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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fanega - Fangvorrichtungen.

Fanega, älteres span. Getreide- und Feldmaß, im ehemals spanischen Amerika zum Teil noch jetzt gebräuchlich. 1) Getreidemaß; das spanisch-kastilische F. à 12 Celemines = 55,501 Lit. (in den Provinzen schwankend von 21,40-74,14 L.), in Mexiko bis 1866 à 12 Almudas = 90,815 L., in Yucatan (Carga) = 60,566 L., auf Cuba bis 1858: 109,088 L. oder 92 kg, in Chile = 90,75 L., nach dem Gesetz von 1848 = 97 L. (6 Fanegas von Concepcion = 7 Fanegas von Valparaiso), in der Argentina = 137,20 L. - 2) Feldmaß (Fanegada) = 576 QEstadales = 64,396 Ar (in den Provinzen 7,15-70,057 Ar), auf Cuba um 1,4 Proz. größer, auf den Kanaren = 52,483 Ar.

Fanegada, s. Fanega.

Fanfani, Pietro, ital. Philolog und Schriftsteller, geb. 21. April 1815 bei Pistoja, widmete sich anfangs dem Studium der Medizin, das er aber bald mit dem der vaterländischen Sprache und Litteratur vertauschte, war dann journalistisch thätig und gründete 1847 die Zeitschrift "Ricordi filologici". Im folgenden Jahr entriß ihn der Wirbel der revolutionären Bewegung dieser friedlichen Thätigkeit. Er nahm an den Kämpfen bei Montenara und Curtatone teil und wurde als Gefangener nach der Festung Theresienstadt gebracht. Dort bald wieder entlassen, erhielt er zu Turin eine Anstellung im Ministerium des Unterrichts, später eine ähnliche in Florenz. 1859 übernahm er die Stelle eines Bibliothekars an der Marucelliana in Florenz, die er bis an seinen Tod 4. März 1879 bekleidete. F. hatte 1851-52 eine philologisch-litterarische Monatsschrift: "L'Etruria", herausgegeben und, nachdem diese eingegangen, einige belletristische Blätter gegründet. Seine Hauptwerke in philologischer Richtung waren lexikalische Arbeiten, die er 1849 mit einer Polemik gegen die Accademia della Crusca rühmlich eingeleitet hatte. 1855 veröffentlichte er zu Florenz das hochverdienstliche "Vocabolario della lingua italiana" (2 Bde.), dem ein "Vocabolario dell'uso toscano" und "Vocabolario della pronuncia toscana" (beide Flor. 1863), zuletzt das "Vocabolario della lingua italiana parlata" (das. 1876) und verwandte Arbeiten nachfolgten. Seinen bedeutenden Ruf als Schriftsteller verdankte er neben der gründlichen Gelehrsamkeit einer gewissen Lebhaftigkeit des Geistes, welcher auch der Humor nicht fremd war, wie er denn auch in der Zeitschrift "Piovano Arlotto" ein weithin geschätztes Organ für feinen und geistreichen Humor geschaffen hatte. Die "Scritti cappricciosi" (1864) und die launige Satire "Democritus ridens, ricreazioni letterarie" (1872) sind interessante Leistungen in dieser Richtung. Daneben bethätigte er sich mit Glück auch auf novellistischem Gebiet; es erschienen von ihm: "Cecco d'Ascoli", eine Erzählung aus dem 14. Jahrh. (2. Aufl., Flor. 1870); "La Paolina" (das. 1868); "Una bambola", Roman für Kinder (das. 1869); "Il fiaccherajo e la sua famiglia", Erzählung aus dem florentinischen Volksleben (Mail. 1874), und "Novelle e ghiribizzi" (das. 1879). Vgl. Cerquetti, Pietro F. e le sue opere (Flor. 1879).

Fanfare (franz.), ein mehr oder minder ausgedehntes feierliches, festliches Trompetensignal, das nur die Töne des Dreiklanges benutzt und in der Regel auf der Quinte schließt; ein berühmtes Beispiel ist die F. im zweiten Akte des "Fidelio", welche die Ankunft des Gouverneurs verkündet.

Fanfaron (franz., spr. fangfaróng), Prahler, Großsprecher; Fanfaronnade, Großsprecherei, Aufschneiderei; Fanfaronnerie, prahlerisches Wesen; fanfaronnieren, prahlen, aufschneiden.

