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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fourtou; Foutre; Fovĕa; Foveauxstraße; Fovieren; Fowey; Fowler; Fowlersche Tropfen; Fox

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Fourtou - Fox.

zuerst in der Parlamentssession von 1880 enger zusammenschlossen, weil ihnen die Führung der konservativen Partei durch Sir St. Northcote nicht energisch und aggressiv genug erschien, aber sich 1885 wieder mit der konservativen Partei verschmolzen.

Fourtou (spr. furtu), Marie François Oscar Bardy de, franz. Politiker, geb. 3. Jan. 1836 zu Ribérac (Dordogne), früher Advokat und Unterpräfekt des zweiten Kaiserreichs in seiner Vaterstadt, ward 1871 in seiner Heimat zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt und schloß sich den Monarchisten an. Vom Dezember 1872 bis zum Mai 1873 war er Minister der öffentlichen Arbeiten, vom November 1873 bis zum Mai 1874 des Unterrichts und Kultus und vom Mai bis Juli 1874 des Innern. Er zeigte sich in diesen Stellen als klerikaler Bonapartist, und während er die Ultramontanen auf alle Weise begünstigte, verfolgte er die Liberalen mit scharfen Maßregeln. Er stimmte gegen die Verfassung der Republik und gehörte, 1876 in die Deputiertenkammer gewählt, zu den eifrigsten klerikalen Reaktionären. Nach der Entlassung des Ministeriums Simon 16. Mai 1877 nahm er im Kabinett Broglie das besonders wichtige Ministerium des Innern an, zu dem er durch seine rücksichtslose, entschlossene Thatkraft besonders geeignet war. Während er in der Kammer 16. Juni erklärte, er verteidige die glorreichen Prinzipien von 1789 gegen die verbrecherischen von 1793, eröffnete er nach Auflösung der Kammer einen Feldzug gegen die republikanische Partei, wie er schlimmer nicht unter dem Kaiserreich vorgekommen: 50 Präfekten und 150 andre hohe Beamte wurden abgesetzt oder versetzt, die Kolportage liberaler Zeitungen und Schriften verboten, alle Wirtschaften, die solche auslegten, geschlossen, über 3000 Klagen wegen Preßvergehen oder Vergehen wider die Ordnung erhoben und durch ein besonderes Blatt ("Bulletin des Communes") alle Gegner der Regierung verleumdet und beschimpft. Doch alles dies half nichts; die Regierung unterlag sowohl bei den Deputiertenwahlen 14. Okt. als bei den Generalratswahlen 4. Nov., und F. mußte 20. Nov. mit dem ganzen Ministerium zurücktreten.

Foutre (franz., spr. fuhtr), ein als derber Fluch gebrauchtes Wort, im Französischen anstandshalber meist nur f... geschrieben; foutern, fluchen.

Fovĕa (lat.), Grube; F. axillaris, Achselgrube; in der botanischen Terminologie F. nectarifera, Honiggrube, wie z. B. auf den Blumenblättern von Ranunculus und Fritillaria.

Foveauxstraße (spr. fowoh-), Meerenge, welche die Südinsel von Neuseeland von der Stewartinsel (Rakiura) trennt. Sie hat an ihrer Nordseite den schönen Hafen Bluffharbour (Awarua). Vor ihrem westlichen Eingang liegt die Insel Solander, in dem östlichen die Insel Ruapuke, zwischen welcher und der Südinsel die Schiffahrtsstraße hindurchführt.

Fovieren (lat.), warm halten; hegen und pflegen.

Fowey (spr. foh-i), Fischerstädtchen in der engl. Grafschaft Cornwall, mit vorzüglichem, durch Batterien verteidigtem Hafen und (1881) 1658 Einw. Zum Hafengebiet gehören (1884) 140 Segelschiffe von 15,154 Ton. und 207 Fischerboote. Wert der Ausfuhr 114,095 Pfd. Sterl., der Einfuhr 12,815 Pfd. Sterl. Früher war F. bedeutender, und 1347 rüstete es allein 47 Schiffe für die Belagerung von Calais aus.

