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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fasching - Fasold.

mit nach der Schneide zu gekrümmter Spitze und Holzgriff zum Strauchhauen beim Faschinenmachen. Bei der deutschen Feldartillerie heißt das Seitengewehr der Fußmannschaften auch F.

Fasching, in Bayern und Österreich übliche Bezeichnung für Karneval (s. d.).

Faschoda, großer Ort im ehemaligen ägypt. Sudân, auf einer Insel des Blauen Nils, besteht aus dem von Palissaden eingefaßten Dorf der Schilluk und den von der ägyptischen Regierung errichteten Steingebäuden, einem Fort mit einigen Kanonen, einer Kaserne, den Wohnungen für den Mudir und die Beamten und großen Magazinen. Die Stadt ward zum Hauptort der 1864 errichteten ägyptischen Provinz F. gemacht, welche nach Munzinger 250,000 Einw. zählte.

Fascîa (lat.), Band, Binde, machte in mannigfaltiger Weise (noch mehr als bei uns) einen Teil des Anzugs oder Schmuckes bei den Alten aus. Es hieß so die weiße Herrscherbinde, die um die Krone oder den Lorbeerkranz gewunden ward. Fasciae crurales (auch fasciolae, feminalia, cruralia, tibialia) waren die Binden, mit welchen man in Ermangelung von Beinkleidern und Strümpfen die Schenkel und Beine umwand, was aber anfangs nur von kränklichen oder verweichlichten Personen geschah. Bei der weiblichen Kleidung spielte die F. pectoralis, das Busenband, keine unwichtige Rolle. In der Anatomie heißt F. eine aus Zellgewebe bestehende Haut, welche einen oder mehrere Muskeln umgibt; fasciieren, mit Binden umwickeln; Fasciation, Umwickelung mit Binden; in der Botanik s. v. w. Verbänderung (s. d.).

Fasciculîtes Corda, vorweltliche Pflanzengattung aus der Familie der Palmen (s. d.).

Fasciculus (lat.), s. Faszikel.

Fascikulargewebe, das sekundäre Gewebe der Gefäßbündel von Dikotylen, welches durch Teilung aus den Abschnitten des Kambiumringes innerhalb der Gefäßbündel, dem Fascikularkambium, hervorgeht. (S. Gefäßbündel.)

Fascinieren (lat.), bezaubern, verblenden; Fascination, Bezauberung.

Fascînum (lat.), bei den alten Römern sowohl Bezauberung von Personen, besonders Kindern, und Sachen durch sogen. bösen Blick (s. d.) oder Besprechung und Beschreiung als auch das Mittel, durch welches man den Zauber nicht nur abwenden, sondern auch auf den Urheber desselben zurückwenden zu können vermeinte. Als solche Mittel dienten besonders Amulette der verschiedensten Art, welche teils den Schutz einer bestimmten Gottheit verbürgen, teils durch schreckliche oder lächerliche, namentlich obscöne Form den Zaubernden außer Fassung bringen sollten. Letzterer Art ist das speziell F. genannte männliche Glied, das eigentliche römische Abwehrungsmittel alles bösen Einflusses. Dasselbe bildete auch den Inhalt der von den Kindern als Amulett am bloßen Hals getragenen Kapsel (Bulla) und wurde sogar am Herde der Vesta in Rom verehrt. Auch gewisse Handlungen und Formeln sollten den Zauber abwenden; z. B. um nicht zu fallen, spuckte man in den rechten Schuh, ehe man ihn anzog. Es gab eigne Sprüche gegen Verrenkungen, Podagra und Unfälle auf Reisen. Wenn man sich loben hörte oder gar ein Wort des Eigenlobes, stolzen Selbstgefühls oder vermessener Hoffnung sich selbst entschlüpfen ließ, so versäumte man nicht, dreimal in den eignen Busen zu spucken oder durch eine schützende Formel ("Praefiscine" oder "Praefiscini", "Absit invidia verbo!" etc.) jede üble Folge entfernt zu halten.

