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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Festenberg; Feste Stellungen; Festigkeit

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Festenberg - Festigkeit.

F. in der katholischen Kirche (Mainz 1836-38, 3 Tle.); Böhmer, Christlich-kirchliche Altertumswissenschaft (Bresl. 1836-39, 2 Bde.); Binterim, Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der christkatholischen Kirche, Bd. 5 (Mainz 1829); Pröhle, Kirchliche Sitten (Berl. 1858); v. Reinsberg, Das festliche Jahr (Leipz. 1863); Albers, Die christlichen F. (Gotha 1879); Lippert, Deutsche Festbräuche (Prag 1884).

Hinsichtlich der F. andrer Kulturvölker, wie der mohammedanischen, der Hindu, der Perser etc., verweisen wir auf die ihnen gewidmeten Artikel; über Volksfeste s. d.

Festenberg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Wartenberg, seit 1742 zur Standesherrschaft des Grafen Reichenbach auf Goschütz gehörend, liegt am Fuß der Schönwalder Berge, 6 km vom Bahnhof Großgraben (Linie Öls-Gnesen), hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kathol. Kirche, ein Schloß, Tuch- und Möbelfabrikation und (1885) 2201 Einw. F. besitzt seit 1293 Stadtrechte.

Feste Stellungen, im Gegensatz zu den Festungen, Stellungen, in welchen sich Heeresabteilungen, selbst Feldarmeen, welche den Kampf nicht vermeiden können oder wollen, festsetzen, um durch die hinter den Deckungen etc. für die Verteidigung gewonnenen Vorteile der Überlegenheit des Feindes das Gegengewicht zu bieten, seinen Angriffen also erfolgreicher widerstehen zu können. Solche Stellungen bedürfen ebenso starker taktischer Stützpunkte (Dörfer, Gehöfte, Gehölze) wie Hindernisse (Gewässer, Sumpf, steile Hänge) im Vorfeld, um dem Feinde die Annäherung zu erschweren, und werden dann in ausgedehnter Weise mit den Mitteln der Feldbefestigung (s. d.) verstärkt. In der Regel wird man sich nicht auf die reine Defensive beschränken, deshalb müssen einzelne Teile des Gefechtsfeldes das Vorgehen zum Angriff oder Gegenstoß begünstigen. F. S. sind entweder schon im Frieden vorbereitet (Rußland), dann zum Teil in provisorischer Manier angelegt, oder sie werden erst im Lauf des Feldzugs nach den Grundsätzen der Feldbefestigung hergerichtet. Sie bestehen aus zusammenhängenden Linien oder aus einer Anzahl sich gegenseitig unterstützender offener oder geschlossener Schanzen. Allseitig durch Befestigungen abgeschlossen, nennt man sie auch verschanzte Lager. F. S. haben schon seit dem Altertum in allen Kriegen eine große Rolle gespielt; Friedrich d. Gr. machte davon 1761 bei Bunzelwitz Gebrauch, die Österreicher im Siebenjährigen Krieg fast immer. Aus der Napoleonischen Zeit sind besonders Wellingtons Stellung von Torres Vedras nördlich Lissabon 1810 und die der Russen bei Drissa an der Düna 1812 bemerkenswert. Eine große Rolle spielten in neuester Zeit die Stellungen der Dänen 1864 (Danewerk, Düppel), und 1877/78 diejenigen der Türken (Plewna, Tschataldscha etc.) und Russen (Schipkapaß etc.).

Festigkeit, die Kraft, mit welcher ein fester Körper der Trennung seiner Teile widersteht. Nach den verschiedenen Arten der trennenden Kraft unterscheidet man: 1) Widerstand gegen Zerreißen durch eine auf einen Körper in der Richtung seiner Längsachse wirkende Zugkraft: absolute oder Zugfestigkeit; 2) Widerstand gegen Zerbrechen durch eine auf die Längsachse eines Körpers senkrecht wirkende Kraft: relative oder Biegungsfestigkeit; 3) Widerstand gegen Zerdrücken durch eine auf den Körper wirkende Kraft: rückwirkende oder Druckfestigkeit; 4) Widerstand gegen seitliche Ausbiegung (Zerknicken) durch eine in der Richtung der Längsachse des Körpers drückende Kraft: relativ rückwirkende oder Knickfestigkeit; 5) Widerstand gegen Abscherung oder Schubfestigkeit; 6) Widerstand gegen Trennung des Zusammenhanges durch Verdrehung: Torsionsfestigkeit.

