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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Forellenporzellan - Forfarshire.

selbst die des Fleisches je nach Wohnort und Geschlechtsverhältnissen von intensivem Rosenrot bis zur Farblosigkeit. Sie findet sich in ganz Europa und Kleinasien in klarem, fließendem, luftreichem Wasser, auch in Alpenseen bis 2000 m ü. M. und gedeiht auch in quellenreichen Teichen. Sie wandert nicht wie die andern Arten, laicht von Mitte Oktober bis Dezember, und während dieser Zeit entstehen bei beiden Geschlechtern eigentümliche Hautwucherungen. Zum Ablegen der Eier macht sie seichte Vertiefungen, und nach der Befruchtung bedeckt sie dieselben leicht. Auch von ihr sind sterile Formen bekannt. Sie schwimmt höchst gewandt und schnell, ist sehr scheu und vorsichtig und lebt von Insekten, Würmern, Egeln, Schnecken und Fischen. Ihr Fleisch ist ungemein zart und seit Ausonius hoch geschätzt. Bei uns gilt die Bachforelle als feinster Tafelfisch, das Fleisch ist am schmackhaftesten von April bis September, und am besten wird der Fisch blau gekocht mit frischer Butter und etwas Zitrone oder gebacken. Am geeignetsten für die Tafel sind Fische von 0,25-0,5 kg; kleinere zu verspeisen, ist eine arge Unsitte.

Forellenporzellan, chinesisches und japan. Porzellan, von den Sammlern porcelaine truitée genannt, dessen Oberfläche seine, künstlich hervorgebrachte Sprünge zeigt (craquelé). Das japanische F. ist meist rehbraun. Das alte chinesische F. stammt aus der Zeit von 960 bis ca. 1280.

Forellenstein, Alabaster, welcher durch dünne Lagen von bituminösem Kalk ein gestreiftes, wolkiges oder geflammtes Ansehen hat; auch ein mittel- bis grobkörniges Gestein aus farblosem Plagioklas (Anorthit) mit dunkelgrünem Serpentin, wenig Diallag und schwarzen Erzkörnchen, ist wohl als sehr diallagarmer Olivingabbro aufzufassen und findet sich bei Neurode in Schlesien, im Harzer Radauthal, Langenlois in Österreich, Norwegen und in Cornwall.

Forensis (lat.), zum Gerichtswesen (s. Forum) gehörig, darauf bezüglich, z. B. forensische Medizin (s. Gerichtliche Medizin); Forense, ein Fremder, insbesondere ein Ausmärker, d. h. Besitzer von Grundstücken in der Gemarkung einer Ortschaft, der er nicht als Gemeindemitglied angehört.

Forénza, Flecken in der ital. Provinz. Potenza, Kreis Melfi, auf einer Höhe des neapolitanischen Apennin, mit (1881) 7538 Einw., welche Käse und grobe Leinwand erzeugen.

Forestagium (mittellat.), die Forstbenutzung, auch die dafür bedungene Zahlung.

Forestiere (ital.), Fremder, Ausländer.

Forey (spr. -rä), Elie Frédéric, franz. General, geb. 10. Jan. 1804 zu Paris, besuchte die Militärschule zu St.-Cyr, trat 1824 als Leutnant in das 2. leichte Regiment, machte 1830 die Expedition nach Algier mit und diente daselbst, zuletzt als Major, 1835-44. Er wurde hierauf zum Obersten eines Regiments in Frankreich ernannt, nach der Februarrevolution 1848 von der Republik mit dem Kommando einer Brigade zum Schutz der Nationalversammlung betraut und als eifriger Bonapartist 1852 zum Divisionsgeneral und Mitglied des Infanteriekomitees befördert. Im orientalischen Krieg organisierte er eine Reservedivision, führte dieselbe in die Krim, hielt unterwegs durch Besetzung des Piräeus Griechenland im Zaum und kämpfte dann vor Sebastopol. 1859 siegte er als Kommandeur einer Division bei Montebello (20. Mai) und erstürmte bei Solferino (24. Juni) den letzten Stützpunkt des österreichischen Zentrums, das Dorf Favriano, wofür er nach beendetem Krieg zum Senator ernannt wurde. Im Sommer 1862 erhielt er den Oberbefehl über die Expedition nach Mexiko und landete 17. Sept. 1862 in Veracruz. Unter großen Schwierigkeiten drang er ins Innere des Landes und traf im März 1863 vor der Festung Puebla ein, die, vom General Ortega mutig verteidigt, sich erst 17. Mai ergab. Am 10. Juni hielt F. an der Spitze von 15,000 Mann seinen Einzug in Mexiko. Nachdem F. noch ein aus Eingebornen zusammengesetztes Triumvirat als interimistische Regierung bis zur Ankunft des neuen Kaisers Maximilian eingesetzt und den Oberbefehl dem General Bazaine übergeben hatte, kehrte er, zum Marschall ernannt (2. Juli), nach Frankreich zurück und übernahm das Kommando des 2. Armeekorps. Seit längerer Zeit gehirnleidend, starb er 20. Juni 1872 in Paris.

Forez (spr. -reh), ehemalige franz. Provinz, welche den nördlichen Teil des Departements Loire bildet, wird von der Loire durchflossen und zum großen Teil von dem Forezgebirge (s. d.) bedeckt. F. hatte im Mittelalter eigne Grafen und ward 1527 mit der Krone vereinigt. Zur Zeit der Römer wohnten hier die Segusiaver, deren Hauptstadt Forum Segusiavorum (jetzt Feurs) war.

Forezgebirge (spr. -reh-), Gebirge in Hochfrankreich, das sich zwischen den Flüssen Loire und Allier an der Grenze der Departements Loire und Puy de Dôme hinzieht und eine steile Kette mit teils kahlen, teils reich bewaldeten Gipfeln bildet. Das F. besteht aus Urgebirgsmassen; der Hauptkamm ist granitisch. Der höchste Punkt der Kette ist die Pierre sur Haute, 1640 m, nordwestlich von Montbrison. In der nördlichen Fortsetzung des Forezgebirges erhebt sich der Puy de Montoncel, 1292 m; noch weiter zieht sich das Madeleinegebirge (bis 1165 m) hin, welches von der Eisenbahnlinie St.-Germain des Fossés-Roanne mittels des Tunnels von St.-Martin d'Estréaux durchschnitten wird. Über das eigentliche F. führen die Eisenbahn Clermont-St.-Etienne sowie die Straßen von Clermont nach Roanne und nach Lyon. Fast in seiner ganzen Länge bietet das Gebirge herrliche Thäler mit bebauten Bergabhängen, wohlerhaltenen Wäldern und reichen Weiden und malerische Landschaften dar.

Forfait (franz., spr. -fäh), Übelthat, Frevel; à f., in Bausch und Bogen, nach einem Überschlag im ganzen.

Forfanterie (franz., spr. -fang'trih), Aufschneiderei.

Forfar, altertümliche Hauptstadt der nach ihm benannten schott. Grafschaft, liegt im Strathmore, hat Grafschaftshaus, Rathaus, Krankenhaus und Freibibliothek, Fabrikation von Linnen und Hochlandschuhen (brogues) und (1881) 12,817 Einw. 7 km südwestlich davon das Dorf Glamis (345 Einw.) mit prächtigem Schloß der Grafen von Strathmore.

Forfarshire (Angus), Grafschaft in Mittelschottland, grenzt im O. an die Nordsee und umfaßt einen Flächenraum von 2279 qkm (39,6 QM.) mit (1881) 266,360 Einw. Die Grafschaft zerfällt in vier Landstriche: die Braes von Angus, im N., ein unfruchtbares, mit Heide und Moor bedecktes Bergland, von malerischen, fruchtbaren Thälern durchschnitten und im Glas Miel eine Höhe von 1067 m erreichend; das wellenförmige, gut bewässerte, aber nicht sehr fruchtbare Strathmore; die Region der aus Sandstein bestehenden Sidlawhügel (Kinpirnie 346 m) und einen ebenen und fruchtbaren Küstenstrich. Unter den zahlreichen Flüssen sind der North- und South-Esk, Isla und Dean Water bemerkenswert. Außerdem gibt es einige unbedeutende Seen und auch Mineralquellen. Von der Oberfläche bestanden 1885: 40 Proz. aus Ackerland, 5 Proz. waren Weideland, 6 Proz.