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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Florida; Floridablanca

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Florida - Floridablanca.

im Freien bleibt und die Schweine ohne Mast fett werden. Hirsche und kleineres Wild finden sich überall, und die Küstengewässer sind reich an vorzüglichen Fischen. Schwämme, die sich an der Küste finden, bilden einen von Jahr zu Jahr wachsenden Handelsartikel. Dem Land steht anscheinend eine große Zukunft bevor, seitdem eine angloamerikanische Landgesellschaft 1882: 1,600,000 Hektar Land erworben und die Drainierung des 4½ Mill. Hektar großen Okee-cho-beegebiets in Angriff genommen hat. Es wird beabsichtigt, dort namentlich Zuckerrohr und Jute zu bauen. An Vieh zählte man 1884: 40,120 Pferde und Maultiere, 612,575 Rinder, 97,951 Schafe und 307,328 Schweine. Die Fischereien liefern außer Fischen auch Austern und Schwämme. Bergwerke gibt es nicht. Unter den gewerblichen Anstalten (1880: 426 mit 5504 Arbeitern) sind nur Sägemühlen und Zigarrenfabriken von einiger Bedeutung. Eisenbahnen (1883: 1168 km und 544 km im Bau) verbinden die Haupthäfen mit dem Innern des Landes, und ein großer Schiffskanal, der die Fahrt zwischen den atlantischen Häfen und New Orleans bedeutend abkürzen wird, ist im Bau. Die Verfassung Floridas datiert vom 20. Jan. 1868. Das Land steht unter einem vom Volk auf 4 Jahre gewählten Gouverneur, welcher einen Staatssekretär, Schatzmeister und die übrigen Beamten der Staatsregierung ernennt, hat einen Senat von 32 Mitgliedern, ein Unterhaus von 76 Mitgliedern (jene auf 4, diese auf 2 Jahre gewählt) und ist im Kongreß durch 2 Abgeordnete vertreten. Die richterliche Gewalt üben ein Obergericht, 7 Kreisgerichte, 38 Countygerichte und eine Anzahl Friedensrichter aus, die sämtlich von dem Gouverneur ernannt und von dem Senat bestätigt werden müssen. Der Oberrichter und zwei Hilfsrichter bekleiden ihr Amt auf Lebenszeit, oder solange sie ihre Pflichten erfüllen. Eine Irrenanstalt wird auf Staatskosten erhalten, dagegen gibt es keine Strafanstalt, da Züchtlinge an Unternehmer vermietet werden. Die Revenue des Staats betrug 1882: 350,570 Doll. (außer 426,570 Doll. Grafschaftseinnahme), die Staatsschuld stieg 1860-70 von 78,000 auf 5,728,865 und betrug 1883: 1,308,000 Doll. Eingeteilt ist F. in 39 Grafschaften und hat Tallahassee zur Hauptstadt. Vgl. Karte "Vereinigte Staaten".

