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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Filtrierpapier; Filtrum; Filure; Filz

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Filtrierpapier - Filz.

den Schlauch, durch den es abfließt. Für Wasserwerke benutzt man als Filtriermaterial ausschließlich Sand und Kies, welche in großen Bassins in mehreren Schichten a bis f (Fig. 4) übereinander aufgeschüttet werden. Versagt das Filter nach längerm Gebrauch, so hebt man die obere Sandschicht von 1 cm Dicke ab, läßt den mit organischen Stoffen beladenen Sand einige Wochen an der Luft liegen, damit die organischen Stoffe verfaulen, wäscht ihn dann mit Wasser gut aus und bringt ihn auf das Filter zurück. Von manchem Filtriermaterial verlangt man eine absorbierende Wirkung auf gelöste Stoffe. Dies gilt besonders von der Knochenkohle, welche namentlich in der Zuckerfabrikation in gekörntem Zustand in hohe Cylinder gepackt wird und zum F. der Rübensäfte dient, aus denen sie Salze und Farbstoffe aufnimmt. Die Entfernung ungelöster, den Saft trübender Teilchen kommt erst in zweiter Linie in Betracht. Vgl. Krüger, Die Filter für Haus u. Gewerbe (Wien 1886).

Filtrierpapier, -stein, s. Filtrieren.

Filtrum (lat.), Filz, Filter (s. Filtrieren).

Filure (franz., spr. -ühr), Gespinst.

Filz, im allgemeinen verworren ineinander geschlungene (verfilzte) dünne Körper, im engern Sinn eine Ware aus Wolle oder Haaren, welche nicht durch Verweben von Garn, sondern durch Verschlingung der Wolle oder Haare hergestellt wird. Wegen dieser unmittelbaren Erzeugung aus dem Rohmaterial ohne den umständlichen u. teuern Spinnprozeß ist die Filzware bedeutend billiger als ein entsprechendes Gewebe und daher vielfach zur Verwendung gekommen.

Bei der Anfertigung des Filzes werden die Haare oder die Wolle wie in den Wollspinnereien auf einem Wolf gelockert, darauf gewaschen, getrocknet und abermals gewolft, um dann an eine Kardier- oder Kratzmaschine zu gelangen, auf welcher sie gekratzt und in eine Watte (Vlies oder Pelz) verwandelt werden. Dieses Vlies ist etwa 2 m breit, je nach der Feinheit des herzustellenden Filzes verschieden dick und 40 m lang. Von der Kratzmaschine gelangt es auf das sogen. Wattrahmentuch. Der Wattrahmen besteht aus einem Gestell mit zwei Ständern, die etwa 2½ m auseinander stehen und je 6 hohle, übereinander liegende Blechwalzen tragen. Zwischen und um diese Walzen läuft horizontal nach Einer Richtung ein 40 m langes Tuch ohne Ende hin und her, auf welches das zarte Vlies geführt und von demselben mitgenommen wird, bis es die ganze Länge von 40 m durchlaufen hat. Dann beginnt es den Kreislauf von neuem, nachdem sich auf das erste Vlies ein zweites gelegt hat, und setzt denselben so lange fort, bis so viel Vlieslagen sich übereinander befinden, daß die nötige Dicke erreicht ist. Wenn dies der Fall ist, wird es quer durchschnitten und auf eine Walze aufgerollt, welche nun auf die Kreuzungs- oder Filzmaschine gebracht wird.

Die Kreuzungsmaschine dient dazu, zwei Vliese so übereinander zu legen, daß das eine das andre rechtwinkelig kreuzt. Zu dem Zweck wird ein Vlies von einer Walze abgewickelt und über einen Tisch geführt. Während dies geschieht, macht dieser Tisch fortwährend eine hin- und hergehende Bewegung, und dabei schiebt ein andrer Teil der Maschine ein zweites Vlies über das andre, so daß die Fasern rechtwinkelig aufeinander fallen. Oft wird hierbei die Zahl der Lagen vergrößert und letztere so gewählt, daß unten und oben Vliese aus feiner, in der Mitte aber ein Vlies aus grober Wolle zu liegen kommt. Durch diese Kreuzung wird nicht nur eine große Gleichmäßigkeit in der Masse, sondern auch eine größere Festigkeit in der Querrichtung erreicht. Manche Filze erhalten sogar zu diesem Zweck in der Mitte ein leichtes Gewebe, welches auf der Kreuzungsmaschine oder schon im Wattrahmen mit eingelegt wird.

Die Filzmaschine verwandelt das duplierte Vlies in F. Sie besitzt (Fig. 1) in zwei Reihen übereinander zweimal 20 Filzwalzen, wovon die obern aus Holz, die untern aus Eisen oder Holz angefertigt sind; sämtliche Walzen erhalten eine kontinuierliche Drehung nach gleicher Richtung. Das auf der Walze A befindliche Vlies wird von den mit entsprechender Geschwindigkeit sich drehenden Walzen aa abgewickelt und auf das Tuch ohne Ende ee gelegt, um mit diesem gemeinschaftlich durch die Filzwalzen zu laufen. Indem nun das Tuch ee durch einen Trog C geht, der mit heißem Wasser gefüllt ist, führt es dem Vlies warme Feuchtigkeit zu und macht es filzfähiger. Zugleich wird noch ein Teil der untern Walzen mit Dampf geheizt, und ebenso sind unter der Maschine zwei flache Tröge dd angebracht, in welchen sich Wasser befindet, in dem ein Schlangendampfrohr liegt, so daß fortwährend aus diesen Trögen reichlich Wasserdampf aufsteigt. Beim Durchgang des Vlieses durch die Filzwalzen erfolgt nun die Verfilzung einmal durch den Druck der Oberwalzen, besonders aber dadurch, daß diese Walzen zugleich durch seitwärts angebrachte Exzenter eine hin- und hergehende Bewegung in der Achsen-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 4. Filter für Wasserwerke.]

^[Abb.: Fig. 1. Filzmaschine.]