Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Filtrieren

262

Filtrieren.

Kappe f und die Schrauben g werden sämtliche Platten fest aneinander gepreßt. Durch h leitet man die abzupressende Masse und durch ein hinter h liegendes Ventil den Dampf ein, welche durch die von den entsprechenden Öffnungen der Rahmen und Platten (und Leinwandtücher) gebildeten Kanäle strömen. Die abzupressende Masse gelangt durch die erwähnten Kanäle in den Preßraum und gibt durch Filtration nach beiden Seiten die Flüssigkeit ab, welche in den Rinnen hinabläuft und aus den Hähnen k k in die Rinne l gelangt, um bei m abzufließen. Kommt kein Saft mehr, so läßt man Dampf einströmen, welcher noch Flüssigkeit herauspreßt und den Rückstand einigermaßen auswäscht, und nimmt schließlich die Presse auseinander. Die Filterpressen wurden mit großem Vorteil zur Entsaftung des Scheideschlammes in Zuckerfabriken, zur Entwässerung von Stärke, Hefe, Graphit, Produkten der chemischen Fabriken und der Brauereien, zum Abpressen von Stearinsäure etc. benutzt und entsprechend modifiziert.

^[Abb.: Filterpresse.]

Filtrieren (franz., v. mittellat. filtrum, "Filz"), Operation zur Trennung einer Flüssigkeit von darin enthaltenen festen, ungelösten Substanzen, wird ausgeführt, indem man die Flüssigkeit einen porösen Körper durchdringen läßt, dessen Poren den festen Körpern den Durchgang nicht gestatten. Als poröse Körper dienen Papier, Leinwand, Flanell, Filz, Hanf, Werg, Asbest, Bimsstein, Schießbaumwolle, Kohle, Sand, Glaspulver, Scherwolle, Torf etc. Bei Anwendung von Geweben nennt man die Operation auch Kolieren. Der poröse Körper heißt Filter, Filtrum, Kolatorium, Seihetuch; die durchgelaufene Flüssigkeit heißt Filtrat, Kolatur, der abgeschiedene feste Körper Filtrationsrückstand. Das F. ist ein rein mechanischer Vorgang, es können deshalb auch niemals gelöste Stoffe aus einer Flüssigkeit durch Filtration entfernt werden. Wo dies dennoch geschieht, da muß das Filtrum besondere anziehende Kraft auf jene Substanz ausüben, mit derselben eine mehr oder weniger feste chemische Verbindung eingehen oder sie durch Flächenwirkung zurückhalten. In dieser Weise wirken z. B. die Kohle und auch die Ackererde, welche im Drainwasser als Filtrat eine andre Lösung gibt, als sie empfing. Gewöhnlich benutzt man zum F. ein weißes, gleichmäßiges, nicht zu dickes und nicht zu dünnes, ungeleimtes Papier (Filtrierpapier). Das graue Löschpapier ist zu porös, unrein und brüchig; dagegen kann bisweilen weißes wollenes Filtrierpapier mit Vorteil benutzt werden. Für quantitative Analysen, wo der Aschengehalt gewöhnlichen Papiers störend sein würde, wendet man schwedisches Filtrierpapier (welches bei Gryksbo und Lesebo mit sehr reinem Quellwasser dargestellt wird) und solches von Schleicher u. Schüll in Düren an, dessen höchst geringer Aschengehalt durch Auswaschen mit Salzsäure und destilliertem Wasser beseitigt wird. Das Papierfiltrum bildet eine kreisförmige Scheibe, wird auf einen Viertelkreis zusammengefaltet und dann so geöffnet, daß nach der einen Seite drei Blätter, nach der andern ein Blatt fällt. Dies Filtrum legt man in einen Trichter (am besten Glas- oder Porzellantrichter), dessen Wände sich in einem Winkel von 60° (bei großen Trichtern 50°) gegeneinander neigen und in einem scharfen Winkel gegen den Hals absetzen. Das Filtrum darf den Rand des Trichters nicht erreichen und muß an die Trichterwand überall gut anschließen. Soll das F. beschleunigt werden, so biegt man eine der Seitenkanten des Filtrums dort, wo drei Blätter übereinander liegen, noch einmal etwas um, so daß eine Abrinnfalte entsteht, oder man stellt in den Trichter einen oder mehrere Glasstäbe; auch benutzt man Trichter, welche innen mit Längsleisten versehen sind, Porzellantrichter mit durchbrochenen Wänden oder ein Gestell aus verzinntem Draht, welches das Filtrum genügend stützt. Sehr brauchbar ist das Sternfilter, welches überall nur einfach liegt, in sehr vielen Falten aber in den Trichter hineinragt und dadurch zahlreiche Rinnen bildet. Auf diese Weise wird die Oberfläche vergrößert, und die Flüssigkeit durchdringt das Papier mit größter Schnelligkeit. Legen sich die Falten des Sternfilters eng aneinander, so wird der Zweck verfehlt, und man hat deshalb Trichter aus Weißblech konstruiert, welche die Form des Sternfilters wiederholen und jede einzelne Falte besonders stützen. Für manche Zwecke empfiehlt sich ein Papier, von dem jeder Bogen in der Mitte ein kleines, kreisrundes Stückchen Gaze oder Batist enthält. Faltet man einen solchen Bogen in der Art zum Filter, daß das Gewebe an die Spitze kommt, so wird diese dadurch bedeutend unterstützt, und das Filter kann nicht zerreißen. Am kräftigsten wird das F. durch Benutzung des Luftdrucks beschleunigt, indem man den Trichter mittels eines durchbohrten Korkes auf eine zweihalsige Flasche setzt und den zweiten Hals mit einem Aspirator verbindet. Je stärker die Luft in der Flasche verdünnt wird, um so schneller wird die Flüssigkeit kraft des Luftdrucks durch das Papier getrieben. Zum Schutz des Filters legt man hierbei einen kleinen Kegel aus Platinblech in die Spitze des Trichters. Sehr häufig benutzt man in ähnlicher Weise eine Wasserluftpumpe, und auch für Filtrationen im großen wird die Arbeit oft durch Anwendung des Luftdrucks beschleunigt. Zum Schneiden der Filter dienen die Filterschablonen aus Weißblech, in welche man das zusammengefaltete Papier legt, worauf man den Rand des Weißblechs entlang mit der Schere den Kreisbogen schneidet. Um ein Filter beständig gefüllt zu erhalten, benutzt man die Mariottesche Flasche. Zum Aufstellen der