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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Forbisher; Forbonnais; Forcade la Roquette; Forcalquier; Force; Forcellini; Forceps; Forchhammer

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Forbisher - Forchhammer.

französischer Künstler im Palast Luxembourg und das Museum in Versailles ein. Er starb 23. Febr. 1841 in Paris. F. schrieb das Vaudeville "Sterne, ou le voyage sentimental" und den Roman "Charles Barimore" (Par. 1810, neue Ausg. mit andern Dichtungen 1842); ferner "Voyage dans le Levant en 1817 et 1818" (1819); "Souvenirs de la Sicile" (1823) und "Un mois à Venise" (1824-25). Als Maler schloß er sich seinem Freund Granet an, dessen Bedeutung im architektonischen Interieur er freilich nicht erreichte, da er sich allzusehr in abenteuerlichen Lichtwirkungen gefiel.

Forbisher (spr. forbischer), s. Frobisher.

Forbonnais (spr. -näh), François Véron de, franz. Finanzmann, geb. 1722 zu Le Mans, wurde 1756. Generalinspektor der Münze. 1759 in einer einflußreichen Stellung im Finanzministerium verwendet, faßte er den Plan zu einer Steuerreform. Deswegen heftig angefeindet, mußte er sich auf seine Güter zurückziehen. 1790 nahm er an der Reform des Münzwesens thätigen Anteil. Von seinen Werken sind hervorzuheben: "Éléments du commerce" (1754, 2 Bde.); "Recherches et considérations sur les finances de France depuis 1595 jusqu'en 1721" (Basel 1752 u. Lüttich 1758, 6 Bde.); "Principes et observations économiques" (1767, 2 Bde.). Er starb 19. Sept. 1800.

Forcade la Roquette (spr. -kahd la rokett), Jean Louis Victor Adolphe de, franz. Minister, geb. 8. April 1820 zu Paris, Halbbruder des Marschalls Saint-Arnaud, studierte in Paris die Rechte, wurde 1841 Advokat daselbst und 1846 Doktor der Rechte. Unter dem zweiten Kaiserreich wurde er 1852 Requetenmeister beim Staatsrat, 1857 Generaldirektor der kaiserlichen Forsten, 1859 Generaldirektor der Douanen und der indirekten Steuern sowie Staatsrat und 28. Nov. 1860 Finanzminister. Ergab den Wünschen des Kaisers, über die öffentlichen Gelder willkürlich disponieren zu können, allzusehr nach, so daß die schwebende Schuld bald zu einer erstaunlichen Höhe anwuchs. Deshalb 14. Nov. 1861 als Finanzminister durch Fould ersetzt, ward er zum Senator, 18. Nov. 1863 aber zum Vizepräsidenten des Staatsrats ernannt. Am 19. Jan. 1867 aufs neue in das von Rouher neugebildete Ministerium berufen, übernahm er das Portefeuille des Ackerbaues, der öffentlichen Arbeiten und des Handels und 27. Dez. 1868 nach dem Rücktritt Pinards das des Innern. Obwohl er bei den Wahlen vom Mai 1869 alle Mittel aufbot, um die offiziellen Kandidaten durchzusetzen, und sich 12. Juli dem Entlassungsgesuch der übrigen Minister anschloß, als der Kaiser in einer Botschaft die Verwilligung von Reformen ankündigte, trat er doch in das neugebildete Ministerium wieder ein, um als Führer desselben für die Reformen in die Schranken zu treten. Bei der Beratung über das Senatskonsult bekämpfte er die vom Prinzen Napoleon 1. Sept. im Senat aufgestellten parlamentarischen und teilweise demokratischen Forderungen, sprach sich aber im Gesetzgebenden Körper 9. Dez. in liberalem Sinn aus. Als aber der Kaiser in seinen Zugeständnissen an die konstitutionelle Mittelpartei noch weiter ging, reichten F. und seine sämtlichen Kollegen 27. Dez. 1869 ihre Entlassung ein, und F. trat ins Privatleben zurück. Von Gambetta nach dem Sturz des Kaiserreichs wegen seiner frühern amtlichen Thätigkeit mit einem Verhaftsbefehl verfolgt, begab er sich nach Spanien und kehrte erst nach Beendigung des deutsch-französischen Kriegs nach Frankreich zurück, bewarb sich vergebens um eine Abgeordnetenstelle, ließ sich in verschiedene finanzielle Unternehmungen ein, sah sich mit bedeutenden Verlusten bedroht und entzog sich den daraus erwachsenden Verlegenheiten durch Selbstmord 15. Aug. 1874.

