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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fleetwood; Flegel; Flegler; Fleier; Fleimser Thal; Fleisch

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Fleetwood - Fleisch.

Fleetwood (spr. flihtwudd), ein erst 1836 gegründeter Ort in Lancashire (England), an der Mündung des Wyre in die Irische See, hat jetzt große Docks und (1881) 6513 Einw. Der Hafen ist nur mit der Flut für größere Schiffe zugänglich. Es gehörten zu ihm 1884: 136 Seeschiffe von 16,816 Ton. Gehalt, und 1884 liefen 1339 Schiffe von 382,617 T. Gehalt ein. Einfuhr vom Ausland 1884: 533,547 Pfd. Sterl., Ausfuhr 7528 Pfd. Sterl. F. hat tägliche Dampferverbindung mit Belfast und Douglas (Man).

Fleetwood (spr. flihtwudd), Charles, engl. General, aus guter Familie in Lincolnshire stammend, war bis 1644 Beamter am Vormundschaftsgericht, trat dann in die Parlamentsarmee, wurde 1645 Oberst und Gouverneur von Bristol und 1649 nach der Hinrichtung Karls I. Generalleutnant und Mitglied des republikanischen Staatsrats. 1651 zeichnete er sich in der Schlacht bei Worcester aus, heiratete nach Iretons Tode dessen Witwe, die Tochter Cromwells, und wurde 1652 Befehlshaber der Truppen in Irland. 1657 widersetzte er sich dem Plan, Cromwell die Königswürde zu übertragen, und wurde deshalb seines Kommandos in Irland enthoben, im Dezember aber von dem Protektor ins Oberhaus berufen. Nach Cromwells Tod führte er die Absetzung von Cromwells Sohn Richard und die Wiederberufung des Rumpfparlaments herbei und wurde 17. Okt. 1659 zum General der Armee ernannt; als aber Monk heranrückte, mußte er sich unterwerfen. Nach der Restauration Karls II. lebte er in völliger Vergessenheit zu Stoke-Newington u. starb bald nach der Revolution von 1689.

Flegel, 1) Johann Gottfried, Holzschneider, geb. 1815 zu Leipzig, widmete sich als Autodidakt den bildenden Künsten, insbesondere der Holzschneidekunst, und gründete zu Leipzig ein Atelier für Xylographie, aus welchem unter anderm Illustrationen zu Hebels alemannischen Gedichten nach L. Richter, zum Leben Herzog Ernsts des Frommen nach H. J. ^[Heinrich Julius] Schneider, zu Overbecks Pompeji, zu Schnorrs Bilderbibel und die Holzschnitte berühmter Meister in treuen Kopien, herausgegeben von R. Weigel, hervorgingen. Auch restaurierte er mit Glück alte Kupferstiche, Radierungen etc. Er starb 27. Dez. 1881.

2) Eduard Robert, Afrikareisender, geb. 13. Okt. 1855 zu Wilna, wurde für den Kaufmannsstand herangebildet, dem er in Europa bis 1875 angehörte, wo er, durch Barths und Vogels Thaten angeregt, sich nach Lagos begab, in dessen Umgebung er drei Jahre lang verweilte, bis er 1879 Gelegenheit fand, auf dem Dampfer Henry Venn der Londoner Missionsgesellschaft unter Ashcrofts Leitung eine Expedition nach dem Camerungebirge und dann die Nigerfahrt mitzumachen. Das Schiff war schon 1878 den Binuë bis Amaran hinaufgefahren, diesmal kam man aber über Baikies fernsten Punkt bei Djen hinaus bis 13° 26' östl. L. Nun beauftragte die Afrikanische Gesellschaft in Deutschland F. mit weiterer Erforschung des Binuëgebiets. F. begab sich im Sommer 1880 nach Lokodscha an der Mündung des Binuë in den Niger, erforschte den letztern bis Gomba und ging, dem Gulbi und Gindi, linken Nebenfluß des Niger, folgend, nach Sokoto, um von dem Sultan desselben einen Geleitsbrief nach Adamáua zu erwirken, kehrte dann nach Loko am Binuë zurück, konnte aber aus Mangel an Mitteln von dort erst 9. März 1882 aufbrechen und erreichte über Wukari, Gasaka, Jola 25. Sept. d. J. Ngaundere, südlich von den Binuëquellen. Nach Lagos zurückgekehrt, brach F. 25. Juni 1883 mit Unterstützung einiger Privatleute wieder auf, um die Erschließung des Niger-Binuëgebiets für Handel und Wissenschaft weiter zu verfolgen. Nach Ausführung dieser Expedition begab er sich Ende 1884 nach Europa, verließ dasselbe aber schon im April 1885 wieder, um im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft und des Deutschen Kolonialvereins zu Berlin sich nach Lagos zu begeben und von da den Niger, dann den Binuë aufwärts zu befahren u. in Adamáua im Interesse Deutschlands Gebietserwerbungen zu machen. Diese Absicht wurde jedoch durch ihm zuvorgekommene englische Unternehmungen vereitelt. Er schrieb: "Lose Blätter aus dem Tagebuch meiner Haussa-Freunde" (Berl. 1885).

