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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Feldequipage - Feldgendarmen.

rung und Verbesserung dieser Bahnen: in Deutschland z. B. Gebr. Kappe in Alfeld, Orenstein u. Koppel, P. Dietrich, Fr. Hofmann in Berlin, Spalding in Jahnkow (Pommern), welch letzterer mit gutem Erfolg kürzere Joche, als dies sonst üblich war, einführte; in Österreich Bernuth u. Sasse in Wien, Martinka in Prag. Alle genannten Verfertiger haben mehr oder weniger erhebliche Verbesserungen an dem ursprünglich Decauvilleschen System angebracht, das Prinzip desselben ist jedoch bislang ausnahmslos beibehalten worden. Über F. für Kriegszwecke s. Militäreisenbahnwesen.

Feldequipage (Feldgerät) begreift sowohl alle Ausrüstungsstücke des einzelnen Soldaten als auch das gesamte zur kriegsmäßigen Ausrüstung ganzer Truppenkörper gehörende Material (s. Ausrüstung).

Felder, 1) Cajetan, Freiherr von, Bürgermeister von Wien, geb. 19. Sept. 1814 zu Wien aus unbemittelter Familie, ward im Benediktinerstift Seitenstätten erzogen, studierte dann die Rechte, wurde 1841 Advokat, Gerichtsdolmetsch für romanische und germanische Sprachen und Supplent der Staatengeschichte, der Statistik und des Völkerrechts an der Universität, 1848 Hof- und Gerichtsadvokat sowie Mitglied des Gemeinderats und 1861 des Landtags, wo er sich der Verfassungspartei anschloß. 1868 als Nachfolger Zelinkas zum Bürgermeister der Hauptstadt erwählt, machte er sich um die Neugestaltung Wiens, um Hochquellenleitung und Donauregulierung, Reform der Kommunalverwaltung, Schul-, Sanitäts-, Armen- und Verkehrswesen hochverdient. Seit 1869 Mitglied des Herrenhauses, legte er im Juni 1878 sein Amt als Bürgermeister nieder und wurde 1880 zum Landmarschall von Niederösterreich ernannt. Außerdem steht er an der Spitze der Direktion der Kaiser Ferdinands-Nordbahn. Auch ist er Mitglied der Leopoldinisch-Karolinischen Akademie, da er sich durch naturwissenschaftliche Schriften hervorgethan hat. Er schrieb ferner: "Die Gemeindeverwaltung der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien 1867-77" (Wien 1872-77, 3 Bde.).

2) Franz Michael, Naturdichter und Romanschriftsteller, geb. 13. Mai 1839 zu Schoppernau im Bregenzer Wald, als Bauer erzogen, aber frühzeitig zu bildender Lektüre und dichterischer Wiedergabe der eignen Eindrücke hinneigend, mußte sich trotz seines Wunsches, zu studieren, dem Bauernberuf widmen, setzte aber sein Selbststudium und seine litterarischen Versuche fort. Er gewann auf die Bevölkerung seiner Heimatsthäler durch sein gemeinnütziges Wirken großen Einfluß, wurde jedoch dafür vom Haß des einflußreichen Klerus und der ganzen ultramontanen Partei getroffen und war daher mancherlei Verfolgungen ausgesetzt. Nachdem er jahrelang in völliger Verborgenheit dichterisch geschaffen hatte, veröffentlichte er 1863 seine erste Erzählung: "Der Nümmamüller". In weitern Kreisen aber wurde er durch die kräftig-originellen Bücher: "Sonderlinge. Bregenzerwälder Lebens- und Charakterbilder" (Leipz. 1867, 2 Bde.) und "Reich und Arm" (das. 1868) bekannt. Er starb, noch nicht 30 Jahre alt, 26. April 1869 in Bregenz, wo 1872 seine Büste aufgestellt ward. Vgl. Sander, Franz F. (Feldkirch 1874).

Felderdecke, eine durch mehr oder minder stark profilierte Leisten und Bänder von Stuck, Holz etc. in quadratische Felder (Kassetten) eingeteilte Decke eines Raums. S. auch Decke.