[Geschichte.] F. wurde 1512 durch Ponce de Leon, der von San Domingo aus daselbst landete, für die Krone von Spanien in Besitz genommen; er nannte es F., weil er gerade am Palmsonntag, Pasqua florida dahin gekommen war. 1526 erteilte Kaiser Karl V. dem Pamfilio de Narvaez ein Patent über alles Land vom Kap F. bis zum Rio de Palmas am Meerbusen von Mexiko; derselbe landete 1528, wurde aber von den Indianern mit großem Verlust zurückgewiesen. Auch die 1538 von Hernandez de Soto zur Eroberung von F. ausgerüstete Expedition unterwarf zwar einzelne Stämme der Indianer, konnte aber das Land nicht behaupten. Vgl. Theodor Irving, Die Eroberung von F. unter Fernandez de Soto (Lond. 1835, 2 Bde.). 1562 suchten protestantische Franzosen an der Ostküste ein Asyl vor den Verfolgungen der Katholiken; aber König Philipp II. von Spanien ließ 1564 die Ketzer verjagen und eine spanische Niederlassung gründen. Franz Drake zerstörte 1586 die neue Anlage, doch wurde sie bald wiederhergestellt und St. Augustin (San Agostino) zum Hauptplatz derselben erhoben. Übrigens bekümmerten sich die Spanier wenig um die Kolonisation des Landes und begnügten sich, St. Augustin, den Schlüssel Westindiens, zu befestigen. 1696 gründeten die Franzosen zu Pensacola eine Niederlassung, traten dieselbe aber im Anfang des 18. Jahrh. an die Spanier ab; von diesen kam F. nach langen Streitigkeiten durch den Frieden zu Fontainebleau 1763 an England, doch gedieh das Land auch unter englischer Herrschaft zu keiner Blüte. 1780 eroberten die Spanier Westflorida, d. h. F. westlich vom Fluß Appalachicola, wieder und erhielten im Frieden von Versailles 1783 auch Ostflorida. Erst als Spanien im Oktober 1820 die Halbinsel für 5 Mill. Doll. an die nordamerikanische Union abtrat, die seit 1803 Ansprüche auf F. erhoben hatte, entwickelte sich das Land, das 1822 als Territorium der Union organisiert wurde, allmählich zu höherer Kultur. Die Bevölkerung belief sich damals auf kaum 10,000 Seelen, größtenteils in Pensacola und St. Augustin, sehr dünn und zerstreut auf dem Land ansässig; die Zahl der Indianer betrug ungefähr 4000. Durch Kommissare der Unionsregierung ward ein Sitz der Regierung (das jetzige Tallahassee) gewählt, eine Landesregierung eingesetzt; Kommissionen wurden ernannt und Gesetze erlassen, um die schwebenden Ansprüche auf Grundbesitz etc. zu untersuchen und zu regulieren. Abenteurer und Spekulanten kamen in Menge nach F., freilich um vielfach in ihren Erwartungen getäuscht zu werden. Die Aufmerksamkeit richtete sich besonders auf Pensacola wegen seiner zum Marinearsenal geeigneten Lage am Golf. Durch Zuzug von Ansiedlern wuchs die Bevölkerung so rasch, daß sie nach dem Zensus vom Januar 1831 schon auf 34,825 Seelen (18,385 Weiße, 840 freie Farbige und 15,500 Sklaven) gestiegen war. Ein Aufstand der eingebornen Seminolen gegen die Eingewanderten ward 1842 unterdrückt. 1845 wurde F. als selbständiger Staat in die nordamerikanische Union aufgenommen. Im Sezessionskrieg stand F. auf der Seite der Südstaaten. Vgl. Fairbanks, The history of F., 1512-1842 (Philad. 1871); Barbour, F. for tourists, invalids and settlers (neue Ausg. 1884); Lanier, F., its scenery, climates and history (Philad. 1881).

Florida, Binnendepartement des südamerikan. Staats Uruguay, ein Hügelland, 10,629 qkm (193 QM.) groß mit (1880) 20,888 Einw., deren Haupterwerbszweig die Viehzucht ist. Die gleichnamige Hauptstadt liegt 105 km von Montevideo, an der Eisenbahn, inmitten von Gärten und hat 2500 Einw.

Floridablanca, Don José Moñino, Graf von, span. Staatsmann, geb. 1729 zu Hellin in Murcia, schwang sich durch rastlose Arbeit und geniale Begabung aus den bescheidensten Verhältnissen empor, ward Advokat und Fiskal des Rats von Kastilien, dann Gesandter in Rom und 1777 erster Minister König Karls III. In dieser Stellung übte er anfangs den wohlthätigsten Einfluß, indem er die Herrschaft der Kirche bekämpfte, das Volk durch höhere Bildung zu befreien und zur Selbstthätigkeit anzuspornen suchte, die Industrie förderte und Handel und Verkehr durch Anlegung von Straßen und Kanälen hob. Zugleich aber stürzte er Spanien in den kostspieligen Krieg gegen England 1779-83, der Spanien gar keine Vorteile brachte. Nach Karls III. Tod (1788) verlor er unter Karl IV. und dessen Gemahlin Maria Luise sehr an Einfluß und mußte sich auf das Departement der auswärtigen Angelegenheiten beschränken. Die Revolution, welche Spanien des französischen Bündnisses beraubte, haßte er auf das bitterste, und dieser Haß machte ihn bald aus einem Freunde der Aufklärung zu einem reaktionären Despoten. Als er aber versuchte, die Macht der Königin über ihren Gemahl zu brechen, ward er 28. Febr. 1792 gestürzt