Fowler (spr. fauler), John, Ingenieur, geb. 1817 zu Sheffield, kam nach Vollendung seiner Erziehung zu dem Wasserbauingenieur Leather, welcher damals die großen Wasserreservoirs für Sheffield konstruierte. Gleichzeitig widmete er sich dem Eisenbahnwesen und machte die Vorarbeiten für die Linie Stourbridge-Birmingham, welche Brunel auszuführen begann, er aber vollendete. 1844 ward er Ingenieur für den Bahnkomplex Manchester-Sheffield-Lincolnshire und beteiligte sich auch nach seiner Übersiedelung nach London mehrfach an Eisenbahnbauten, Konstruktion von Docks etc. Den größten Namen erwarb er sich durch den Bau der unterirdischen Londoner Eisenbahn und die Konstruktion der eigentümlichen Lokomotive für dieselbe. Er beschäftigte sich auch mit der Konstruktion von Docks, mit dem Bau von Lokomobilen eignen Systems für landwirtschaftliche und militärische Zwecke, konstruierte einen zu großer Vollkommenheit gebrachten Dampfpflug und wandte beim Betrieb desselben das Drahtseil an, welches er hiermit in die Landwirtschaft und Industrie einführte. F. war auch beratender Ingenieur mehrerer großer Eisenbahngesellschaften und Chefingenieur der ägyptischen Regierung.

Fowlersche Tropfen, s. Arsenigsäuresalze.

Fox, 1) George, Stifter der Sekte der Quäker, geb. 1624 zu Drayton in der engl. Grafschaft Leicester, gab sich als Lehrling erst eines Wollhändlers, sodann eines Schuhmachers dem Grübeln über Religionsgegenstände hin, bis er, 19 Jahre alt, angeblich eigner Visionen und Offenbarungen sich zu erfreuen anfing. Seitdem er 1649 öffentlich predigend aufgetreten war, begann auch die Geschichte seiner Verfolgungen. Er redete gegen den Trunk, gegen den Zehnten, gegen Prozesse und gegen den Krieg, verbot, den Hut vor jemand abzunehmen, die Kniee vor einem Menschen zu beugen, einen Eid abzulegen. Bald wurde er ins Gefängnis, bald ins Irrenhaus gebracht und gepeitscht, zuweilen genötigt, den Schutz des Protektors Cromwell in Anspruch zu nehmen. Seit dem Jahr 1671 begab er sich auf Reisen nach Amerika, Holland und in das nördliche Deutschland, um die Mennoniten, Labadisten und andre Sekten für seine Lehre zu gewinnen, und starb, nachdem er noch die Sicherung des Bestandes seiner Gemeinde unter Wilhelm III. erlebt, 13. Jan. 1691. Die Reinheit seines Strebens und seines Wandels haben selbst seine Feinde zugestanden. Seine Schriften erschienen gesammelt 1694-1706 in 3 Bänden. Biographien lieferten Marsh (Lond. 1847), Janney (Philad. 1853) und Watson (Lond. 1860). Vgl. Quäker.

2) Charles James, engl. Staatsmann und Redner, geb. 24. Jan. 1749 zu Westminster, verriet früh die glücklichsten körperlichen und geistigen Anlagen und erhielt von seinem Vater Henry F., Staatssekretär Georgs II. und von diesem 1763 zum Baron Holland erhoben, eine ausgezeichnete, aber zugleich äußerst zwanglose Erziehung. Nachdem er die Schulen zu Westminster und Eton und die Universität zu Oxford besucht hatte, bereiste er den Kontinent und trat 1768, durch väterliche Vermittelung zum Vertreter des Fleckens Midhurst gewählt, in das Parlament, wo er anfangs das Ministerium North unterstützte und sich durch seine rednerische Begabung so hervorthat, daß er 1770 zum Lord der Admiralität und 1772 zum Lord des Schatzes befördert wurde. Da er indessen seine Selbständigkeit wahrte und sich namentlich durch seine Opposition gegen das Gesetz über Heiraten in der königlichen Familie 1772 und seine Anträge in betreff der Bestrafung eines Preßvergehens dem König selbst mißliebig gemacht hatte, erhielt er 1774 seine Entlassung, worauf er sich mit den Führern der Whigs, Burke, Camden u. a., verband und eine energische Opposition gegen die Re-^[folgende Seite]