Flegler, eine Rotte, welche sich 1412 aus den Grafschaften am Harz um Friedrich von Heldrungen, einen verwegenen Ritter vom Stegreif, scharte und zumeist mit Dreschflegeln (daher der Name F.) bewaffnete, um Freiheit von Steuern und Fronen und gleiche Güterverteilung zu erringen. Sengend und brennend durchstreiften sie das Land und wurden von einigen Edlen, wie Günther von Schwarzburg und Dietrich von Hohenstein, begünstigt. Die Markgrafen Friedrich (der Streitbare) und Wilhelm von Meißen zogen endlich gegen die F. aus (Fleglerkrieg), und ihr Feldhauptmann, Ritter Hans Dangel, erzwang die Übergabe der von den letztern besetzten Burg Heldrungen. Die F., deren man habhaft werden konnte, wurden je zwei zusammengekoppelt und zu Tode gegeißelt. - F. heißen auch die Flagellanten (s. d.).

Fleier (Flyer, Spindelbank), eine Art von Vorspinnmaschine; s. Spinnen.

Fleimser Thal (Val Fiemme), ein 23 km langes, dicht bewohntes Thal in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Cavalese, vom Avisio in seinem mittlern Lauf durchströmt (vgl. Dolomitalpen), ist stark bewaldet und hat 18,800 Einw. Hauptorte sind: Cavalese und Predazzo. Fleims gehörte in alter Zeit zur Mark Treviso, seit 1112 (mit sehr freier Verfassung) zum Bistum Trient.

Fleisch besteht im wesentlichen aus der Masse der quergestreiften Muskeln (s. d.). Jeder Muskel besteht aus gröbern, mit bloßem Auge deutlich unterscheidbaren Bündeln, welche gewöhnlich parallel nebeneinander liegen. Diese Bündel sind wieder zusammengesetzt aus feinern Bündeln, deren mikroskopische Elemente die Muskelfasern sind. An letztern unterscheidet man den kontraktilen Inhalt und die Hülle (Sarkolemma); ein lockeres Bindegewebe vereinigt mehrere Muskelfasern zu einem primitiven Bündel, und eine Anzahl dieser letztern wird wiederum durch bindegewebige Hüllen zu größern Bündeln vereinigt, die in wechselnder Zahl den Muskel konstituieren. Eine gleichfalls aus Bindegewebe bestehende Scheide umgibt den ganzen Muskel, welcher die Blutgefäße, Nerven, Sehnenfasern einschließt und mehr oder weniger reich an Fettzellen ist. Mit dem Tode des Tiers oder mit der Abtrennung vom Körper desselben wird der Muskel hart und starr, weniger dehnbar, und seine alkalische Reaktion verwandelt sich in eine saure. Dieser Eintritt der Totenstarre beruht auf dem allmählichen Gerinnen und Festwerden des während des Lebens flüssigen Inhalts der Muskelfasern. Nach längerm Liegen löst sich die Totenstarre, der Muskel wird wieder weicher, und bald darauf treten die ersten Stadien der Fäulnis ein. Das F., welches man im Handel erhält, ist meist über die Totenstarre hinaus. Hauptbestandteile des Fleisches sind: Myosin (der Inhalt des Sarkolemmas) und andre Eiweißkörper, leimgebende Substanz (Bindegewebe) und Elastin (Sehnenfasern); im Fleischsaft und Blut gelöst finden sich Kreatin, Kreatinin, Zucker, Inosit, Dextrin, Inosinsäure, Milch-^[folgende Seite]