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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Euphonie; Euphonium; Euphorbia; Euphorbiaceen

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Euphonie - Euphorbiaceen.

teil. Als die Helden an den Tritonsee kamen, übergab ihm Triton eine Scholle Landes, und Medea weissagte, wenn er dieselbe in den Hadeseingang am Tänaron werfe, so würden seine Nachkommen im vierten Glied Herrscher von Libyen werden. Da die Scholle aber bei der Insel Thera verloren ging, so mußten seine Nachkommen erst diese Insel besetzen, von der aus erst Battos, sein Nachkomme im 17. Geschlecht, Kyrene in Libyen gründete. Pindar benutzte den Mythus, um den Sieg des Arkesilaos aus Kyrene zu verherrlichen.

Euphonie (griech.), Wohllaut; euphonisch, dem Wohllaut gemäß, aus Rücksicht darauf; euphonische Buchstaben, Buchstaben, welche bloß des Wohlklanges wegen eingeschoben werden, wie b im franz. nombre (aus lat. numerus), t in "meinetwegen". Vgl. Lautlehre.

Euphonium (griech.), 1) ein von Chladni 1790 konstruiertes Instrument, aus abgestimmten Glasröhren bestehend, die mit benetztem Finger gestrichen wurden. Die Glasröhren machten Longitudinalschwingungen, erzeugten aber Transversalschwingungen in Stahlstäben, mit denen sie verbunden waren. Vgl. Chladnis Beschreibung der Klavicylinder etc. in den "Neuen Beiträgen zur Akustik" (Wien 1822). - 2) Blechblasinstrument von weiter Mensur (Ganzinstrument), s. Baryton.

Euphorbia L. (Wolfsmilch), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, milchende, kraut-, baum- oder strauchartige, zuweilen kaktusartige und dornige Gewächse. Die Blätter stehen wechsel-, gegen-, selten quirlständig, sind bisweilen sehr klein oder fehlen. Die Nebenblätter sind von sehr verschiedener Gestalt, oft auf Drüsen reduziert, bisweilen in Dornen umgewandelt. Die Blütenstände sind fast stets terminal, meist zwei-, fünf- oder vielstrahlige Dolden. Etwa 700 über die ganze Erde zerstreute Arten, die meisten in den wärmern Klimaten. E. antiquorum L., ein kaktusähnlicher Strauch in Ägypten, Arabien, Ostindien, von 2-3,75 m Höhe, hat dreiseitige, abstehende oder niederliegende, gerade Äste mit ausgeschweift gezahnten, flach zusammengedrückten Kanten; ihren mit Mehl vermischten Saft brauchen die Hindu als Heilmittel. F. canariensis L. wächst in großer Zahl in öden, steinigen Gegenden auf den Kanarischen Inseln, bildet einen ästigen Strauch mit fleischigen, vier-, auch fünf- und sechsseitigen, steil emporstrebenden, blattlosen Ästen, welche auf den Kanten zwei stachlige Blattpolster tragen. Die Pflanze erreicht eine Höhe von 5 m. Aus den Winkeln der obern Blattpolster der letzten Verzweigungen entspringen die roten Blütenstände. E. resinifera Berg., über 1 m hoher, kaktusähnlicher, vom Grund auf verzweigter Strauch mit wenig verzweigten, stumpf vierkantigen Ästen und kurzen, abstehenden Dornen, wächst im Innern von Marokko und liefert das Euphorbium. Von den nahe an 30 deutschen Arten hat die Cypressen-Wolfsmilch (E. Cyparissias L., Tafel "Giftpflanzen I"), zerstreut stehende, sitzende, sehr schmal linienförmige, ganzrandige, kahle Blätter und vielstrahlige Dolden. Sie wächst auf magerm Sandboden an Wegen und war früher offizinell; die Wurzel (Bauernrhabarber) ist noch jetzt in Frankreich und Rußland als drastisches Purgiermittel im Gebrauch. Der in allen Teilen der Pflanze enthaltene Milchsaft ist brennend scharf und wird zum Wegbeizen der Warzen benutzt. E. Lathyris L. (kleines Springkraut, Maulwurfskraut) wird 60-90 cm hoch, hat einen blau angelaufenen Stengel, gegenständige, sitzende, lanzettförmige, ganzrandige Blätter und eine sehr große, vierstrahlige Dolde, ist in Südeuropa einheimisch und kommt im mittlern Europa hier und da verwildert vor. Die Samen (Semen Cataputiae minoris, Springkörner, kleine Purgierkörner) standen als Brech- und Purgiermittel bei den ältern Ärzten in großem Ansehen, werden aber heutzutage nicht mehr angewendet. Die Blätter und der Milchsaft der Pflanze sind ungemein scharf, wirken auf der Haut ätzend und blasenziehend und dienen daher zur Vertreibung der Warzen sowie gegen Zahnschmerz bei kariösen Zähnen. Von E. palustris L., einem krautartigen, 60-90 cm hohen Gewächs mit lichtgrünem Stengel und vielstrahliger Dolde, in Süd- und Mitteleuropa und in Mittelasien, an stehenden Gewässern, wirken die Wurzel und Wurzelrinde kräftig abführend und waren früher wie auch der ätzende Saft als Heilmittel in Gebrauch. E. fulgens Karw., ein Strauch in Mexiko, mit glattem Stengel, lanzettförmigen, langgespitzten, glatten, ganzrandigen Blättern und an der Spitze der Ästchen in einseitigen Trauben vereinigten, leuchtend roten Blüten, E. pulcherrima W. (Poinsettia pulcherrima Grah.), in Mexiko, mit später etwas verholzenden Stengeln, ovalen, hellgrünen Blättern und unscheinbaren Blüten, welche von einer bis 25 cm im Durchmesser haltenden Rosette scharlachroter Brakteen umgeben sind, sowie E. splendens Lodd., in Madagaskar, mit lederigen, glatten Blättern und scharlachroten Blüten, werden als Zierpflanzen kultiviert.

