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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Frankreich

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Frankreich (Seen, Klima).

Erdre; links Allier, Cher, Indre, Vienne (mit Clain und Creuse), Thouet, Evre und Sèvre Nantaise. Die Seine (776 km lang, davon 554 km schiffbar) ist für den Handel Frankreichs von großer Wichtigkeit, indem sie die Waren in den Mittelpunkt des Reichs bringt, die Ausfuhr erleichtert und die große Hauptstadt mit den Meeren in Verbindung setzt. Ihre Nebenflüsse sind: rechts Aube, Marne (mit Saulx, letztere mit dem Ornain), Oise (mit Aisne), Epte; links Yonne (mit Serein und Armançon), Loing, Eure (mit Avre und Iton). Von dem eigentlichen Stromgebiet des Rheins gehört seit 1871 F. nur der Nebenfluß Mosel an, welcher auf französischem Gebiet 184 km lang (davon 40 km schiffbar) ist und die Meurthe und Seille (Grenzfluß gegen Deutschland) aufnimmt. Der Schelde, welche nur zum kleinsten Teil F. angehört, stießen von hier aus zu: links die Scarpe und die Lys (mit der Deule). Auch die Maas fällt nur zum Teil, mit 360 km (wovon 233 km schiffbar), auf französisches Gebiet, von welchem ihr an Nebenflüssen rechts die Chiers und Semoy, links die Sambre (mit der Helpe) zufließen. Die Abdachung zum Mittelländischen Meer umfaßt, außer unbedeutenden Küstenflußgebieten, allein das große Flußgebiet des Rhône, der, aus der Schweiz kommend, F. nur zum Teil, mit 497 km schiffbarem Lauf, angehört. Nebenflüsse sind links: Isère (mit Arc und Drac), Drôme, Durance (mit Verdon); rechts: Ain, Saône (mit Ognon und Doubs), Ardèche und Gard. Von den Küstenflüssen sind die bedeutendsten, in den Kanal mündend: die Canche, Authie, Somme, Bresle, Béthune, Touques, Dive, Orne, Vire, Douve, Sélune, Couesnon, Rance, Guer etc.; in den Atlantischen Ozean: Aune, Blavet, Vilaine (welche auf ihrem 230 km langen, 146 km schiffbaren Lauf die Ille und Oult aufnimmt), Lay, Sèvre Niortaise (mit Vendée), Charente (mit 361 km langem, 192 km schiffbarem Lauf und mehreren Zuflüssen, darunter die Boutonne), Leyre, welche sich in das Bassin von Arcachon ergießt, Adour (mit Midouze und Gave de Pau, letztere mit Gave d'Oloron); in das Mittelländische Meer: Tech, Têt, Agly, Aude, Orb, Hérault, Vidourle, Vistre, Gapeau, Argens, Loup und Var. Die schiffbaren Flüsse und Bäche Frankreichs belaufen sich insgesamt auf 141 mit einer Gesamtlänge von 8387 km.

Unter den Seen sind die Küstenseen des Mittelmeers und die in Gascogne bemerkenswert, wie der See von Thau im Departement Hérault, in welchen der Südkanal mündet, und der See von Berre in der Provence. Kleine Gebirgsseen finden sich in den Pyrenäen, Alpen und Vogesen etc., von welchen jedoch der größte wenig über 1000 Hektar Fläche bedeckt. In der Auvergne z. B. ist der Bergsee Alégre; mehrere Gewässer dieser Art befinden sich in den Vogesen in bedeutender Höhe, z. B. der Gerardmersee (631 m ü. M. und bis 16 m tief). Abgesehen vom Genfer See, welcher in einer Länge von 50 km die Grenze Frankreichs bildet, ist der größte See der von Grandlieu im Departement Niederloire, südlich von Nantes, 10 km lang und 8 km breit, aber von geringer Tiefe und mit ganz flachen Ufern. Die Gesamtzahl der kleinern Seen mit Einschluß der künstlichen Seen oder vielmehr Teiche (von welchen der von Villers im Cherdepartement mit 600 Hektar Oberfläche der größte ist) beläuft sich auf 1700.

Klima.

