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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Frank

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Frank.

Kupferstücke zu 5, 3 und 1 Centesimo). Silberne 5-Frankstücke sind auch die neuen Pesos (Piaster) der südamerikanischen Freistaaten, deren Decimos oder Zehntelpesos den französischen halben Franken gleich sind. In dem französischen Westindien und Guayana ist dieselbe Rechnungsart eingeführt, aber in einer Währung, nach welcher 185 Kolonialfrank (auf Martinique 180) = 100 F. von Frankreich, demnach 1 Kolonialfrank = 54 Cent. ist. Der früher in mehreren Kantonen der Schweiz geprägte Schweizerfrank war = 1 3/7 franz. F.

Frank, 1) Sebastian, s. Franck 1).

2) F. oder Frenk, wegen seines Aufenthalts in der Türkei so genannt, Jakob (eigentlich Jankiew Lejbowicz aus Galizien), jüd. Schwärmer und Stifter der Sekte der Sohariten oder Kontratalmudisten, nach ihm auch Frankisten genannt, geb. 1719, war zuerst Branntweinbrenner, dann als berühmter Kabbalist Missionär der sabbathianischen Sekte. Er wollte an die Stelle des Talmud den Sohar (die Bibel der Kabbalisten) setzen, worin er die Dogmen des Christentums von der Dreieinigkeit, dem Sündenfall und der Menschwerdung des Messias (unter welchem er jedoch Sabbathai Zewi, den Stifter der Sekte der Sabbathianer, verstand) zu finden vorgab. Nach Unterdrückung der Sekte in Warschau wandte sich dieselbe nach der Moldau, während ihre in Polen zurückbleibenden Mitglieder sich scheinbar dem Katholizismus anschlossen. F. ward auf die Festung Czenstochowa gebracht (1773) und erst durch die Russen bei ihrem Einfall in Polen wieder freigelassen. Er lebte hierauf mit fürstlichem Aufwand in Wien, sodann in Brünn und ließ sich endlich 1788 in Offenbach nieder, wo er sich als katholischer Christ gerierte. Da teils durch seinen Aufwand, teils durch die zahllosen ihn besuchenden Wallfahrer der Stadt namhafte Summen zuflossen, duldete man ihn gern. Er starb 10. Dez. 1791. Die Sekte der Frankisten hat sich in Polen, der Moldau und der Türkei erhalten. Dieselben sind judaisierende Katholiken, verheiraten sich nur untereinander, und ihre Häupter geben sich durch eine Medaille zu erkennen. Franks beide Söhne endeten in der Revolutionszeit unter dem Namen Frei in Paris unter der Guillotine. Vgl. Grätz, F. und die Frankisten (Programm des jüdisch-theologischen Seminars in Breslau 1868); Derselbe, Geschichte der Juden, Bd. 10, S. 418 ff.

3) Johann Peter, Mediziner, geb. 19. März 1745 zu Rothalben in der Pfalz, studierte zu Heidelberg und Straßburg, praktizierte in Pirmasens, Bitsch, Baden, Rastatt und Bruchsal, ward 1784 Professor der Physiologie und medizinischen Polizei in Göttingen, 1785 Professor der Klinik in Pavia, wo er die medizinischen Lehranstalten und das ganze Medizinalwesen der Lombardei reformierte. Im J. 1795 ging er nach Wien, um das Medizinalwesen der Armee zu reformieren, und wurde Direktor des allgemeinen Krankenhauses und Professor der Klinik an der Universität. Er errichtete hier auch ein anatomisches Museum. Im J. 1804 ward er Professor zu Wilna und 1805 Staatsrat und Leibarzt des Kaisers zu Petersburg, kehrte jedoch 1808 nach Wien zurück und starb hier 24. April 1821. Er schrieb: "System einer vollständigen medizinischen Polizei" (Bd. 1-6, Mannh., Stuttg., Wien 1779-1819; 2 Supplementbände, Tübing. 1812, Leipz. 1827); "De curandis hominum morbis epitome" (das. 1792-1800, 6 Bde.; deutsch, das. 1794-1811, 9 Bde.; 3. Aufl., Mannh. 1839, und von Sobernheim, Berl. 1830-34, 10 Bde.; 3. Aufl. u. d. T.: "Spezielle Pathologie und Therapie" 1840-41, 2 Bde.). Seine "Opuscula posthuma" gab sein Sohn (Wien 1824) heraus, und eine Ausgabe seiner "De medicina clinica opera omnia minora" begann Sachs (Königsb. 1844, Bd. 1). Franks Selbstbiographie erschien Wien 1821.