Felderfries, ein häufig am Äußern von romanischen Kirchen unter der Triforiengalerie sowie in der ganzen Renaissance an Gebäuden, in Zimmerdekorationen und an Möbeln vorkommender Fries, welcher in gleichgestaltete Felder oder in Felder von wechselnder Form eingeteilt ist. Solche Felderfriese werden auch durch Malerei nachgeahmt.

Feldersysteme (Felderwirtschaften), s. Betriebssystem.

Felderwirtschaft, reine und verbesserte, s. Betriebssystem, S. 830 f.

Feldflasche, Gefäß aus Thon, Glas oder Metall mit plattgedrücktem Bauch und mit Ösen zum Durchziehen einer Schnur versehen, an welcher es getragen wird. Feldflaschen haben sich schon in etruskischen Gräbern vorgefunden. Im Mittelalter waren sie hauptsächlich im Gebrauch der Pilger (daher Pilgerflasche). Aus der französischen Bezeichnung gourde wurde der deutsche Ausdruck Gurde (s. d.). Aus dem Mittelalter und der Renaissance gibt es aus Horn und Elfenbein geschnittene und mit Reliefs verzierte Feldflaschen.

Feldfrevel, widerrechtliche Eingriffe in das Eigentum eines andern an einem ländlichen Grundstück und an seinen Erzeugnissen, welche noch Bestandteile des erstern sind. Die Gesetzgebung faßt nicht jeden derartigen Eingriff als eine strafbare Handlung auf; sie begnügt sich vielmehr in vielen Fällen, z. B. bei dem bloßen Betreten eines fremden Grundstücks, ohne dasselbe zu schädigen, lediglich damit, dem Verletzten das Beschreiten des Rechtswegs mittels einer Zivilklage offen zu halten. Die Gesetzgebung trägt ferner der Volksanschauungsweise, welche F. überhaupt milder beurteilt, insofern Rechnung, als sie dieselben nicht nach dem allgemeinen Strafgesetzbuch bestraft, sondern mehr als polizeiliche Verfehlungen ansieht und mit geringern Strafen bedroht, als sie bei dem eigentlichen Diebstahl oder bei der Sachbeschädigung eintreten. Regelmäßig bestehen in den einzelnen Ländern besondere Feldpolizeigesetze und Feldpolizeiordnungen, welche die Strafen für den geringfügigen Felddiebstahl (s. d.) und für die Feldpolizeivergehen festsetzen (s. Feldpolizei).

Feldfrüchte, im Gegensatz zu Garten- und Waldfrüchten alle jene Früchte und Erzeugnisse, welche im Feld gebaut werden, als Getreide, Hülsen-, Hack-, Handelsfrüchte und Futterpflanzen.

Feldgemeinschaft, oft im Sinn von gemeinschaftlichem Eigentum (im Gegensatz zum Sondereigen) an Grund und Boden gebraucht, wie es zur Zeit bei der russischen Bauerngemeinde (Mir) vorkommt, dann bei der altgermanischen Mark oder Allmende oder Allmande (s. d.) sich vorfand und später meist durch Gemeinheitsteilungen, Übergang in den Besitz der politischen Gemeinde etc. beseitigt wurde.

Feldgendarmen, die nach dem Vorbild der Landgendarmen für den Krieg organisierten Polizeisoldaten, welche das Heer begleiten. Einrichtungen zur Heerespolizei ähnlich der Feldgendarmerie sind von jeher für notwendig erachtet worden; aber erst bei dem deutschen Heer 1870 ist eine wirklich ausreichende und mustergültige Institution dieser Art in Wirksamkeit getreten. Preußen organisierte nach den Erfahrungen von 1866 stärkere Abteilungen F. und führte für dieselben eine ihren Dienst und ihre Befugnisse genau regelnde Instruktion (Reglement vom 15. Aug. 1872) ein. Das Heer ward 1870 von einer Truppe F. begleitet, welche 850 berittene Mannschaften mit 25 Offizieren zählte. Die Offiziere, etwa 40 Oberwachtmeister und 250 Obergendarmen, waren der Landgendarmerie entnommen; die übrige Mannschaft bestand aus geeigneten Unteroffizieren und Gefreiten der Kavallerie. Die Uniform der F. ist die