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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fontāna di Trevi; Fontāna fredda; Fontane; Fontäne; Fontanelle; Fontanes; Fontange

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Fontana di Trevi - Fontange.

Fontāna di Trevi (die alte Aqua Virgo, ital. Acqua Vergine), der größte und berühmteste Brunnen Roms, im J. 19 v. Chr. von Agrippa angelegt, der das Wasser dazu aus der Umgegend Roms durch einen 21 km langen Kanal herleitete. Von 1735 bis 1762 wurde die plastische Dekoration nach dem Plan des Nicolà Salvi ausgeführt. Wer (nach alter Tradition) beim Abschied von Rom von dem Brunnen trinkt, den zieht die Nymphe wieder dahin zurück.

Fontāna fredda, Ortschaft in der ital. Provinz Udine, Distrikt Pordenone, mit (1881) 3076 Einw., einst Landsitz der Langobardenkönige, auch merkwürdig durch die Schlacht (16. April 1809) zwischen den Österreichern unter Erzherzog Johann und den Franzosen und Italienern unter Eugen Beauharnais, in der letztere unterlagen und sich hinter die Piave zurückzogen.

Fontane, Theodor, Dichter und Essayist, geb. 30. Dez. 1819 zu Neuruppin, war ursprünglich Apotheker, widmete sich später der Litteratur, lebte als Schriftsteller bald in Berlin, bald in seiner Vaterstadt und war an der Redaktion der "Neuen Preußischen Zeitung" und an andern Zeitungen als vortrefflicher Feuilletonist beteiligt. Im J. 1874 zum ständigen Sekretär der Akademie der Künste ernannt, gab er diese Stellung schon 1875 wieder auf, um sich aufs neue ganz der Litteratur zu widmen. Er ist zur Zeit bei der Redaktion der "Vossischen Zeitung" beschäftigt. F. trat zuerst mit kleinern epischen Dichtungen im Balladenton hervor, wie: "Männer und Helden, acht Preußenlieder" (Berl. 1850), "Von der schönen Rosamunde" (Dessau 1850; 3. Aufl., Dresd. 1863), "Gedichte" (Berl. 1851; 2. Aufl., das. 1875), "Balladen" (das. 1861), und gab das "Dichteralbum" (4. Aufl., das. 1858) sowie in Gemeinschaft mit Fr. Kugler das belletristische Jahrbuch "Argo" (Dessau 1854-56) heraus. In den folgenden Jahren hielt er sich längere Zeit in England auf und ließ als Resultat seiner Studien "Ein Sommer in London" (Dessau 1854), "Aus England, Briefe über Londoner Theater, Kunst und Presse" (Stuttg. 1860) und "Jenseit des Tweed, Bilder und Briefe aus Schottland" (Berl. 1860) erscheinen. In späterer Zeit widmete er sich vorzugsweise patriotisch-historischer Thätigkeit. Seine Teilnahme am Feldzug von 1870 brachte ihm eine mehrmonatliche Gefangenschaft in Frankreich, die er in dem Buch "Kriegsgefangen" (Berl. 1871) schilderte. Außerdem schrieb er in dieser Richtung: "Der schleswig-holsteinische Krieg im Jahr 1864" (Berl. 1866); "Der deutsche Krieg von 1866" (das. 1869, 2 Bde.; 2. Aufl. 1871); "Aus den Tagen der Okkupation; eine Osterreise durch Frankreich und Elsaß-Lothringen" (das. 1872, 2 Bde.); "Der Krieg gegen Frankreich" (das. 1874-76, 2 Bde.). Wertvoll sind seine "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" (Berl. 1861-1882, 4 Bde.; 1. Bd., 4. Aufl. 1883), interessant und farbenreich die neuesten Prosadichtungen: "Vor dem Sturm", Roman aus dem Winter 1812 auf 1813 (das. 1878, 4 Bde.); die Novellen: "Grete Minde" (das. 1880), "Ellernklipp" (das. 1881), "L'Adultera" (Bresl. 1882), "Schach von Wuthenow" (Leipz. 1883) und der Roman "Graf Petöfi" (Dresd. 1883). Sein jüngstes Werk ist die Biographie Chr. Friedr. Scherenbergs (Berl. 1885).

