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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ferrisalze; Ferro; Ferrocyan; Ferrocyaneisen; Ferrocyankalium

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Ferrisalze - Ferrocyankalium.

tonist und Kritiker, geb. 15. Nov. 1836 zu Livorno, studierte die Rechte in Pisa und Siena, an welch letzterm Ort er den Doktorgrad erwarb. Aber Litteratur und Politik zogen ihn bald ganz von seinem Beruf ab; er schrieb unter dem Pseudonym Yorick Feuilletons, die ihn zum Liebling des toscanischen Publikums machten, und der Aufstand von 1858 fand an ihm einen hervorragenden Parteigenossen. Er war zuerst Sekretär im revolutionären toscanischen Ministerium und trat hernach als Volontär in die französisch-italienische Armee. Aber auch der Friede von Villafranca machte vorläufig seiner politischen Thätigkeit kein Ende, er ging als Privatsekretär Garibaldis mit einer Sendung an den König Viktor Emanuel nach Turin. Erst nach gänzlicher Wiederherstellung geordneter Verhältnisse kehrte er zur Schriftstellerei zurück und nahm seinen Wohnsitz in Florenz, wo er für die "Nazione", die "Gazetta del Popolo" und den von ihm mitgegründeten "Fanfulla" Kritiken, Studien und Skizzen schrieb, die auch ernste und wissenschaftliche Fragen behandelten. Das italienische Feuilleton besitzt in F. seinen populärsten Vertreter. Ungemeine Verbreitung fanden auch seine Flugschriften, von denen die über die Mahlsteuer in 750,000 Exemplaren verkauft worden sein soll. In Buchform erschienen von ihm: "Viaggio attraverso l'esposizione italiana del 1861" (Flor. 1861); "Fra quadri e statue" (Mail. 1872); "La festa de' fiori" (Flor. 1874); "Sù e giù per Firenze" (das. 1877). Seine "Cronache dei bagni di mare" (1873) wurde von der "Morning Post" englisch, sein Buch "Vedi Napoli e poi..." (Neap. 1877 u. öfter) zum großen Teil von der "Kölnischen Zeitung" deutsch reproduziert. Noch neuere Werke sind: "La verità intorno al progetto di legge per la tassa sui teatri" (Flor. 1879); "Passeggiate" (das. 1879); "Vent' anni al teatro" (das. 1884).

Ferrisalze, s. v. w. Eisenoxydsalze.

Ferro (Hierro), die kleinste der sieben Hauptinseln der Kanarischen Gruppe, 275 qkm (5 QM.) groß, bildet ein halbmondförmiges vulkanisches Gebirge, welches den von NW. eindringenden Golf umschließt. Nach letzterm zu fällt der Bergrand ungemein steil ab, der höchste Punkt der Insel (Alto del mal Paso, 1415 m) steht unmittelbar an dem wenig ausgezackten Rande dieses Halbkreises. Das Gebirge ist fast durchweg basaltisch, mit frischen Ausbruchkegeln und Lavaströmen bedeckt und zeigt wenig Thalschluchten. Fließende Gewässer fehlen, auch gibt es wenig Quellen; daher sind Ackerbau und Vegetation beschränkt. Im S. gedeiht jedoch die kanarische Kiefer sehr schön; Erica scoparia kommt buschförmig vor, und das Hochplateau wird als Weidegrund benutzt. Gebaut werden Cerealien, Wein, Feigen, letztere für den Export. Die Bewohner (1878: 5421) beschäftigen sich vornehmlich mit Ackerbau und Viehzucht und wohnen zumeist im Hauptort Valverde, der 7 km vom Meer im nordwestlichsten Teil der Insel malerisch an einer Bergwand liegt, aber unsauber und verfallen ist. In der Nähe Höhlen mit Überresten der Urbewohner (hier Bimbaches, nicht Guanchen). F. ist merkwürdig durch die von Ludwig XIII. von Frankreich getroffene Bestimmung, wonach durch diese Insel, die man damals für den äußersten Westpunkt der Alten Welt ansah, der erste Meridian gezogen wurde, den man jetzt allgemeiner durch Greenwich legt. Vgl. Olive, Diccionario estadistico de las islas Canarias (Madr. 1865).