1) Die absolute F. oder der Zugwiderstand ist proportional der Größe des Querschnitts und unabhängig von der Länge des Körpers. Um die absolute F. eines Körpers zu messen, befestigt man einen Stab desselben von bekanntem Querschnitt am obern Ende und hängt an das untere Ende eine Wagschale, in welche man so lange Gewichte legt, bis der Körper zerreißt. Diese Gewichte + dem Gewicht der Wagschale + dem Gewicht des abgerissenen Stücks jenes Körpers gibt den Koeffizienten der absoluten F. des letztern. Ist F das Gewicht oder die Kraft, welche einen Körper vom Querschnitt 1 zerreißt, so hat man für die absolute F. eines Körpers vom Querschnitt q die Formel F = qF. Aus dieser Formel lassen sich die in der Praxis erforderlichen Stärken gezogener Stäbe berechnen, wenn man der nötigen Sicherheit wegen bei Metallen etwa die Hälfte, bei Hölzern etwa ein Drittel der durch die Versuche ermittelten absoluten F. in Rechnung bringt. Die unten stehende Tabelle gibt die Werte der absoluten F. verschiedener Körper für QZentimeter und Kilogramm. Durch Ausglühen oder Anlassen wird die absolute F. der meisten Metalle vermindert.

Seile von derselben Dicke sind im allgemeinen um so fester, je feiner die Drähte, die Hanf- oder die Flachsfäden, aus denen sie gefertigt, und je weniger sie zusammengedreht sind. Durch das Zusammendrehen geraten die Drähte und Fäden schon in einen gespannten Zustand, der ihre F. beeinträchtigt. Auch durch das Teeren und Naßwerden der Taue und Stricke und durch das Rosten der Drahtseile wird die F. dieser Körper vermindert. Durch das Rosten der Drahtseile wird die harte äußere Schicht des Eisendrahts, welche sich beim Ziehen bildet und welche zu seiner im Vergleich zu ungezogenem Eisen größern Tragfähigkeit mitwirkt, chemisch verändert und in einen nicht mehr kohärenten, pulverförmigen Körper (Hydroxyd) verwandelt.

Werte der absoluten Festigkeit gegen Zerreißen von Stäben mit je 1 qcm Querschnitt in Kilogrammen.

Metalle. Kilogr.

Schmiedeeisen, reinstes, stärkstes 6000

- feines, weiches 4600

- mittleres, Stangeneisen 4000

- schwächstes, in groben Stäben 2500

Eisendraht, ungeglühter 6950

- geglühter 3600

- in Bündeln oder Ankertauen 3000

Drahtseile von 9 mm Durchmesser aus 36 Eisendrähten (6 Litzen)

- schwed. Draht 5506

- französ. Draht 5453

Ketten aus weichem Eisen

- gewöhnliche, mit länglichen Gelenken 2400

- durch Stege verstärkte Gelenke 3200

Eisenblech, in der Richtung der Fasern 3545

- senkrecht auf die Fasern 3525

Gußeisen, weißes 1050

- graues 1100

Stahl, roher Schmelzstahl 6176

- Zementstahl 8979

- raffinierter Schmelzstahl, weich, zu Federn 6788

- raffinierter Schmelzstahl, zu Messern 7186

- raffinierter Schmelzstahl, zu Feilen 7599

- Gußstahl, weichste Sorte, zu Federn 7215

- Gußstahl, harter, zu Maschinenteilen 7259

- Gußstahl, sehr hart, zu Prägstempeln 10488

- Gußstahl, in der Kirschrotglut gehärtet, blau 10331

- Gußstahl, dunkelrot gehärtet, blau angelassen 13689

- härtester Gußstahl, schwarzrot gefärbt, grau angelassen 14287

Stahldraht, ungeglüht 8650

- geglüht 6100