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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Forchheim; Forchtenan; Forchtenberg; Forcieren; Forckenbeck

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Forchheim - Forckenbeck.

Rückkehr 1836 außerordentlicher Professor der klassischen Philologie in Kiel. Im Herbst 1838 trat er eine zweite Reise nach Griechenland und Kleinasien an, kehrte nach einem Besuch des Nilthals über Athen und Rom nach Kiel zurück, wo er unter Mitwirkung von Jahn ein archäologisches Museum begründete, und wurde 1843 zum ordentlichen Professor ernannt. Von 1868 bis 1870 war F. Mitglied des preußischen Landtags, 1871-73 des deutschen Reichstags. Seine Schriften, zum Teil eine Frucht seiner Reisen, beziehen sich besonders auf Topographie und Mythologie. Zu ersterer veröffentlichte er: "Hellenika" (Berl. 1837, Bd. 1); "Topographie von Athen" (Kiel 1841; vorher schon: "Zur Topographie von Athen", Götting. 1833); "Beschreibung der Ebene von Troja", mit Karte von Spratt (Frankf. a. M. 1850); "Topographia Thebarum heptapylarum" (das. 1854); "Halkyonia" (Berl. 1857). In seinen meistens kleinern Schriften mythologischen Inhalts sucht er die griechischen Mythen als Vorgänge in der Natur zu erweisen. Hierher gehören: "Achill" (Kiel 1853), worin er den Krieg vor Troja als den winterlichen Kampf der Elemente in jener Gegend erklärt; "Die Gründung Roms" (das. 1868); "Daduchos, Einleitung in das Verständnis der hellenischen Mythen, Mythensprache und mythischen Bauten" (das. 1875); "Das Erechtheion" (das. 1879); "Die Wanderungen der Inachostochter Io" (das. 1880); "Erklärung der Ilias, auf Grund der in der beigegebenen Originalkarte von Spratt und F. dargestellten topischen und physischen Eigentümlichkeiten der troischen Ebene" (das. 1884) und verschiedene Aufsätze, wie: "Über den Ursprung der Mythen" (im "Philologus", 1860), "Die Argonauten" (in "Nord und Süd" 1874), "Die Gigantomachie" (in der "Allgemeinen Zeitung", Mai 1881) u. a. Außerdem sind zu erwähnen: "Die Athener und Sokrates oder die Gesetzlichen und die Revolutionäre" (Berl. 1837); "Die kyklopischen Mauern" (Kiel 1847); "Landwirtschaftliche Mitteilungen aus dem Altertum" (das. 1856); "Über die Reinheit der Baukunst" (Hamb. 1856); "Das Schöne ist schwer" (Kiel 1863); "Aristoteles und die exoterischen Reden" (das. 1864); "Mykenä und der Ursprung der mykenischen Funde" (das. 1881) u. a.

Forchheim, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, 30 km südöstlich von Bamberg, an der Mündung der Wiesent in die Regnitz, 263 m ü. M., an der Linie München-Ingolstadt-Bamberg der Bayrischen Staatsbahn und am Ludwigskanal, ist Sitz eines Bezirksamts und eines Amtsgerichts, hat ein altes Schloß, eine kath. Pfarrkirche im gotischen Stil (mit Gemälden von Michael Wohlgemuth aus dem Leben des heil. Martin und Skulpturen von Veit Stoß), ein Rathaus mit großem Saal, mehrere Pfründnerhäuser, Gerberei, bedeutende Weberei, eine Papierfabrik, eine optische Glasschleiferei, Ölfarbenfabrik, einen Folienhammer, Bierbrauerei, Obst-, Hopfen- und Spargelbau, einen Kanalhafen, einen bedeutenden Kirschenmarkt und (1880) 4514 Einw. (darunter 800 Protestanten und 216 Juden). Nordöstlich von der Stadt auf einem Hügel das Jagdschloß Jägersburg, früher Besitztum der Reisenden Gebrüder v. Schlagintweit. - F. kommt bereits im 9. Jahrh. als karolingische Pfalz Foracheim vor, in welcher Karl d. Gr. sowie spätere Kaiser öfters verweilten. Auch wurden seit dem 9. Jahrh. viele Reichstage hier gehalten. In F. wurden Ludwig das Kind 900 und Konrad I. 911 zu deutschen Königen gewählt. Auf dem hier 1077 abgehaltenen Reichstag wurde Kaiser Heinrich IV. entsetzt und an seiner Stelle Rudolf von Schwaben gewählt. Heinrich II. hatte die Reichsdomäne F. mit einem umfangreichen Gebiet 1007 dem Bistum Bamberg geschenkt, dem sie Heinrich III. wieder entzog, Heinrich IV. 1062 jedoch zurückgab. 1552 litt die Stadt durch die Brandschatzungen des Markgrafen Albrecht Alcibiades. Im Dreißigjährigen Krieg verteidigte sie sich mit Glück. 1802 kam sie an Bayern. Die Festungswerke wurden 1838 geschleift. Bei F. 7. Aug. 1796 siegreiches Gefecht der Franzosen gegen die Österreicher. Vgl. Hübsch, Chronik der Stadt F. (Nürnb. 1867).

