art bestehen soll, z. B. beim Kauf der Preis und die Ware; Essentialität, das Wesentliche, die Wesenheit.

Essenwein, August, Architekt und Kunstschriftsteller, geb. 2. Nov. 1831 zu Karlsruhe, besuchte 1847 bis 1852 die polytechnische Schule daselbst und machte dann längere Studienreisen nach Berlin, Köln, Wien und Paris. 1855-56 gab er das große Werk "Norddeutschlands Backsteinbau im Mittelalter" (36 Tafeln mit Text) heraus. 1856 siedelte er nach Wien über und trat daselbst in den Dienst der Staatseisenbahn. Daneben kunsthistorischen Studien sich widmend, schrieb er mehrere größere Aufsätze für die "Mitteilungen der k. k. Zentralkommission etc.", fertigte architektonische Entwürfe verschiedener Art, bei denen er besonders den romanischen Stil pflegte, und war auch für die Kunstindustrie thätig. 1864 wurde er zum städtischen Baurat in Graz gewählt und ein Jahr darauf zum Professor an der technischen Hochschule daselbst ernannt. Hier gab er unter anderm heraus: "Die mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt Krakau" (Nürnb. 1867). 1866 wurde er als erster Vorstand des Germanischen Museums nach Nürnberg berufen und entfaltete nun eine überaus rege Thätigkeit, wodurch die Anstalt in kurzer Zeit bedeutend erweitert und zu hohem Ansehen gebracht wurde. Er publizierte teils allein, teils mit A. v. Eye mehrere kleine Schriften über das Museum, dann Spezialkataloge über einige Abteilungen der Sammlung, zwei große Kupferwerke: "Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen" und "Die Holzschnitte des 14. und 15. Jahrhunderts im Germanischen Museum", und viele kleinere Aufsätze im "Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit". Daneben fertigte er auch Entwürfe zu Restaurationsarbeiten, z. B. des Münsters zu Bonn, zu Wandmalereien, Glasgemälden, Orgeln (z. B. für die St. Lorenzkirche zu Nürnberg), zur gesamten Ausstattung von Kirchen, z. B. St. Maria im Kapitol zu Köln, deren Ausführung er auch in allen Einzelheiten überwachte. Auch ist der weitere Ausbau der Nürnberger Kartause (Sitz des Germanischen Museums) sein Werk. Er gab ferner heraus: "Kunst- und kulturgeschichtliche Denkmale des Germanischen Nationalmuseums" (Nürnb. 1877); "Bilderatlas zur Kulturgeschichte; Mittelalter" (Leipz. 1884).

Essenz (lat.), ursprünglich der wesentliche, wirksame Bestandteil einer vegetabilischen oder tierischen Drogue, daher s. v. w. ätherisches Öl, welches Geruch und Geschmack vieler Pflanzen bedingt, ebenso ein alkoholischer Auszug der Droguen, welcher die wesentlichen Bestandteile gelöst enthält (also s. v. w. Tinktur), oder eine Lösung von ätherischen Ölen in Alkohol, auch konzentrierte Präparate, welche bei der Verdünnung Getränke liefern (Punsch-, Maitrankessenz), dann ein aus den vorzüglichsten Trauben gewonnener Wein (s. Wein).

Essequibo, 1) südamerikanischer Fluß in Britisch-Guayana, entspringt in den Acaraibergen unter etwa 0° 40' nördl. Br., fließt in einem gewundenen Lauf etwa 750 km weit von S. nach N. und ergießt sein dunkles, aber durchsichtiges Wasser durch vier Mündungen in den Atlantischen Ozean. Sein Bett ist reich an Inseln mit der prachtvollsten Vegetation. Größere Zuflüsse sind: der 370 km lange Rupununi (Weiße Fluß), der sich dem Rio Branco (Nebenfluß des Amazonenstroms) am meisten nähert, der Siparuni (Rote Fluß) und die vereinigten Cuyuni (Cuyuwini, 950 km lang) und Mazaruni, welche dem E. 45 km vor seiner Mündung von W. her zufließen, Man hat ihn über 500 km weit aufwärts befahren, doch sind seine zahlreichen Katarakte (unter andern König Wilhelm IV. unter 3¼° Breite) und Stromschnellen der Schiffahrt sehr hinderlich. -

2) Eine der drei Grafschaften von Britisch-Guayana, umfaßt den fruchtbaren und reichen nordwestlichen Teil des Landes, zwischen den Mündungen des Orinoko und Essequibo, und hat eine ländliche Bevölkerung von etwa 25,000 Seelen ohne die wilden Indianer.

