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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Falun; Faluner Brillanten; Falva; Falz; Falzmaschine; Fama; Fama crescit eundo; Famagusta

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Falun - Famagusta.

köpfen und Tierfüßen verziert, vergoldet und mit Elfenbein eingelegt. Der Sitz bestand entweder aus Zeug, Leder u. dgl. oder aus Latten, welche sich beim Zusammenklappen des Stuhls ebenfalls zusammenlegten. Weil er leicht transportiert werden kann, wird der F. im Kriegslager, auf Reisen, Spaziergängen, bei künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeiten im Freien benutzt, daher auch Feldstuhl genannt. Im mittelalterlichen Latein hieß der F. Faldistolium (s. d.), woraus Fauteuil (s. d.) entstand.

Falun, Hauptort des schwed. Falu- oder Kopparberg-Läns, eine alte, wegen ihrer Kupferbergwerke längst berühmte Bergstadt, liegt in einem weiten Thalgrund zwischen den Seen Warpan, Tisken und Runn am Flüßchen Faluå und steht durch Eisenbahn mit Gefle und Gotenburg in Verbindung. Sie ist seit dem Brand von 1761 neu und regelmäßiger aufgebaut worden, hat meist mit Schlacken gepflasterte Straßen, im ganzen aber wegen des Kupferrauchs und Dampfes der nahen Hüttenwerke, der nicht selten darüberliegt, ein düsteres Ansehen. Die Stadt hat 6 Plätze, 2 Kirchen (die alte Kupferbergskirche ward schon 1350 erbaut), eine Bergschule, eine höhere "allgemeine Lehranstalt", eine Gewerbeschule, Lehrerinnenseminar, Taubstummenanstalt, ein Museum (seit 1838), ein Kornmagazin, bedeutende Flachs- und Baumwollspinnerei, Fabriken für Decken und Fußteppiche aus Kuhhaar, Tabakspfeifen, Leder etc. und (1883) 7507 Einw., wovon etwa ein Siebentel aus Grubenarbeitern besteht. Im W., noch im Umfang der Stadt, liegt das berühmte, seit länger als 500 Jahren bearbeitete Kupferwerk, eine ungeheure offene Pinge, wie bei Dannemora. Seit 1616 ist dasselbe im Besitz einer Aktiengesellschaft. Die Erzmasse lagert zwischen zwei aus Talk und Glimmer bestehenden Gängen, welche von NW. nach SO. führen, in der Tiefe von 380 m sich vereinigen und nun allen weitern Erzzugang abschneiden. Die große Tagöffnung (Stöten genannt), welche durch zwei furchtbare Einstürze 25. April und 24. Juni 1687 entstand und besonders 1833 und 1876 durch große Erdrutsche erweitert wurde, ist 385 m lang, 211 m breit und 96 m tief; in dieselbe steigt man in schrägen Gängen hinab, in welchen Treppen von Holz und Eisen angebracht sind. Zur Aufförderung des Erzes und des Wassers aus der großen Grube sind Schächte angelegt; das Wasser, welches die Kunst- und Spielräder treibt, wird vermittelst eines Kanals aus dem See Wellan herbeigeleitet. Der Grubenbau wird teils ausschließlich durch Sprengen, teils durch Sprengen und Feuersetzen betrieben. Das Kupfererz ist ein aus Eisen, Schwefel und Kupfer bestehender Schwefelkies, der Kupfergehalt sehr verschieden (von ¼-20 Proz.). Außerdem enthält das Kupfererz öfters zerstreute Beimischungen von Zink, Blei etc., die nur durch Schmelzen ausgeschieden werden können. Jeden achten Zentner des bereiteten Kupfers erhebt seit 1804 die Krone als Steuer. Außerdem gewinnt man etwas Gold, Silber (500 kg jährlich), Blei, Schwefel, Eisenvitriol. Übrigens hat der Ertrag des Bergwerks gegen früher abgenommen; während 1650 über 32,000 metr. Ztr. Garkupfer gewonnen wurden, betrug die Aufförderung in den letzten Jahrzehnten nur etwa 7300 metr. Ztr. Garkupfer und ist seit 1880 noch erheblich gesunken (in F. und dem in Östergötland belegenen Ätvidaberg zusammen von 21,000 auf 16,000 metr. Ztr. im J. 1884). F. ist Sitz des Landeshauptmanns und des Bergmeisters für den Gefle-Daladistrikt. Das Ereignis, daß man 1719 in der Tiefe von 130 m die unversehrte Leiche eines Jünglings fand, der 1670 dort verunglückt war und nun von einem alten Mütterchen als ihr Bräutigam erkannt wurde, hat E. T. A. Hoffmann den Stoff zu einer Novelle, H. Heine zu einer Ballade, v. Holstein zu seiner Oper "Der Heideschacht" gegeben.