Forchtenan (Fraknó), Markt im ungar. Komitat Ödenburg, mit einem Servitenkloster und 845 Einw. Dabei auf steilem Felsen das uralte, seit 1622 den Fürsten Esterházy gehörige befestigte Ritterschloß Forchtenstein mit Zeughaus und fürstlichem Familienarchiv.

Forchtenberg, Stadt im württemberg. Jagstkreis, Oberamt Öhringen, am Einfluß der Kupfer in den Kocher, mit großem Gips- und Sandsteinbruch und (1885) 1052 evang. Einwohnern. Dabei auf einem Berg die Ruine eines Schlosses.

Forcieren (franz., spr. -ßieren), zwingen, erzwingen, mit Gewalt nehmen; auch etwas mit Force betreiben, übertreiben; Forciertheit, gewaltsam übertriebenes und gezwungenes Thun und Wesen.

Forckenbeck, Max von, deutscher Staatsmann, geb. 21. Okt. 1821 zu Münster, studierte 1839-42 in Gießen und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften und trat 1847 in den Staatsjustizdienst. 1848 beteiligte er sich an der politischen Bewegung und wurde Vorsitzender des Demokratisch-Konstitutionellen Vereins in Breslau. 1849 ließ er sich als Rechtsanwalt in Elbing nieder. Dort wirkte er zugleich als Stadtverordneter und später als Vertreter der Stadt beim Kreistag. 1858 von dem Wahlbezirk Mohrungen in das Abgeordnetenhaus gewählt, blieb er bis 1873 ununterbrochen Mitglied desselben. Während der Konfliktszeit 1862-66 hervorragendes Mitglied der Fortschrittspartei, war er Referent der Budgetkommission über das Militärbudget und rechtfertigte in seinen ausführlichen Berichten die Nichtgenehmigung der Armeereorganisation und die Streichung der dafür geforderten Geldmittel. 1866 aber half er die nationalliberale Partei begründen und trug zur Versöhnung der Landtagsmajorität mit der Regierung wesentlich bei, zumal als er nach Grabows Verzicht im August 1866 zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt worden war. Dieses Amt bekleidete er, bis er 1873 zum Oberbürgermeister von Breslau gewählt und von dieser Stadt zu ihrem Vertreter im Herrenhaus ernannt wurde. Da F. durch richtigen Takt, Ruhe und strenge Unparteilichkeit sich als Präsident allgemeine Achtung erworben, auch durch stetes Einvernehmen mit der Regierung den Fortgang der Verhandlungen und das Zustandekommen wichtiger Beschlüsse gefördert und dabei staatsmännisches Geschick bewiesen hatte, so ward er 9. Febr. 1874 an Simsons Stelle zum Präsidenten des Reichstags, dem er seit 1867 angehörte, gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis 1879 zu allgemeiner Zufriedenheit der Parteien, so daß er auch, nachdem die Liberalen 1878 die Majorität verloren hatten, wieder gewählt wurde. Da er sich indes mit der neuen Majorität 1879 bei den Zolltarifen handlungen in entschiedenem Widerspruch befand, legte er 20. Mai 1879 das Reichstagspräsidium nieder. Doch behielt er auch bei den nächsten Reichstagswahlen sein Mandat, schied aber 1881 mit den Sezessionisten aus der nationalliberalen Fraktion aus und