Fontäne (franz.), Brunnen, besonders Springbrunnen (s. d.).

Fontanelle (neulat., auch das Fontanell), die nicht von Knochen, sondern nur von einer festen Haut verschlossenen Stellen am Schädel des neugebornen Kindes. Oben auf dem Scheitel liegt die große F., weiter nach hinten die kleine, an jeder Seite des Kopfes ein Paar seitlicher. - In der praktischen Heilkunde ist F. ein veraltetes Mittel, ähnlich dem Haarseil, welches in dem Anlegen einer Hautwunde besteht, die durch eine Erbse in dauerndem Reizzustand erhalten wird. Das Verfahren stand noch im Anfang dieses Jahrhunderts als "Ableitungsmittel" in hohem Ansehen, ist aber gänzlich verlassen worden.

Fontanes (spr. fongtán), Louis, Marquis de, franz. Dichter und Staatsmann, geb. 6. März 1757 zu Niort, ging nach vollendeten Studien nach Paris, wo er sich den Encyklopädisten anschloß und sich bald einen geachteten Dichternamen erwarb. Beim Ausbruch der Revolution redigierte er mehrere Journale, z. B. den "Mercure français" und den "Modérateur", in denen er die Anarchie zu bekämpfen suchte. Nach Lyon übergesiedelt, verfaßte er die 20. Dez. 1793 dem Konvent überreichte Adresse zu gunsten dieser Stadt, ward aber deshalb proskribiert und entging dem Tod nur durch die Flucht. Nach dem 9. Thermidor wurde er Professor der Zentralschule und 1795 Mitglied des Instituts. Als Mitredakteur des "Mémorial" nach dem 18. Fructidor zur Deportation verurteilt, entfloh er nach London, wo er mit Chateaubriand enge Freundschaft schloß. Nach dem 18. Brumaire kehrte er in sein Vaterland zurück, redigierte den "Mercure français" und wurde von Napoleon mit der Lobrede auf Franklin (1800) betraut. Im J. 1802 von seiner Heimat in den Gesetzgebenden Körper und 1804 zum Präsidenten dieser Versammlung gewählt, entfaltete er in dieser Stellung seltene Rednergaben. Im J. 1808 wurde er zum Großmeister der Universität, 1810 zum Senator ernannt und von Napoleon in den Grafenstand erhoben. Seiner an Charakterlosigkeit streifenden Gewandtheit gelang es, sich bei der Restauration zu behaupten; er verfaßte 1814 die Absetzungsurkunde Napoleons und ward dafür von Ludwig XVIII. zum Pair, Marquis und Mitglied des Staatsrats ernannt. F. starb 17. März 1821. Seine Hauptstärke beruht in seinen Reden, seinen politischen und kritischen Journalartikeln. Mit Pracht und Fülle des Ausdrucks verband er Eleganz und Korrektheit der Form, Klarheit und Schärfe des Urteils, Eigenschaften, die seine Aufsätze über die Erstlingswerke der Frau v. Staël und Chateaubriands äußerst interessant machen. Die glänzendste Rede hielt er 1814 als Großmeister der Universität bei der allgemeinen Preisbewerbung. Seine Poesien, welche seiner Zeit wegen ihrer Formvollendung viel gerühmt wurden, sind fast in Vergessenheit geraten. Den größten Beifall fanden seine beschreibenden Gedichte: "La Forêt de Navarre", "Le Verger" etc. Außerdem nennen wir: "Poëme sur l'édit en faveur des noncatholiques" (1789); eine Übersetzung des "Essai sur l'homme" von Pope (1783) u. "La Grèce sauvée" (unvollendet). Sainte-Beuve, welcher F.' "Œuvres" herausgab (Par. 1839, 2 Bde.), hält für seine besten Gedichte: "La chartreuse de Paris", "Le tour des morts", die Stanzen an eine junge Engländerin, die "Ode à une jeune beauté", u. die "Ode au buste de Vénus".

Fontange (franz., spr. fongtāngsch, fälschlich Fantange), haubenartiger Aufsatz der Damen, bestehend aus einem in mehreren Absätzen sich erhebenden, fast meterhohen Gestell aus Eisendraht, mit gekräuselten

^[Abb.: Fontange.]