F. gehört seiner Lage nach dem mittlern Teil der gemäßigten Zone an, und seine günstigen orographischen und hydrographischen Verhältnisse bewirken im ganzen ein sehr gemäßigtes und gleichmäßiges Klima, das im Durchschnitt angenehm und der Gesundheit zuträglich ist. Dank seiner Lage am Ozean, dessen Einfluß durch keine hohen Küstengebirge beeinträchtigt wird, kommen Extreme von Hitze und Kälte nicht vor, obwohl durch nördliche und südliche Abdachung, westliche oder östliche Lage, durch die Beschaffenheit des Bodens, vorhandene stehende Gewässer, größere oder geringere Meereshöhe bedeutende Modifikationen des Klimas hervorgerufen werden. Wenn auf der ganzen südlichen Abdachung mehr trockne Wärme herrscht, so zeigt sich auf der nordwestlichen mehr feuchte Wärme; dort ist das Klima mediterran, hier englisch oder deutsch. Die eigentlich warmen Gegenden sind an der Südseite der Gebirge am Mittelländischen Meer, wo die Sommer italienisch sind. Im übrigen F. herrscht meist milde Luft mit mäßiger Winterkälte, selbst in den nördlichen Gegenden verhindert die Nähe des Meers einen hohen Kältegrad. Dagegen sind die in den südöstlichen Provinzen oft herrschenden Nordwinde, Mistral (Nordwestwind) und Bise (Nordostwind), kalt und scharf; es herrschen hier Land-, an der ozeanischen Abdachung Seewinde. Wie die ozeanische und die mediterrane Abdachung Gegensätze bilden, so modifiziert sich auch das Klima mit der Entfernung vom Ozean allmählich, der Feuchtigkeitsgehalt der Luft wird geringer, der Sommer wärmer, der Winter kälter, das Klima bekommt also einen mehr kontinentalen Anstrich. F. liegt zwischen der 9° C. und der 15° C. Jahresisotherme, und entsprechend der höhern Wärme der Küstengebiete krümmen sich die Isothermen beim Eintritt ins Festland südwärts. Im Durchschnitt beträgt die mittlere Jahrestemperatur von F. 11° und zwar die mittlere Wintertemperatur 5° und die mittlere Sommertemperatur 20° C. In Bezug auf die Menge und die jahreszeitliche Verteilung der Niederschläge erscheint F. ebenfalls begünstigt; man rechnet für das ganze Land eine mittlere Regenhöhe von 77 cm, die sich in einzelnen Gebirgsgegenden, wie in den Pyrenäen, im zentralen Hochland und den Alpen, lokal bis auf 200 cm steigert, in der Champagne bis auf 40 cm sinkt. Im allgemeinen nehmen die Niederschläge von NW. nach SO. mit der Erhebung des Landes zu. Nur am Mittelmeer ist der Sommer regenarm, sonst regnet es das ganze Jahr hindurch, wenn auch in der Gascogne ein Regenmaximum im Frühling, an der ganzen West- und Nordwestseite des Landes im Herbst, gegen O. hin im Sommer beobachtet wird. Es lassen sich, wenn man alle meteorologischen Erscheinungen in Betracht zieht, sieben klimatische Regionen in F. unterscheiden:

1) das zentrale Hochland, welches auch klimatisch eine mittlere Stellung einnimmt;

2) die Bretagne mit außerordentlich gleichmäßigem, feuchtem Klima, ähnlich dem Südwesten Englands;

3) das Seinebecken, welches verhältnismäßig regenarm ist und eine mittlere Stellung zwischen der Bretagne und

4) Lothringen einnimmt, welch letzteres sich in Bezug auf Temperaturextreme bereits sehr Deutschland nähert;

5) das Rhônegebiet, welches mit seinem infolge wechselnden Reliefs sehr verschiedenen und wechselnden, aber etwas mildern Klima zwischen Lothringen und

6) der mediterranen Region der Provence und Languedoc vermittelt, während das Klima

7) des Garonnebeckens mit höherer Winterwärme, aber größerer Feuchtigkeit den Übergang von den atlantischen zu den mediterranen Landschaften bildet. Bezeichnend für diese Gebiete ist, daß in der Bretagne wegen zu geringer Sommerwärme und zu großer Feuchtigkeit Weinbau im großen nicht