Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fortunatae Insulae; Fortunatus; Fortune; Fortuny; Fort Wayne; Fort William

462

Fortunatae Insulae - Fort William.

24. Juni, wo die Plebejer aus der Stadt und vom Land zu Fuß und auf bekränzten Kähnen zu einem Tempel der Göttin am Tiber kamen und den Tag in Freud einbrachten; ferner eine F. praetoria, libera (der freien Leute) etc., zur Zeit der Kaiser auch eine F. Augusta. Berühmte Kultusstätten der F. außerhalb Roms waren Präneste mit einem Tempel der F. primigenia (der Erstgebornen, Mutter des Jupiter und der Juno) und Antium, wo sie auch Orakel (sortes Praenestinae oder Antiates) erteilte. Andre Benennungen, unter welchen die Göttin noch speziell verehrt wurde, sind: F. victrix (die Siegbringende), mit einem vom Konsul Carvilius 293 v. Chr. nach Überwindung der Samniter erbauten Tempel; die F. hujusce diei (Göttin des günstigen Augenblicks), ebenfalls mit besonderm Tempel; die F. dux (Begleiterin der Reisenden) und F. redux (Göttin der glücklichen Heimkehr), letztere seit Augustus mit zahlreichen Altären und einem von Domitian errichteten Tempel. Fortunae filius ("ein Glückskind") findet sich bei Horaz. In bildlichen Darstellungen, von denen besonders kleinere Bronzen häufig sind, waren die gewöhnlichen Attribute der F. das Füllhorn als Inbegriff aller guten Gaben und das Steuerruder als Symbol ihrer unsichtbaren Lenkung der menschlichen Schicksale, während das Flüchtige und Veränderliche ihres Wesens durch Flügel oder einen Aufsatz von Federn auf dem Kopf, die rollende Kugel unter ihren Füßen und ein hinzugefügtes Rad ausgedrückt wurde. Andre Bilder heben noch andre Eigenschaften hervor, bis F. zuletzt zur pantheistischen Heil- und Segensgöttin ward. Vgl. Preller-Jordan, Römische Mythologie, Bd. 2, S. 179 ff.

Fortunatae Insulae (lat.), alter Name der Kanarischen Inseln (s. d.).

Fortunatus, Titel eines deutschen Volksbuches aus dem Anfang des 16. Jahrh., das nach einem fremden, wahrscheinlich spanischen Original von einem unbekannten Verfasser bearbeitet ist und die namentlich in Cypern, England und Flandern spielende Geschichte von F. mit seinem Wünschhütlein und seinem immer vollen Geldsäckel behandelt. Der älteste bekannte Druck ist der von Augsburg 1509. Dramatisiert wurde der Stoff zuerst von Hans Sachs (1553), nachher von dem Engländer Thomas Decker in "The pleasant comedie of old Fortunato" (Lond. 1600; deutsch von Schmidt: "F. und seine Söhne", Berl. 1819). Eine freie dichterische Bearbeitung des Stoffes lieferte Tieck im "Phantasus" (Bd. 3); einen Teil desselben behandelte auch Uhland in achtzeiligen Stanzen.

Fortune (franz., spr. -tün), Glück.

Fortune (spr. fórtschön), Robert, Botaniker, geb. 1813 in der Nähe von Berwick, erlernte die Gärtnerei, fand eine Anstellung am botanischen Garten in Edinburg, später in den Gärten der Horticultural Society zu Chiswick, ging im Auftrag dieses Instituts 1843 nach China, besuchte die Theedistrikte und veröffentlichte nach seiner Rückkehr 1847 seine Beobachtungen über die Flora des Landes, die Kultur des Thees, der Baumwolle und andrer Nutzpflanzen in den "Three years' wanderings in the northern provinces of China" (2. Aufl., Lond. 1847, 2 Bde.; deutsch von Himly, Götting. 1853). Im J. 1848 ging er im Auftrag der Ostindischen Kompanie abermals nach China, um für die Theepflanzungen im Himalaja die besten chinesischen Theesorten zu beschaffen, und erreichte, den Tsientang aufwärts gehend, Hokou, das Emporium des Handels mit schwarzem Thee. Diese Reise schilderte er dann in "Two visits to the tea-countries of China" (Lond. 1852, 3 Bde.; 3. Aufl. 1853; deutsch mit dem ersten Reisewerk zusammen, Leipz. 1854). Als Direktor des botanischen Gartens in Chelsea führte er im Auftrag der Ostindischen Kompanie 1853-56 eine neue Reise aus und beschrieb dieselbe in "Residence among the Chinese: Inland, on the coast and at sea" (Lond. 1857). Im Auftrag der nordamerikanischen Regierung ging er 1857 abermals nach China, um Samen der Theestaude und andrer Pflanzen zu sammeln. 1860-63 bereiste er Japan und schrieb: "Jedo and Peking" (Lond. 1863). Er starb im April 1880 in Schottland. Man verdankt F. die Einführung zahlreicher ostasiatischer Pflanzen.

