Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

314

Fischschuppenkrankheit - Fisher.

wasserfischen, besonders vom Barsch, dienen als Material zu sehr zierlichen künstlichen Blumen, Körbchen etc. Aus den silberglänzenden Schuppen des Ukeleis oder Weißfisches (Cyprinus alburnus) gewinnt man die Perlenessenz (s. d.). S. Fische, S. 294.

Fischschuppenkrankheit (Ichthyosis), Hautkrankheit, welche auf Verdickung und Härte des Papillarkörpers der Lederhaut und vermehrter Bildung und Verhornung der Epidermiszellen beruht. Die F. äußert sich durch trockne, hornartige, in kleine Abschnitte zerspringende Verhärtungen der Oberhaut mit einer nur sehr langsamen Abstoßung oder Ablösung der Schuppen, welche meist durch den darauf sitzenden Schmutz grau oder grünlich gefärbt sind (vgl. Tafel "Hautkrankheiten", Fig. 1). Es fühlt sich dabei die Oberhaut bald rauh und wie Chagrin an, bald ist sie durch sich kreuzende Linien in dickere, größere Schuppen und Schilder zerteilt, welche dem Gesicht und Gefühl annähernd die Beschaffenheit der Fisch- oder Schlangenhaut darbieten. Diese Form der F. nennt man Ichthyosis simplex und setzt ihr die Ichthyosis cornea entgegen, wobei die Oberhaut in hornartige, mehrere Linien dicke Borken oder Zapfen, sogen. Stacheln, entartet ist (Stachelschweinmenschen, Ichthyosis hystrix). Die F. ist manchmal nur auf einen kleinen Teil der Haut beschränkt; manchmal aber ist sie über den ganzen Körper, mit Ausnahme weniger Abschnitte, verbreitet. Am häufigsten und frühsten zeigt sich die F. an der Streckseite der Gliedmaßen und Gelenke, namentlich des Kniees und Ellbogens, am Hals und Rücken, wogegen Gesicht, Hohlhand und Fußsohle verschont zu bleiben pflegen. Die von der F. befallenen Körperstellen werden, auch bei dem Weiterschreiten der Krankheit, nicht befreit und erzeugen die Schuppen bald von neuem, wenn dieselben sich freiwillig oder künstlich abgelöst hatten.

Die Krankheit ist, wenigstens in ihren höhern Graden, fast immer angeerbt; doch betrifft sie manchmal nur die männlichen Glieder einer Familie, während die weiblichen Glieder frei bleiben (so in der englischen Familie Lambert), oder es bleibt die eine Generation frei, während die ihr vorhergehende und nachfolgende Generation die F. zeigt. An dem neugebornen Kind gewahrt man in der Regel noch nichts von der F.; sie entwickelt sich aber schon in den ersten Lebensjahren, bleibt lebenslänglich bestehen, und nur ihr Grad unterliegt bei demselben Individuum kleinen Schwankungen je nach Witterung und Jahreszeit. Die F. befällt die Männer häufiger als die Weiber. Sie gehört zu den seltenen Krankheiten, kommt aber unter allen Himmelsstrichen, besonders häufig auf Borneo, vor. Die Krankheit ist unheilbar, doch ist den Kranken der fleißige Gebrauch warmer Bäder mit oder ohne Zusatz von Alkalien und die Einreibung von fetten Substanzen in die Haut zu empfehlen, weil hierdurch der massenhaften Anhäufung und Verhärtung der Epidermiszellen entgegengetreten wird.

Fischsee (Großer F., auch polnisches Meerauge), See im Tatragebirge, am Nordfuß des Hruby, an der ungarisch-galizischen Grenze, liegt in 1325 m Höhe, ist der größte aller Karpathenseen, umfaßt ein Areal von 33 Hektar und ist 60 m tief. Er ist auf drei Seiten von hohen, steil abfallenden Bergmassen umgeben; auf der flachern Nordseite fließt die Bialka ab. Der F. ist sehr reich an Fischen (besonders Forellen).

Fischthran, s. v. w. Thran, im engern Sinn der aus kleinern Fischen, Heringen, Sardellen etc., mehr als Nebenprodukt, z. B. bei der Darstellung von Fischguano, gewonnene Thran.

Fischzucht, künstliche, s. Fischerei, S. 306 ff.