Faluner Brillanten (Zinnbrillanten), Zinnschmuck, Abdrücke von facettiert geschliffenen Gläsern in einer Legierung von 3 Teilen Blei und 4 Teilen Zinn, werden erhalten, indem man die geschliffenen Gläser in die geschmolzene Legierung eintaucht und das an ihnen haftende Metall nach dem Erstarren ablöst. Die F. B. besitzen lebhaften Glanz, der sich an der Luft nicht verändert, aber beim Berühren leidet. Man benutzt sie als Theaterschmuck und zum Verzieren von Weihnachtsbaumkonfekt.

Falva (magyar.), s. v. w. Dorf; kommt als Zusatz bei ungarischen Ortsnamen häufig vor.

Falz, eine Falte oder in die Länge gezogene Vertiefung; der behufs Vereinigung zweier Blechstücke an beiden mit Falzwerkzeugen oder auf einer Maschine (Falzmaschine) umgebogene und ineinander gehakte Rand, welcher zusammengeschlagen, gedrückt oder gelötet wird; dann s. v. w. Rinne, z. B. die Rinne an einem Hufeisen, in welche die Nagellöcher gemacht werden; Vertiefung an Fensterfuttern und Thürzargen, in welche Fenster und Thüren genau eingreifen; bei in Nuten und Federn gesetzten Brettern die in der Mitte der schmalen Seite gemachte Vertiefung, in welche die Feder eingeschoben wird. Diese Falze macht man bald einfach, bald doppelt mittels des Falzhobels, dessen beide Kastenteile vermittelst einer Schraube enger und weiter gestellt werden können, und dessen Eisen so breit und weit vorstehend ist, daß diese Verhältnisse der Breite und Tiefe des Falzes entsprechen. Zur Befestigung des zu falzenden Brettes dienen die Hobelbank, der Fügebock und die Falzbank, ein auf vier niedrigen Füßen stehendes langes Holz mit zwei kurzen, dicht nebeneinander aufrecht stehenden Stöcken auf beiden Seiten, in deren Zwischenraum das Brett mit Holzkeilen befestigt wird.

Falzmaschine, s. Falz und Buchbinden.

Fama (lat.), Ruf, Gerücht; auch Göttin des Gerüchts oder der Sage, der Ossa (s. d.) der Griechen entsprechend. Als letztere nennt sie Vergil die jüngste Tochter der Erde, welche sie im Zorn über die Besiegung der Giganten und zur Verlästerung der herrschenden Götter gebar. Ovid (Metam. XII, 39 ff.) schildert ihre Wohnung als einen Palast mit tausend Öffnungen und aus tönendem Erz gemacht, und ihren Hofstaat, den die Leichtgläubigkeit, der Irrtum, die eitle Furcht etc. bilden.

Fama crescit eundo, lat. Sprichwort: "Das Gerücht wächst, indem es sich verbreitet".

Famagusta (türk. Ma'usa, im Altertum Ammochostos), Stadt und Distriktshauptort auf der Ostküste der Insel Cypern, südlich von der Mündung des Pidias, ein ehedem bedeutender, jetzt heruntergekommener Ort von etwa 2000 Einw. Nördlich davon die Ruinen des alten, von Heraklios zerstörten Salamis. - F., schon in assyrischer Zeit bestehend, erlangte Bedeutung zuerst unter den byzantinischen Kaisern durch seinen guten Hafen. Richard Löwenherz nahm die Stadt 1191 den Byzantinern ab; bald darauf wurde Guido von Lusignan daselbst als König von Cypern gekrönt. 1372 ward F. von den Genuesen erobert; dann kam es an die Venezianer und bildete, von diesen in eine starke Festung umgewandelt, ein Hauptbollwerk gegen die Türkei. 1570 ward es von dem Venezianer Bragadino über elf Monate gegen die