Fase, in der Baukunst die Form, welche das Bauholz durch Abschrägung (Abfasung) der scharfen Kanten erhält. Fasefenster sind solche Fenster, die in Blei verglast, und deren Rahmen an den Kanten abgeschrägt sind.

Fasel, Fortpflanzung des Geschlechts, besonders unter Tieren; daher Faselvieh, die junge Brut von Zuchtvieh aller Art, im Gegensatz zum Mastvieh; Faselhengst, s. v. w. Beschälhengst; Faselochs, Bulle, Zuchtochs; Faselrind oder Faselkuh, eine nicht trächtige Kuh, welche zur Zucht noch benutzt werden soll; Faselschwein, ein junges Schwein in der Zeit der ersten Regung des Begattungstriebes.

Fasel, Pflanzengattung, s. Dolichos.

Faseolen (Fasiolen, Fasseln, v. lat. Phaseolus), in Österreich und Süddeutschland gebräuchliche Bezeichnungen der Schminkbohnen.

Faser, lange, dünne und biegsame und voneinander trennbare Elemente des Pflanzengewebes; daher insbesondere

1) langgestreckte, relativ dünne Zellen, welche miteinander zu einem Gewebe vereinigt sind und sich mehr oder minder leicht faserförmig voneinander trennen lassen (daher Bast-, Holzfasern etc., denn der Bast und das Holz sind hauptsächlich aus derartigen Zellen zusammengesetzt);

2) faserförmige Verdickungsschichten der Membranen gewisser Zellen, bei denen die F. auf der Innenfläche der Zellmembran bald eine fortlaufende, ein- oder mehrfache Spiralfaser, oder getrennte, aufeinander folgende Ringfasern bildet, bald netzförmig gestaltet ist, wonach man Spiralfaser-, Ringfaser- und Netzfaserzellen unterscheidet. Vgl. Zelle.

Faserananas, s. Bromelia.

Faserbaryt, s. Schwerspat.

Fasergeschwulst, s. Fibroid.

Fasergewebe, s. v. w. Prosenchym (s. d.).

Faserkalk, s. v. w. Aragonit.

Faserkohle, s. Steinkohle.

Faserstoff, vegetabilischer, s. Cellulose; animalischer, s. Fibrin und Blut, S. 56.

Faserstoffe, in der Technik alle Materialien, welche bearbeitet eine spinnbare Faser (Spinnfaser) liefern.

Fas est et ab hoste docêri (lat.), Spruch aus Ovid (Metam. IV, 428): "Es ist recht, auch vom Feinde zu lernen".

Fashion (engl., spr. fäsch'n), Mode, Ton der vornehmen Welt. Fashionabel (spr. fäschönebl), der F. entsprechend, modisch-fein, der feinen Welt und Lebensart gemäß.

Fäsi, Ulrich, schweizer. Philolog, geb. 24. Dez. 1796 zu Josephsberg in Galizien, vorgebildet zu Mezö-Béreny in Ungarn, seit 1807 infolge Übersiedelung seines Vaters, eines Geistlichen, zu St. Gallen und Zürich, studierte in Zürich Theologie, sodann seit 1821 in Leipzig und Berlin Philologie, wurde 1823 Professor des Hebräischen, 1831 der alten Sprachen, 1833 Rektor am Gymnasium zu Zürich und starb 8. Mai 1865. Seine noch jetzt gebrauchten Schulausgaben von Homers "Ilias" (Berl. 1851; 6. Aufl. von Francke, 1879 ff.), und "Odyssee" (das. 1849-50; 8. Aufl. von Hinrichs, 1884 ff.) sind verdienstlich; außerdem lieferte er zu der Wolfschen Ausgabe der "Variae lectiones" des Muret den 2. Band (Halle 1828).

Fasohle, s. Bohne.

Fasold, in der altdeutschen Sage ein Riese, der dem Sturm gebot, wird im "Eckenlied" mit seinem Bruder Ecke von Dietrich von Bern besiegt, wogegen in der Thidreksage Dietrich gemeinsam mit F. einen Drachen überwindet. Vgl. Ecken Ausfahrt.