Forcalquier (spr. -kalkjeh), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Niederalpen, amphitheatralisch an einem Kalkhügel gelegen, hat ein Athenäum, Handel mit Wein, Öl, Seide etc. und (1881) 1960 Einw. F. (Furnus Calcarius) war vom 11. bis zum 13. Jahrh. Hauptort einer Grafschaft.

Force (franz., spr. fors), Stärke, jemandes starke Seite; Gewalt, Zwang; f. majeure, höhere Macht oder Gewalt, der man sich fügen muß, zwingende Umstände (s. Höhere Gewalt).

Forcellini (spr. - tschellini), Egidio, ital. Lexikograph, geb. 26. Aug. 1688 in der Mark Treviso als Sohn armer Eltern, war schon ziemlich erwachsen, als er in das Seminar zu Padua eintrat, wo er den gelehrten Jacopo Facciolati zum Lehrer hatte, der ihn zu seinen lexikalischen Arbeiten heranzog. Er ward Professor der Rhetorik und Seminardirektor in Ceneda, 1731 aber an das Seminar nach Padua zurückberufen, wo er nun bis an seinen Tod (4. April 1768) blieb. Sein großes Verdienst beruht auf der Herausgabe des großen, schon 1718 mit Facciolati begonnenen und 1753 vollendeten, aber erst nach seinem Tod im Druck erschienenen "Lexicon totius latinitatis" (Padua 1771, 5 Bde.; 2. Aufl. 1805), das wegen der Reichhaltigkeit seines Inhalts die Grundlage aller spätern lateinischen Wörterbücher bildet. Neue, vervollständigte Ausgaben des Werkes besorgten Furlanetto (Padua 1828-31, 4 Bde.; Appendix 1841), Härtel und Voigtländer (Schneeb. 1829-35) und in neuerer Zeit Corradini (mit Beiträgen von Klotz, Döderlein, Freund u. a., Padua 1859 ff.) und de Vit (Prato 1858 ff.). Vgl. Ferrari, Vita Aegidii F. (Padua 1792).

Forceps (lat.), s. Geburtszange.

Forchhammer, 1) Johann Georg, Geolog, geb. 26. Juli 1794 zu Husum, studierte seit 1815 in Kiel Naturwissenschaft, unterstützte Örsted 1818 und 1819 bei einer geologischen Untersuchung der Insel Bornholm, wurde 1823 Dozent der Chemie und Mineralogie an der Universität Kopenhagen, 1829 am polytechnischen Institut und 1831 auch am Marinekadetteninstitut. In demselben Jahr erhielt er eine Professur an der Universität, und 1848 wurde er zweiter Direktor des naturwissenschaftlichen Museums. Die Akademie der Wissenschaften wählte ihn nach Örsteds Tod zu ihrem beständigen Sekretär. Er starb 14. Dez. 1865 in Kopenhagen. F. vervollständigte 1835-37 die Arbeiten über die Geognosie Dänemarks, und nach 1850 begann er mit Steenstrup und Worsaae paläanthropologische Publikationen, welche für Kopenhagen und den Norden überhaupt eine hervorragende Wichtigkeit erlangt haben. Von den großartigen Leistungen auf diesem Gebiet, zu denen Eschricht und in Schweden Nilsson wesentlich beitrugen, geben insbesondere die Kopenhagener Sammlungen einen glänzenden Beweis. Er schrieb: "Danmarks geognostiske Forhold" (Kopenh. 1835); "Bidrag til Skildringen of Danmarks geographiske Forhold" (das. 1837); "Om Faeröernes geognostiske Beskaffenhed" (das. 1824); "Skandinaviens geognostiske Natur" (das. 1843).

2) Peter Wilhelm, Philolog und Altertumsforscher, Bruder des vorigen, geb. 23. Okt. 1803 zu Husum, besuchte das Gymnasium in Lübeck, studierte zu Kiel, habilitierte sich hier 1828, unternahm 1830 eine Reise über Paris, London und Italien nach Griechenland, wo er sich drei Jahre aufhielt, und wurde nach seiner