Euphorbiaceen (Wolfsmilchgewächse), dikotyle, vielgestaltige Pflanzenfamilie aus der Ordnung Tricoccae der Choripetalen, milchsaftführende Kräuter, Sträucher, Bäume, bisweilen auch kaktusartige Gewächse mit einfachen, seltener handförmigen Blättern. Nebenblätter fehlen den meisten, bei einigen kommen dergleichen vor in Form kleiner, häutiger Gebilde; bei den kakteenartigen E. aber, denen die Blätter fehlen, finden sich nur Nebenblätter von dorniger Form, die an den mehrkantigen, fleischigen Stämmen in Doppelreihen angeordnet sind. Die Gattung Phyllanthus hat bloß niederblattartige, schuppenförmige Blätter, in deren Achseln grüne, blattförmige Triebe (Phyllokladien) sich entwickeln. Auch die Blüten zeigen große Verschiedenheit. Sie sind eingeschlechtig, bald ein-, bald zweihäusig und entwickeln bald ein einfaches Perigon, bald Kelch und Blumenkrone wie bei der Gattung Croton, bald fehlt die Blütenhülle ganz. Sehr variabel zeigen sich auch die Staubgefäße, die als ein einfacher oder mehrfacher Kreis vorhanden sein können, in andern Fällen bis auf ein einziges terminal stehendes verkümmern. Den einfachsten und zugleich eigentümlichsten Bau haben die Blüten bei der Gattung Euphorbia (Fig. 1). Sie bilden hier kleine, von einem becherförmigen Involukrum umgebene Blütenstände (Fig. 2), welche am Ende der Stengel in einer mehrstrahligen, zusammengesetzten Trugdolde stehen und gewöhnlich für die eigentlichen Blüten genommen werden. Letztere finden sich aber erst in Mehrzahl innerhalb des Involukrums und haben den allereinfachsten Bau. Hier stehen nämlich mehrere kleine Blütenstielchen, auf denen gelenkartig inseriert je ein Staubgefäß sitzt (Fig. 3); jedes Stielchen repräsentiert eine aus einem einzigen Staubgefäß bestehende männliche Blüte. Auf einem einzigen stärkern Stielchen sitzt außerdem ein nacktes Pistill, welches die weibliche Blüte der Infloreszenz darstellt. Das Involukrum bildet an seinem Rand gezahnte Abschnitte und mit diesen abwechselnd stehende, runde oder mondförmig gehörnte Drüsen. Der oberständige Fruchtknoten der meisten E. besteht aus drei, seltener aus zwei oder