Fis dur und Fis moll, s. Fis.

Fisettholz (junger Fustik, Fustet, ungarisches Gelbholz), das Holz des Perückenbaums (Rhus Cotinus L.), eines in Ungarn, Dalmatien und Illyrien, Spanien, Italien, Südfrankreich, auf den Antillen (Jamaica, Tobago) etc. wachsenden Baums oder Strauchs, kommt in zolldicken, rindenfreien Knüppeln in den Handel und besitzt ein bräunliches Mark, grünlich goldgelbes Kernholz und etwa drei holzgelbe Splintringe. Es enthält einen gelben, kristallisierenden Farbstoff, das Fisettin oder Fustin, einen roten Farbstoff, Gerbstoff und eine braune Substanz. Das Fisettin C15H10O6^[C<sub>15</sub>H<sub>10</sub>O<sub>6</sub>] scheidet sich aus dem käuflichen Fustikextrakt als Bodensatz ab, bildet kleine, gelbe Nadeln, löst sich schwer in Wasser, leicht in Alkohol, färbt sich mit Alkalien rot und gibt mit Zinnchlorür einen orangefarbenen Niederschlag. F. dient hauptsächlich zum Färben von Wolle und Leder, auch zum Gerben. Auf Thonerdebeizen färbt es orangegelb, auf Zinnbeizen orangerot. Die Nüancen sind schön, aber unecht.

Fisettkassie, s. Cassia.

Fish (spr. fisch), Hamilton, nordamerikan. Staatsmann, geb. 3. Aug. 1808 zu New York, studierte Rechtswissenschaft, machte sich bald einen Namen als tüchtiger Jurist, wurde Mitglied der Legislatur des Staats New York, 1842 Deputierter im Kongreß, 1849 Gouverneur von New York und 1851 Senator der Vereinigten Staaten, trat aber 1857 ins Privatleben zurück. Am 11. März 1869 vom Präsidenten Grant zum Staatssekretär (Minister des Auswärtigen) ernannt, führte F. 1871 und 1872 die schwierigen Verhandlungen mit England über die Alabamafrage und über die Rechtmäßigkeit der an diese geknüpften indirekten Forderungen der Union. Es gelang F. nicht, letztere der englischen Regierung und den Anschauungen des zur Schlichtung dieses Streits aufgestellten Genfer Schiedsgerichts gegenüber durchzusetzen; gleichwohl erlangte er durch dieses wenigstens eine beträchtliche Entschädigung. Nach Grants Rücktritt (5. März 1877) legte auch F. seine Stelle nieder und lebt seitdem in New York.

Fisher (spr. fischer), John, Bischof von Rochester und katholischer Märtyrer der Gewissensfreiheit, geb. 1459 zu Beverley in der Grafschaft York, studierte zu Cambridge und ward Beichtvater der Gräfin Margarete von Richmond, der Mutter Heinrichs VII. Er bewog dieselbe zu mehreren Stiftungen für die Universität und wurde daher 1501 zum Kanzler derselben erwählt, 1504 aber von Heinrich VII. zum Bischof von Rochester ernannt. Als theologischer Schriftsteller gehört er zu den bedeutendsten Gegnern der deutschen Reformation und hat gegen Luther die katholische Doktrin mit Nachdruck verteidigt. König Heinrich VIII. zog ihn bei Abfassung der "Adsertio VII sacramentorum adversus M. Lutherum" zu Rate, und er verteidigte diese Schrift 1525 in seiner "Defensio assertionum regis Angliae"; sein Hauptwerk ist aber die 1523 veröffentlichte "Assertionis Lutheranae confutatio". Später widersetzte er sich in der Ehescheidungsfrage den Wünschen Heinrichs VIII., fiel infolgedessen in Ungnade, wurde erst zu einer Geldstrafe von 300 Pfd. Sterl. verurteilt und, als er die Ehe Heinrichs mit Anna Boleyn nicht anerkannte und dem König auch als Oberhaupt der Kirche die Anerkennung verweigerte, 1534 in den Tower gebracht. Papst Paul III. ernannte 1535 F. zum Kardinal, führte aber hierdurch dessen Untergang herbei, indem ihn der König, aufs neue gegen ihn erzürnt, nun wegen Hochverrats zum Tod verurteilen und