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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Festung

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Festung (detachierte Forts; Sperrforts).

kasemattenkorps, wo auch das Laboratorium eingerichtet ist; die Pulvermagazine liegen in der großen Kapitaltraverse (Fig. 13b) oder unter den Flanken. Die Geschosse werden durch Hebevorrichtungen aus den unter dem Walle liegenden Geschoßmagazinen nach Hohltraversen gehoben, die auf dem Wallgang liegen und die zwischen ihnen stehenden Geschütze gegen Rikoschettfeuer decken. Vom Kehlthor führt durch die Kapitaltraverse eine Poterne bis zur Saillantkaponniere, wie denn überhaupt der gesamte Verkehr innerhalb der Hohlräume des Forts durch Poternen, Galerien und Treppen vermittelt wird. Die Forts sind mit 24-36 Geschützen armiert, die Kampfgeschütze stehen auf offenem Wall, die zur Grabenbestreichung in der Saillantkaponniere und der Flankenbatterie der Kehle; die Gräben vor den Flanken werden von den beiden Schulterkaponnieren durch Infanterie verteidigt. Die neuern Forts haben, namentlich in Frankreich, in der Regel noch einen Niederwall für Infanterieverteidigung. Die frei stehende Mauer am Fuß der Eskarpe (Fig. 13 a) ist nur Hindernismauer, nicht verteidigungsfähig. Der gedeckte Weg bildet nur noch einen schmalen Rondengang. Häufig ist das Glacis vor den Flanken in der Richtung der Kehle zum sogen. Anschlußglacis verlängert, in dem bei der Armierung eine Anschlußbatterie erbaut wird. Bei besonders wichtigen Forts werden letztere im Frieden schon vorbereitet und erhalten ein permanentes Verbrauchs-Geschoß- und Pulvermagazin mit Geschoßhebevorrichtung und Munitionsfördertraverse in der Batterie. Zu den Magazinen führt eine in der Höhe der Kehlgrabensohle liegende Galerie, so daß die Munitionsversorgung auf einem von der Kehlkaserne ausgehenden Fördergeleise geschehen kann. Panzertürme stehen meistens in den Schulterpunkten der Forts. An besonders wichtigen Punkten werden bei großem Abstand der Forts in dem Intervall Zwischenwerke (Fig. 14) in Form breit abgestumpfter Fleschen, permanent und sturmfrei, erbaut, die, mit einigen (meist 4) leichten Kanonen armiert, nur Stützpunkte für die Infanterie bilden, aber nicht am Geschützkampf sich beteiligen sollen. Nur unter besondern Verhältnissen werden sie auch mit Kampfgeschützen ausgerüstet. Die Forts sind mit der Hauptfestung und unter sich durch chaussierte Wege (Ringstraße) und telegraphisch durch unterirdische Kabel verbunden. In neuerer Zeit hat man in Frankreich Reims und Dijon, in Rußland Kowno und Warschau, in Italien Rom nur mit einem Gürtel

^[Abb.: Fig. 14. Grundriß eines Zwischenwerks. a Graben, k Kaponnieren, g Glacis, p Poternen, c Wohnkasematten.]

^[Abb.: Fig. 15. Grundriß eines Sperrforts. a Graben, b Hauptwall, c Traversen, d Saillanttraversen, e Kaponnieren, f Kasematten, g Hofraum, h Poternen.]

^[Abb.: Fig. 15 a. Schnitt von A nach B eines Sperrforts. d Saillanttraverse, g Hofraum.]

^[Abb.: Fig. 15 b. Schnitt von C nach D eines Sperrforts. a Hauptgraben. b Hauptwall, c Traversen.]