Esser, Heinrich, Komponist, geb. 15. Juli 1818 zu Mannheim, bildete sich zunächst im Violinspiel aus und wurde mit 20 Jahren Konzertmeister, später Musikdirektor am dortigen Theater. Nachdem er mehrere Jahre der Mainzer Liedertafel als Dirigent vorgestanden, erhielt er 1847 einen Ruf nach Wien als Kapellmeister am Kärntnerthor-Theater und wurde 1867 zum Beirat der obersten Verwaltung dieser Anstalt ernannt. Aus Gesundheitsrücksichten legte er 1869 seine Stelle nieder und zog sich nach Salzburg zurück, wo er 3. Juni 1872 starb. Unter seinen Kompositionen haben besonders seine ein- und mehrstimmige Lieder große Verbreitung und Beliebtheit erlangt; auch seine Instrumentalsachen werden geschätzt. Weniger Erfolg hatten seine Opern.

Essex, Grafschaft im östlichen England, umfaßt das Land an der Nordsee zwischen dem Stour und der Themse, nördlich von Suffolk und Cambridge, südlich von Kent, westlich von Hertford und Middlesex begrenzt, mit einem Areal von 3994 qkm (72,5 QM.) und (1881) 576,434 Einw. Der Boden ist meist eben, im N. sandig, aber fruchtbar, im O. und S. meist Marschboden, an der Themse flach und sumpfig. Die Küste ist durch Buchten sehr zerrissen und hat ausgedehnte Salzsümpfe. Die beträchtlichen Flüsse sind außer den Grenzflüssen Stour und Themse der Colne, Chelmer, Blackwater, Crouch, welche der Nordsee, der Roding und Lea, welche der Themse zufließen. Das Klima ist mild, doch herrschen an der Küste und Themse im Herbst oft fiebererzeugende dicke Nebel. Von der Oberfläche sind 58,5 Proz. Ackerland, 20,7 Proz. Weide und 2,7 Proz. Wald (darunter Epping Forest). Ackerbau und Viehzucht bilden die Haupterwerbszweige. An Vieh zählte man 1884: 41,818 Ackerpferde, 83,978 Stück Hornvieh, 334,087 Schafe, 110,789 Schweine. Der Fischfang ist ergiebig (973 Fischer), an Mineralien dagegen ist das Land arm. Die Industrie beschränkt sich fast nur auf den an London grenzenden Teil der Grafschaft, wo Maschinen- und Schiffbau (3119 und 861 Arbeiter) von Bedeutung sind. Die Strohhutfabrikation beschäftigte 1881 nur noch 930 Mädchen und Frauen. Hauptstadt der Grafschaft ist Chelmsford, die größte Stadt aber West Ham. - Einst war E. (Eastseax, Estrasaxonia oder Ostsachsen) ein angelsächsisches Königreich, das, von Äscwin (Erkewin), dem Sohn Offas, um 527 gegründet sein soll und Lundenwyk (London) zur Hauptstadt hatte. Später ward es von Kent, darauf von Mercien unterworfen, behielt aber Unterkönige; aus deren Hause stammt Offa, welcher 709 resignierte und als Mönch in Rom starb. Im Anfang des 9. Jahrh. fiel E. an König Egbert von Wessex.

Essex, engl. Adelstitel, der vom 12. bis 16. Jahrh. nacheinander von den Familien Mandeville, Fitzpiers, Bohun und Bourchier geführt ward. Heinrich VIII. verlieh ihn 1539 seinem Günstling Thomas Cromwell (s. d.) und nach dessen Tode dem Bruder seiner sechsten Gemahlin, William Parr, von dem er 1572 auf die Familie Devereux überging. Der letztern gehören an: