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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Förster

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Förster.

obachter von Natur- und Völkerleben. Peschel nennt F. den ersten Schriftsteller, der Sinn und Gefühl für landschaftliche Schönheiten erweckt hat, wie er auch überaus anregend auf Alex. v. Humboldt wirkte. F. verpflanzte zuerst die "Sakuntala" des Kalidasa (nach der englischen Übersetzung von Jones) auf deutschen Boden und lieferte auch zahlreiche andre Übersetzungen. Seine Gattin Therese, welche sich später mit Forsters Freund Huber verheiratete (s. Huber 4), gab seinen "Briefwechsel, nebst Nachrichten von seinem Leben" (Leipz. 1829, 2 Bde.) heraus; sein "Briefwechsel mit S. Th. Sömmerring" ward später von Hettner (Braunschw. 1877) veröffentlicht. Seine "Sämtlichen Schriften" mit einer Charakteristik Forsters von Gervinus erschienen in 9 Bänden (Leipz. 1843). "Lichtstrahlen aus Forsters Briefen" brachte Elisa Maier (Leipz. 1856). Forsters Leben behandelten H. König in dem Roman "Die Klubbisten in Mainz" (Leipz. 1847, 3 Bde.) und in "Forsters Leben in Haus und Welt" (2. Aufl., Braunschw. 1858), dann Moleschott in "Georg F." (neue Ausg., Halle 1874) und K. Klein in "Georg F. in Mainz" (Gotha 1863).

3) François, franz. Kupferstecher, geb. 22. Aug. 1790 zu Locle im schweizer. Kanton Neuenburg, kam 1805 nach Paris, wo er bei P. G. Langlois und auf der Schule der schönen Künste sich bildete. Er besuchte 1818 Italien. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich gewann er rasch einen berühmten Namen. Er starb 25. Juni 1872 in Paris. F. war ein sehr gewissenhafter Stecher; er wußte den Charakter des Originals mit Kraft zu erfassen und alle Teile der menschlichen Figur anatomisch richtig zu geben; nur strebte er zu häufig nach Glanz des Stiches und blieb in den Fleischpartien bisweilen hart. Seine bedeutendsten Stiche sind: la Vierge au bas-relief, nach Lionardo da Vinci (1835); la Vierge de la maison d'Orléans, nach Raffael (1838); die Jünger in Emmaus, nach P. Veronese (1812); heil. Cäcilie, nach P. Delaroche (1840); die drei Grazien, nach Raffael (1841); Urania, nach Raffael (1839); Aurora und Kephalos (1821), Äneas der Dido seine Schicksale erzählend (1828), beide nach Guérin; Tizians Geliebte, nach Tizian; Raffaels Selbstbildnis (1836); Dürers Selbstbildnis (1823); Ludwig I. von Bayern, nach Stieler; Alex. v. Humboldt, nach Steuben; Königin Viktoria von England, nach Winterhalter.

4) John, engl. Historiker und Biograph, geb. 1812 zu Newcastle am Tyne, war dem Beruf nach Rechtsanwalt, widmete sich aber hauptsächlich der Litteratur. Seit 1855 in der Verwaltung des Irrenwesens angestellt, erst als Schriftführer, dann als Rat (commissioner), starb er 1. Febr. 1876 in London. Für die Geschichte der englischen Staatsumwälzung sind von maßgebendem Wert seine Schriften: "Statesmen of the commonwealth of England" (1831-34, 7 Bde.); "The arrest of the five members by Charles the first" und "The debates on the grand remonstrance" (1860); "Sir John Eliot" (eine Biographie, 1864, 2. Aufl. 1871). Vielfach war er an Zeitschriften thätig; nach Dickens' Abgang leitete er ein Jahr lang die damals jugendlichen "Daily News". Das Wochenblatt "Examiner" bewahrte während der 18 Jahre seiner Mitarbeit und während 10 Jahren seiner Leitung den früher erworbenen Glanz, von dem es seither bis zur "provisorischen Suspension" herabgestiegen. In enger Freundschaftsverbindung mit Landor und Dickens, schrieb er deren Biographien: "W. S. Landor" (1868, 2 Bde.; neue Ausg. 1879); "Life of Charles Dickens" (1871-74, 3 Bde.; deutsch von Althaus, Berl. 1872-75), welch letzteres Werk durch die Hinterbliebenen von Dickens vervollständigt wurde. Noch sind zu erwähnen: "Life of Oliver Goldsmith" (1848, 6. Aufl. 1877) und "Biographical and historical essays" (1859). Sein "Life of Jonathan Swift" (1875, Bd. 1) blieb unvollendet.

5) William Edward, engl. Staatsmann, geb. 11. Juli 1818 zu Bradpole, ward Garnfabrikant in Bradford, 1861 dort in das Unterhaus gewählt, wo er sich den Liberalen anschloß, 1865 in Russells Kabinett Unterstaatssekretär für die Kolonien (bis 1866) und 1868 Vizepräsident des Erziehungskomitees, brachte 1870 die neue Erziehungsbill sowie 1871 die Ballotbill mit großem Geschick durch das Parlament, war dann bei der Reorganisation und Hebung des Schulwesens in England mit großem Erfolg thätig, trat aber im Februar 1874 mit Gladstone von seinem Amt zurück. Im April 1880 wurde er in Gladstones zweitem Ministerium Mitglied des Kabinetts und Obersekretär für Irland und sicherte in dieser Eigenschaft in der Session von 1880 die Annahme der viel angefeindeten irischen Landbill im Unterhaus. Als nach der Ablehnung derselben durch das Oberhaus die Agitationen der irischen Landliga immer gefährlicher wurden, drang er auf Zwangsmaßregeln, vermochte aber erst Anfang 1881 von seinen radikalen Kollegen die Zustimmung zu der irischen Zwangsbill zu erlangen, die er dann in unerhört heftigen Debatten zu verteidigen hatte. Auch die Vertretung der im Sommer 1881 wieder eingebrachten Landbill fiel ihm zu. Er zog sich hierdurch den bittersten Haß der Iren zu und entging nur wie durch ein Wunder ihren Mordanschlägen. Als aber Gladstone 1882 die Entlassung der verhafteten Führer der Landliga beschloß, um die Iren zu versöhnen, nahm F. seine Entlassung und bekämpfte auch im Parlament die irische Politik seiner Parteigenossen, weswegen er bei der letzten Kabinettsbildung Gladstones 1886 übergangen wurde. F. starb 5. April 1886.

Förster, s. Forstverwaltung.

Förster, 1) Karl August, Dichter und Übersetzer, geb. 3. April 1784 zu Naumburg a. S., widmete sich in Leipzig theologischen sowie geschichtlich-philosophischen und philologischen Studien und wurde 1806 Adjunkt, 1807 zweiter und 1818 erster Professor am königlichen Kadettenhaus zu Dresden, wo ihm namentlich das Fach der deutschen Sprache und Litteratur zugewiesen war. In seinen Mußestunden beschäftigte er sich mit der neueuropäischen Litteraturgeschichte, besonders mit der italienischen, später auch der ältern deutschen, und der Kunstgeschichte. Er starb 18. Dez. 1841. F. trat zuerst mit seiner gelungenen Übersetzung von Petrarcas italienischen "Gedichten" (Leipz. 1818-19; 3. Aufl., das. 1851) hervor, welcher seine Übersetzung von Tassos "Auserlesenen lyrischen Gedichten" (Zwickau 1821, 2 Bde.; 2. Aufl., Leipz. 1844) folgte, während er in dem Werk "Raffael, Kunst- und Künstlerleben in Gedichten" (das. 1827) sich als selbständiger Dichter erwies. Später erschienen noch von ihm der unvollendet gebliebene "Abriß der allgemeinen Litteraturgeschichte" (Dresd. 1827-30, Bd. 1-4) und die Übersetzung von Dantes "Vita nuova" (Leipz. 1841). Eine Sammlung seiner "Gedichte" erschien nach seinem Tod (Leipz. 1842, 2 Bde.), herausgegeben von seiner Gattin Luise F. (gest. 17. Juni 1877 in Dresden), die auch "Biographie und litterarische Skizzen aus dem Leben und der Zeit K. Försters" (Bd. 1, Dresd. 1846) veröffentlichte. Die von Wilhelm Müller begonnene "Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts" wurde von F. fortgeführt und 1838 mit dem 14. Band geschlos-^[folgende Seite]