Fortuny, Mariano, span. Maler, geb. 11. Juni 1839 zu Rëus in Katalonien, studierte auf der Akademie zu Barcelona unter Claudio Lorenzalez, einem Schüler Overbecks. Einige Lithographien von Gavarni brachten ihn auf den Weg, der seiner geistigen Richtung entsprach: er warf sich auf das unmittelbare Naturstudium und gewann bald in einer Schulkonkurrenz den Preis und ein Reisestipendium nach Rom, wo er 1856 ankam. Er begleitete dann den General Prim in dem Kriege gegen Marokko 1859-1860 und fand hier Gelegenheit, ein neues Stück eigenartiger Natur und ein farbenreiches, wild bewegtes Leben zu studieren. Bevor er nach Rom zurückkehrte, besuchte er Paris, wo er zu Meissonier und Gérôme in nähere Beziehung trat, ferner Madrid, wo er vorzugsweise Goya studierte. Als er 1866 wieder in Rom angelangt war, brachte er eine Reihe Bestellungen des Pariser Kunsthändlers Goupil mit. Er lieferte dieselben 1869 ab, und durch die Ausstellung derselben wurde sein Ruf begründet. Das berühmteste dieser Gemälde ist die Hochzeit in der Vicaria zu Madrid, dann der marokkanische Schlangenbändiger; zu seinen letzten Werken gehören die Arkadier und die Akademiker. Unter seinen Aquarellen nennen wir den marokkanischen Teppichhändler und das Schwalbencafé; meisterhaft sind auch seine Federzeichnungen, nicht minder seine Radierungen. Ausnahmsweise malte er auch Historien, so: eine allegorische Komposition von kolossalen Dimensionen für die Kirche des heil. Augustin zu Barcelona und einen Plafond für den Palast der Königin Christine. Von verschiedenen Reisen nach Spanien abgesehen, blieb er in Rom, wo er 21. Okt. 1874 starb, mit Hinterlassung zahlreicher Studien, Skizzen, nicht beendeter Bilder, darunter die Schlacht bei Tanger. Fortunys Kunstanschauung war eine durchaus realistische. Es war ihm nur um frappante Wirkung zu thun, weshalb er den Hauptton auf das blendende und verwirrende Kolorit legte und darüber die Zeichnung und die Formengebung vernachlässigte. Daher reizte ihn besonders das Exotische, weil er in der Behandlung orientalischer Motive seinem Temperament und seiner koloristischen Laune freien Lauf lassen konnte. Er hat auf die moderne französische und spanische Schule einen großen, aber nicht heilsamen Einfluß geübt, da nur seine skizzenhafte Mache und der Chic seiner Zeichnung nachgeahmt werden konnten. Vgl. Davillier, F., sa vie, etc. (Par. 1875); Yriarte, F. (das. 1885).

Fort Wayne, Hauptstadt der Grafschaft Allen im nordamerikan. Staat Indiana, am Zusammenfluß der Flüsse St. Joseph und St. Mary's, woraus der Maumee entsteht, sowie am Wabash- und Eriekanal und im Kreuzungspunkt wichtiger Eisenbahnen, steht an der Stelle eines 1794 gegen die Indianer errichteten Forts und ist jetzt ein blühender Ort mit Fabriken, ansehnlichem Handel und (1880) 26,880 Einw.

Fort William, ehemaliges Fort in Inverneßshire (Schottland), am Westfuß des Ben Nevis, 1715 von