Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fadenschnecke; Fadenwürmer; Faed; Faënza; Faes; Fafnir; Fagel

1013

Fadenschnecke - Fagel.

Fadenschnecke (Aeolis Cuv.), Gattung aus der Gruppe der Hinterkiemer (Opisthobranchia), im Meer lebende Nacktschnecken, auf deren Rückenfläche sich zahlreiche Fortsätze erheben, an deren Spitze Säckchen mit Nesselkapseln liegen. Aus letztern kann ein nesselnder, als Verteidigungs- und Angriffswaffe dienender Faden herausgepreßt werden. Die breitwarzige F. (A. papillosa Cuv.), in der Nordsee, wird 15 cm lang, ist graubraun, kugelt sich, wenn sie auf den Rücken gelegt wird, wie ein Igel zusammen und lebt hauptsächlich von Seeanemonen.

Fadenwürmer, s. Nematoden.

Faed (spr. fehd), 1) John, engl. Maler, geb. 1820 zu Burley Mill in Schottland, kam 1841 auf die Akademie zu Edinburg und begann schon im folgenden Jahr mit kleinen Genrebildern. Im J. 1850 machte er sich durch ein Bild: Shakespeare und seine Zeitgenossen, und später durch zwei Reihen von Illustrationen: Sonntagsabend des Landmannes und die Heimkehr des Soldaten, bekannt. Im J. 1864 siedelte er nach London über. Von seinen hier mit großer Sorgfalt, aber ohne tiefere Empfindung ausgeführten Genrebildern sind zu nennen: das Schützenfest, der Steigbügeltrunk, des Försters Tochter, Goldsmith in seinem Studierzimmer, die Mußestunde, der alte Korbflechter, der alte Krämer und Nach dem Sieg.

2) Thomas, engl. Maler, geb. 1826 zu Burley Mill, Bruder und Schüler des vorigen, lernte auch unter Allan in Edinburg und wurde schon 1849 mit seinem Bild: Scott und seine Freunde Genosse der schottischen Akademie. 1852 ließ er sich in London nieder, wo er 1855 mit seiner Waise einen großen Erfolg beim Publikum, weniger bei der Kritik hatte. Er malte besonders Szenen aus dem Volksleben der schottischen Hochlande und der Arbeiterklassen, gewöhnlich mit empfindsamer Auffassung, die ihren Reiz auf das englische Publikum nie verfehlt. Man fand in denselben die Charaktere trefflich gezeichnet, aber zu zahm und gleichmäßig in der Empfindung; das Kolorit aber ward als unerträglich bezeichnet. F. wurde 1864 Mitglied der königlichen Akademie zu London u. 1875 Ehrenmitglied der Wiener Akademie.

Faënza, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Ravenna, an der Via Ämilia, an der Eisenbahn von Bologna nach Ancona und am Amone, in fruchtbarer Ebene, aus welcher der Kanal Zanelli zum Po di Primaro geht. Die Stadt hat einen großen, von Arkaden umgebenen Marktplatz, in welchen die vier Hauptstraßen (darunter der breite Corso) einmünden, einen imposanten Dom mit mächtiger Kuppel, ein Rathaus mit hohem Turm (die ehemalige 200jährige Residenz der Manfredi) und ein neues Theater. F. zählt (1881) 13,998. Einw., welche Fabrikation von Majolika und Steingut (ehemals sehr berühmt und nach dieser Stadt "Fayence" benannt), Seidenspinnerei und Handel mit dem in der Umgebung gebauten Wein und Hanf betreiben. Die Stadt ist Sitz eines Bischofs, hat ein Lyceum, ein Gymnasium, eine technische Schule, eine reichhaltige städtische Gemäldegalerie, eine städtische Bibliothek, ein allgemeines Krankenhaus und ist Geburtsort des Physikers Torricelli (1608). - F. ist das antike Faventia, eine Stadt der Bojer in Gallia cisalpina, ward im Gotenkrieg völlig zerstört, gehörte in der Folge den Exarchen von Ravenna und stand noch später in Abhängigkeit von Bologna, dessen Joch es endlich abschüttelte. F. war damals so stark befestigt, daß Friedrich II. es 1241 erst nach achtmonatlicher Belagerung erobern konnte. 1376 wurde der Ort vom päpstlichen Heerführer Hawkwood geplündert, wobei 4000 Personen umkamen. Unter den sich bekämpfenden Adelsfamilien waren die Manfredi die bedeutendsten und erlangten zuletzt die Herrschaft. Denkwürdig ist die heldenmütige Verteidigung des 17jährigen Astorre de Manfredi gegen Cesare Borgia 1500, welcher ein Kapitulationsbruch und die Erdrosselung des Jünglings in der Engelsburg zu Rom nachfolgten. Darauf wurde F. erst von den Venezianern, sodann vom Papst Julius II. erobert und dauernd mit dem päpstlichen Gebiet vereinigt.

