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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fraxinus; Fray Bentos; Frayssinous; Frechen; Frechheit; Frechulf; Frecke; Fredaine; Fredeburg; Fredegār; Fredegunde

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Fraxinus - Fredegunde.

tum Glogau gehörte, wegen der Schlacht 13. Febr. 1706 zwischen König Karl XII. von Schweden und König August von Polen, die nur zwei Stunden dauerte und den Sachsen über 6000 Mann Tote und Verwundete, 8000 Mann Gefangene und 29 Kanonen kostete, während die Schweden selbst nur 400 Tote und 1000 Verwundete zählten.

Fraxinus, Pflanzengattung, s. Esche.

Fray Bentos (Villa Independencia), Städtchen in der südamerikan. Republik Uruguay, Departement Rio Negro, am Uruguay, dem Hafen von Gualeguaychù gegenüber, bekannt durch die 1864 von Giebert aus Hamburg angelegten Saladeros (Schlachthäuser) zur Gewinnung des Liebigschen Fleischextrakts. Die Anstalt bedeckt ein Areal von 2630 Hektar und umfaßt neben Schlachthäusern Räume zur Extraktfabrikation, zur Gewinnung des Talges und zum Einsalzen der Häute, Werkstätten zur Verlötung der Blechbüchsen etc. Sie beschäftigt 800 Arbeiter. Täglich können 1000 Rinder geschlachtet werden, und jährlich werden 1000 Ton. Salz und 6000 Ton. Steinkohlen verbraucht.

Frayssinous (spr. fräßinuh oder -nuhs), Denis, Graf von, franz. Prälat, geb. 9. Mai 1765 in der Gascogne, ward unter Napoleon I. Geistlicher zu Paris, durfte aber als Royalist die Kanzel seit 1809 nicht mehr besteigen. Nach der Restauration wurde er 1816 erster Almosenier und Hofprediger Ludwigs XVIII., dann Bischof in partibus von Hermopolis, Großoffizier der Ehrenlegion, Graf und Pair, 1823 Großmeister der Universität Paris und 1824 Minister des Kultus. Mit Villèle verlor er 1828 sein Portefeuille, blieb aber im vollen Genuß des Vertrauens Karls X. und folgte der königlichen Familie in die Verbannung. Dort leitete er bis 1838 zu Görz die Erziehung des Herzogs von Bordeaux. Er starb 12. Dez. 1842 zu St.-Geniès in der Gascogne. Er schrieb: "Les vrais principes de l'Église gallicane" (Par. 1818) und "Défense du christianisme" (das. 1825, 3 Bde.; neueste Ausg., Tulle 1884). Gesammelt wurden seine "Œuvres oratoires" von Migne herausgegeben (1856). Vgl. Henrion, Vie de F. (Par. 1844, 2 Bde.).

Frechen, Dorf bei Köln, in welchem im 15. und 16. Jahrh. Steinzeug von rötlichgelber und schmutzig brauner Farbe fabriziert wurde. Es sind meist bauchige Krüge und Kannen, die mit teils gotischen, teils Renaissance-Ornamenten und mit Köpfen und ganzen Figuren in Relief dekoriert sind. S. Bartmann (wo ein Frechener Krug abgebildet ist).

Frechheit (Licentia) unterscheidet sich von Freiheit (libertas) dadurch, daß die letztere das für jedermann Erlaubte auch für sich, jene dagegen auch das für jedermann Unerlaubte trotzdem für sich als erlaubt in Anspruch nimmt.

Frechulf, fränk. Geschichtschreiber, Freund Hrabans, früher am Hof Kaiser Ludwigs des Frommen, dann von etwa 820 bis 850 Bischof von Lisieux in der Bretagne, schrieb eine Weltchronik (hrsg. Köln 1539, Heidelb. 1597 und im 14. Bd. der "Bibliotheca patrum"), welche in zwei Abteilungen die alte Geschichte und die Geschichte des römischen Reichs von Christi Geburt bis zur Errichtung des fränkischen und langobardischen Reichs behandelt; den letzten Teil überreichte er 830 der Kaiserin Judith für den Unterricht ihres Sohns Karl (des Kahlen). Vgl. Grunauer, De fontibus historiae Frechulphi episcopi Lixoviensis (Zürich 1864).