Ferrocyan FeC6N6^[FeC<sub>6</sub>N<sub>6</sub>], im freien Zustand nicht bekanntes vierwertiges Radikal, welches sich wie ein Halogen verhält und zahlreiche Verbindungen eingeht, von welchen das gelbe Blutlaugensalz (Ferrocyankalium) und das Berliner Blau am bekanntesten sind. Diese Verbindungen kann man auch als Doppelcyanüre betrachten, sie verhalten sich aber wesentlich anders als solche. Sie sind nicht giftig, geben mit verdünnten Säuren Ferrocyanwasserstoffsäure (nicht Cyanwasserstoffsäure), und das Eisen wird nicht durch Schwefelammonium oder Kalihydrat gefällt.

Ferrocyaneisen, s. v. w. Berliner Blau.

Ferrocyankalium (Kaliumeisencyanür, gelbes Blutlaugensalz, gelbes Cyaneisenkalium, blausaures Eisenoxydulkali, Blausalz) K4Fe(CN)6^[K<sub>4</sub>Fe(CN)<sub>6</sub>] entsteht bei Einwirkung von Cyankaliumlösung auf Eisenoxydul, kohlensaures Eisenoxydul, Schwefeleisen, Kaliumeisensulfuret oder auf Eisenoxydulsalze, ferner beim Kochen von Berliner Blau mit Kalilauge. Zur Darstellung schmelzt man in einer dickwandigen gußeisernen Schale, welche die Sohle eines Flammofens bildet, kohlensaures Kali und setzt stickstoffhaltige tierische Abfälle (Horn, Klauen, getrocknetes Blut, Wolle, Federn, Lederabfälle, Gerbereiabfälle etc.) und Eisen hinzu. Die tierischen Abfälle werden hierbei zersetzt, ihr Stickstoff verbindet sich mit Kohlenstoff und Kalium zu Cyankalium, während der darin enthaltene Schwefel mit Kalium und Eisen Schwefeleisenkalium bildet. Die Feuerungsgase müssen möglichst wenig Sauerstoff enthalten, um das Cyankalium nicht in cyansaures Kali zu verwandeln. Die dünnflüssig gewordene Masse wird herausgekrückt und nach dem Erstarren mit Wasser behandelt. Dabei bilden sich aus Cyankalium und Schwefeleisenkalium F., Schwefelkalium und Schwefelcyankalium; außerdem aber enthält die gewonnene Lauge (Blutlauge) kohlensaures Kali und andre lösliche Kalisalze. Da die eiserne Schale sehr stark angegriffen wird, auch bedeutende Verluste durch Bildung von Schwefelcyankalium entstehen, so muß das kohlensaure Kali möglichst schwefelfrei sein, und beim Auslaugen wird kohlensaures Eisenoxydul zugesetzt. Der ausgelaugte Rückstand dient als Dünger und wegen seines Gehalts an stickstoffhaltiger Kohle zum Entfärben des Paraffins und Ceresins. Die Lauge wird zur Kristallisation verdampft und das gewonnene Salz durch Umkristallisieren gereinigt. Die Mutterlauge gibt noch eine zweite Kristallisation (Schmiersalz) und wird schließlich zur Trockne gebracht, um den Rückstand (Blausalz, Blaukali) bei der nächsten Operation wie kohlensaures Kali zu benutzen. Diese Methode ist wenig rationell, sie verwertet nur 20 Proz. des Stickstoffs der Abfälle und bedingt auch große Verluste an Kali. Man hat sich deshalb vielfach bemüht, vorteilhaftere Methoden aufzufinden, und namentlich versucht, das bei Bereitung der Schmelze aus unverkohlten Abfällen reichlich auftretende Ammoniak in Cyanverbindungen überzuführen oder mit Ausschluß aller organischen Stoffe den Stickstoff der Luft an Kohlenstoff zu binden. Thatsächlich bildet sich reichlich Cyankalium, wenn man ihres Sauerstoffs durch glühende Kohlen möglichst vollständig beraubte Luft über weißglühende, mit kohlensaurem Kali getränkte Holzkohle leitet. Die erforderliche Temperatur ist aber so hoch, und die Cyanbildung erfolgt so langsam, daß die Methode keine Vorteile verspricht. Bei Anwendung von Baryt statt des Kalis bildet sich das Cyan leichter. Nach einem andern Vorschlag wird Schwefelammonium durch Schwefelkohlenstoff in Ammoniumsulfocarbonat übergeführt und dies mit Schwefelkalium destilliert. Man erhält dann Schwefelwasserstoff, Schwefelammonium u. Schwefelcyankalium. Schmelzt man letzteres mit Eisen zusammen,