Fanfreluche (franz., spr. fangfr'lühsch, Fanferlüsch), Flitterkram; auch Name einer bösen Fee.

Fang, in der Weidmannssprache der Rachen des Wolfes, Fuchses und Hundes; Fänge, die langen, gekrümmten Reißzähne der Raubtiere und des Hundes, auch die Füße der Raubvögel sowie die daran befindlichen Krallen, während die Füße der zur Beize abgerichteten Edelfalken (Beizvögel) Hände heißen.

Fanga, früheres Getreidemaß in Portugal (bis 1868) und Brasilien (bis 1874), à 4 Alqueires, in Lissabon. = 55,363 Lit., in Porto = 69,86 L., in Rio de Janeiro = 160 L. (in der Praxis = 3 Fangas von Lissabon), in Bahia = 124,57 L.

Fangdamm, bei Durchstichen von Strömen die Erdmasse, welche man, um dem vorzeitigen Eindringen des Wassers vorzubeugen, so lange stehen läßt, bis die Arbeit vollendet ist; bei Grundbauten im Wasser, z. B. bei Fundierung von Brückenpfeilern, eine aus Pfahlwerk, das mit Lehm, Thon oder Beton gut ausgestampft ist, bestehende dammartige Umzäunung, welche den Ort, wo der Bau in Angriff genommen wird, möglichst wasserdicht so abschließt, daß er ausgeschöpft oder ausgepumpt werden kann, um hiernach im Innern derselben die Mauerung des Fundaments im Trocknen ausführen zu können.

Fangen der Kandare, Bezeichnung der Untugend des Pferdes, die Stange der Kandare ins Maul zu nehmen (zu fangen), wodurch die Einwirkung des Reiters auf das Pferd beeinträchtigt wird. Mittel dagegen ist ein Riemen, der beide Stangen verbindet.

Fangheuschrecken (Mantodea), Insektenfamilie aus der Ordnung der Geradflügler (s. d.).

Fanghorn, s. Fangvorrichtungen.

Fängisch heißt eine Falle, ein Eisen oder Netz, welches zum Fangen eines Tiers fertig vorbereitet ist.

Fangplatz, der Platz, welcher zum Fangen des Wildes hergerichtet wird (s. Saufang).

Fangschnur, wollene, seidene, silberne oder goldene Schnur, die an der Kopfbedeckung und an der Uniform der Husaren und Ulanen befestigt oder um den Hals geschlungen ist, um das Verlieren der erstern zu verhüten.

Fangvorrichtungen, Vorrichtungen zum Festhalten von Maschinenteilen bei Störungen im Gang. Bei gewissen Maschinen, insbesondere den direkt wirkenden Gebläsen, Wasserhaltungsmaschinen, hydraulischen Kränen, Dampfhämmern u. a., werden die erzeugten Geschwindigkeiten nicht durch den sicher wirkenden Zwang einer Kurbelbewegung (wie bei der gewöhnlichen Dampfmaschine mit Rotation), sondern durch rechtzeitig eingeleitete Gegenkräfte zur Ruhe gebracht. Würde nun der zugehörige Mechanismus unvollkommen wirken, so müßte ein Anschlagen der bewegten Massen an die zunächst liegenden übrigen Maschinenteile oder ein Hinausgleiten der erstern über ihren Normalweg erfolgen, und da ersteres eintreten kann, wird für letzteres durch F. vorgesorgt, welche entweder in elastischen Puffern oder sonstigen Anschlägen bestehen, die ein Übermaß des Hubes begrenzen. Sind diese Anschläge der großen aufzuhaltenden Kräfte wegen breitflächig und gegen die Wurzel zu verstärkt entwickelt, so heißen sie Fanghörner. Dann werden F. zur Sicherheit gegen Riß oder Bruch in stark oder stoßweise beanspruchten Maschinen eingebaut, z. B. an den Schalen der Fördermaschinen, wo sie aus gezahnten Exzentriks, Keilen oder Hebeln bestehen, die beim Riß des Förderseils, durch die Kraft einer dadurch frei werdenden Feder oder durch den in einem besondern Nebenseil entstehenden Zug gegen die seitlichen Führungsschienen gepreßt, die Schale