Faes (spr. fahs), Pieter van der, Maler, s. Lely.

Fafnir (Fofner), in der nordischen Mythologie Sohn des Zauberers Hreidmar, geriet mit diesem nach Otrs (s. d.) Tode durch Odin über dessen Sühngeld in Streit und erschlug ihn; seinen Bruder und Mitschuldigen Regin aber, der einen Teil des Goldes begehrte, zwang er zur Flucht, zog mit seinem Schatz zur Gnitaheide und bewachte ihn in Gestalt eines Drachen. Regin, der in des Königs Hialfrek Palast den Wölsungen Sigurd in allerlei Künsten unterrichtete, schmiedete nun diesem ein treffliches Schwert und forderte ihn auf, Fafnirs Gold zu suchen. Sigurd ging mit Regin auf die Gnitaheide, verbarg sich dort in einer Grube und durchstach von derselben aus den Drachen, der über ihn hinwegkroch, um im roten See seinen Durst zu löschen. Sterbend sagte ihm F. den Fluch, der auf dem beim Schatz befindlichen Ring des Zwergs Andwari (s. Andwaranaut) lastete, um ihn von der Erhebung des Horts abzuhalten; Sigurd aber achtete nicht der Rede. Regin trank Fafnirs Blut und legte Sigurd auf, ihm das Herz des Drachen zu braten; dies that dieser, verzehrte es aber selbst, worauf er die Sprache der Vögel verstand. Von dieser Begebenheit nennen die Dichter das Gold "Fafnirs Lager", Sigurd aber erhielt den Beinamen Fafnirstöter (Fafnirsbana). Abweichend ist die Erzählung im Heldenbuch. Vgl. Sigurd.

Fagel, niederländ. Familie, aus der eine Reihe dem Haus Oranien treu ergebener Staatsmänner und Generale hervorgegangen ist:

1) Kaspar, geb. 1620 im Haag aus einer edlen Patrizierfamilie, wurde 1663 zum Pensionär (Stadtschreiber) von Haarlem erwählt und als solcher Mitglied der Staaten von Holland. 1670 wurde er Greffier (Sekretär) der Generalstaaten und 1672 nach de Witts Abdankung am Tag vor dessen Ermordung Ratspensionär von Holland. Er zeichnete sich durch Standhaftigkeit, Umsicht und Thätigkeit aus und war ein treuer Berater Wilhelms III. von Oranien in dessen Kampf gegen Ludwig XIV. Auf seinen Antrieb wurde dem Prinzen 1674 die erbliche Statthalterwürde übertragen. Auch die englische Expedition 1688, welche Wilhelm auf den englischen Thron erhob, hat er vorbereiten helfen. Er starb 15. Dez. 1688. - Sein Bruder Heinrich (1617-1700) wurde 1672 sein Nachfolger als Greffier, und dessen Sohn Franz (1659-1749) hatte dieses wichtige Amt mehr als 50 Jahre inne.

2) Franz Nikolaus, Baron, kaiserlicher Feldmarschallleutnant, Neffe von F. 1), geb. 1645 zu Nimwegen, zeichnete sich 1690 vor Fleurus aus, führte bei der Verteidigung von Mons (1691) und bei der Belagerung von Namur (1695) den Befehl, kommandierte als Generalleutnant bei dem Sturm auf Lüttich (Oktober 1702) und bei der Belagerung von Bonn (1703) und focht bei Eckeren (30. Juni 1703). Der Armee in Portugal zugeteilt, wechselte er in dem Feldzug von 1705 Tag für Tag mit Galloway im Kommando, nahm Valencia und Albuquerque und setzte die Belagerung von Badajoz durch. Nach Holland