4) Joseph, Sohn des vorigen, geb. 23. Dez. 1771 zu Rastatt, studierte in Göttingen, Pavia und Mailand Medizin, wirkte neben seinem Vater zu Pavia, Wien und Wilna, gab 1824 wegen eines Augenübels die Professur auf, ging 1826 nach Como und starb 18. Dez. 1842 daselbst. Er war ein eifriger Verfechter der Erregungstheorie und verfaßte nach dieser Richtung einen "Grundriß der Pathologie nach den Gesetzen der Erregungstheorie" (Wien 1803); außerdem schrieb er: "Praxeos medicae universae praecepta" (2. Aufl., Leipz. 1826-43, 3 Tle.; deutsch 1828-43).

5) Siegmund, Glasmaler, geb. 1769 zu Nürnberg, erlernte hier die Porzellanmalerei und bemühte sich von Jugend auf, die verlorne Kunst der Glasmalerei wieder zu entdecken. Nachdem ihm 1804 der erste Versuch gelungen, arbeitete er seit 1814 auf dem Schloß des Fürsten Wallerstein und folgte sodann einem Ruf an die königliche Porzellanmanufaktur zu München. Im J. 1827 erhielt er die technische Leitung der daselbst neugegründeten Anstalt für Glasmalerei übertragen. Er starb 18. Jan. 1847 in München. S. Glasmalerei.

6) Franz Hermann Reinhold, luther. Theolog, geb. 25. März 1827 zu Altenburg, studierte in Leipzig, wurde 1851 Subrektor zu Ratzeburg, 1853 Professor am Gymnasium zu Altenburg und ist seit 1857 außerordentlicher, seit 1858 ordentlicher Professor der Theologie in Erlangen. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: "Die Theologie der Konkordienformel" (Erlang. 1858-65, 4 Bde.); "System der christlichen Gewißheit" (2. Aufl., das. 1881 bis 1884, 2 Bde.); "System der christlichen Wahrheit" (das. 1878-81, 2 Bde.); "System der christlichen Sittlichkeit" (das. 1884 ff.).

7) Gustav, protest. Theolog, geb. 25. Sept. 1832 zu Schleiz, studierte in Jena, woselbst er sich 1859 habilitierte und 1864 außerordentlicher Professor der Theologie wurde; 1867 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor der Dogmatik und Symbolik nach Wien, wo er 1867 auch zum Mitglied des k. k. evangelischen Oberkirchenrats ernannt wurde. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben die "Geschichte der protestantischen Theologie" (Leipz. 1862-75, 3 Bde.) und "Das Toleranzpatent des Kaisers Joseph II." (Wien 1882).

8) Adolf, Industrieller, geb. 20. Jan. 1834 zu Klötze in der Altmark, widmete sich der Pharmazie, studierte 1854-57 in Berlin Chemie und Technologie, legte hier auch die Staatsprüfung als Apotheker ab und trat dann 1858 in eine Zuckerfabrik zu Staßfurt ein. Nach Aufschließung des Staßfurter Abraumsalzlagers wandte er sich der Verwertung der Kalisalze zu und erwarb sich auf diesem Gebiet große Verdienste. Er erkannte zuerst, daß die Abraumsalze, die man anfangs für einen unwillkommenen Begleiter des Kochsalzes ansah, von größter Bedeutung für Landwirtschaft und Industrie seien, und stellte Chlorkalium und vornehmlich Kalidungmittel dar. Doch währte es noch einige Zeit, bis die Landwirte, die sich zumeist noch den Liebigschen Lehren von der Mineraldüngung gegenüber ablehnend verhielten, die letztere einführten, und F. veranlaßte damals im In- und Ausland eine große Reihe von Feldversuchen über Kalidüngung und wirkte unermüdlich durch wissenschaftliche und statistische Arbeiten dahin, daß