Frecke (Frû F., d. h. Frau F.), ein sagenhaftes Wesen Niedersachsens, der Frau Holle Obersachsens entsprechend; vgl. Frigg.

Fredaine (franz., spr. frödähn), lustiger, ausgelassener Streich, Jugendstreich, besonders Liebesabenteuer.

Fredeburg, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Meschede, 549 m ü. M., am Ursprung der Wenne, mit Amtsgericht, kathol. Kirche, Dachschieferbrüchen, Wollspinnerei, Feuerschwammbereitung und (1885) 943 Einw.

Fredegār, Scholasticus, fränk. Geschichtschreiber, dessen Name nicht einmal sicher, und von dessen Person weiter nichts bekannt ist, als daß er aus Burgund stammte, als Geistlicher wahrscheinlich in Genf lebte und um 660 schrieb. Seine "Historia Francorum" umfaßt sechs Bücher: 1-4 unter dem Titel: "Collectio historico-chronographica ex Idatio et aliis" in H. Canisius' "Antiquae lectiones", Bd. 2; Buch 5 und 6 in Ruinarts Ausgabe des Gregor von Tours (Par. 1699) und bei Bouquet, "Recueil des historiens", Bd. 2; ein Auszug des fünften Buches in Giesebrechts Übersetzung des Gregor von Tours (Berl. 1851, Bd. 2); das sechste Buch übersetzt von O. Abel (das. 1849). Die vier ersten Bücher sind Auszüge aus Hieronymus, Idatius und Isidor, das fünfte aus Gregor von Tours und enthalten eine Chronik seit Anfang der Welt bis auf den Tod König Guntchrams (593); doch finden sich auch verschiedene Zusätze, namentlich die fabelhaften Erzählungen von der Vorzeit der Franken, ihrer Herkunft von Troja u. dgl. Das sechste Buch erzählt chronologisch geordnet die Begebenheiten seiner Zeit bis 641 in barbarischem Latein, bis 631 auf Grund annalistischer Aufzeichnungen, von da ab als Werk eines Augenzeugen. F. hat mehrere Fortsetzer bis 768 gefunden.

Fredegunde, fränk. Königin, durch ihre Greuelthaten berüchtigt, wurde vom König Chilperich von Neustrien, dessen Gemahlin oder Kebsweib sie gewesen, 567 verstoßen, da er sich mit Galsvintha, der Tochter des westgotischen Königs Athanagild, vermählen wollte, welche ihm große Schätze zubrachte. Bald indessen erneuerte der König sein früheres Verhältnis zu ihr, und da Galsvintha sich darüber beklagte und in die Heimat zurückzukehren verlangte, ließ er sie erdrosseln und vermählte sich nach wenigen Tagen wiederum mit F. Infolgedessen entstand ein Krieg zwischen Chilperich und seinem Bruder Sigibert, König von Austrasien, welcher mit Brunhilde, einer Schwester der Ermordeten, vermählt war, und dem daher die Pflicht der Rache oblag. F. verfolgte seitdem mit schonungsloser Grausamkeit alle ihre Feinde. Sigibert ward 575 zu Vitry auf Fredegundes Anstiften erschlagen. Sie ließ zwei Söhne ihres Gemahls aus einer frühern Ehe, Merovech und Chlodovech, ermorden, um ihrem eignen Sohn die Herrschaft zu sichern; selbst an dem Tod ihres eignen Gemahls, der 584 ermordet wurde, maß man ihr die Schuld bei, da sie demselben wiederholt die Treue gebrochen hatte. Nun folgte in der Regierung Neustriens ihr eigner, erst vier Monate alter Sohn Chlotar II., dessen Echtheit sie mit 300 Eideshelfern erhärtete, und für den anfangs sein Oheim Guntram von Burgund, später sie selbst die Vormundschaft übernahm. Nachdem sie noch während Guntrams Lebzeiten neue Mordpläne gegen Brunhilde und deren Sohn Childebert sowie gegen Guntram selbst geschmiedet hatte, die jedoch scheiterten, unternahm sie 596 nach dem Tod Childeberts II. gegen dessen Söhne und deren Großmutter Brunhilde einen glücklichen Feldzug, starb aber 597. Sie war energisch und thatkräftig, aber schonungslos in der Wahl ihrer Mittel. Die durch sie erregten Wirren überdauerten ihren Tod; aber sie endeten mit der Erfüllung dessen, wonach sie