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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fresnay le Vicomte; Fresnel

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Fresnay le Vicomte - Fresnel.

Dreifaltigkeit zu St. Gregorius sowie in der Aurora im Palazzo Rospigliosi und Domenichino in der Abtei zu Grotta Ferrata u. a. O. große Werke in der F. hinterlassen. Ebenfalls geschickt in der Farbenbehandlung war Guercino, der zu Piacenza, Bologna und Rom (Villa Ludovisi) arbeitete, ferner Lanfranco, der zu Rom und Neapel umfangreiche Werke schuf. Die rein äußerliche Bravour, die sich übrigens schon bei diesen Malern vielfach kundgibt, steigerte sich noch in den fingerfertigen Pietro da Cortona und Luca Giordano, und im 18. Jahrh. war die F. zur flüchtigen Dekoration herabgesunken. Sie fesselte nur noch, namentlich bei den Franzosen, durch eine gewisse Anmut und Zierlichkeit. Sehr viel wurde im 17. und 18. Jahrh. in Fresko gemalt, auch in Süddeutschland, wo namentlich die Tiroler mit großer Handfertigkeit thätig waren. Mengs ging wieder auf die frühere Zeit zurück, wo die perspektivische Täuschung, das sotto in su, noch nicht Mode war, wurde aber dafür steif und leblos. Mehr und mehr geriet die F. dann in Vergessenheit; wenn sich das Technische auch noch kümmerlich bei einzelnen italienischen und tirolischen Malern fort erhielt, so war man doch im Anfang des 19. Jahrh. dahin gekommen, daß die F. beinahe so gut wie neu von der deutschen Malerkolonie in Rom erfunden werden mußte. Freilich ist es nicht zu verwundern, daß man unter solchen Umständen in der Technik stark zurückblieb; die neuern Fresken stechen durch die Roheit ihrer Farbe unangenehm von den alten ab. Cornelius, Overbeck, Veit und Schadow schufen für den preußischen Konsul Bartholdy ein großartiges, reiner Begeisterung entsprungenes Kunstwerk, die Geschichte Josephs in sieben Bildern. Dann ließ Fürst Massimi seine Villa beim Lateran mit einem Cyklus von Freskogemälden nach den drei größten Epikern Italiens ausschmücken. Julius Schnorr übernahm Ariosts "Rasenden Roland", Overbeck mit J. ^[Joseph] Führich Tassos "Befreites Jerusalem", Veit mit Koch Dantes "Göttliche Komödie". Später entstand Overbecks großes Freskobild in der Kirche Maria degli Angeli bei Assisi, das Rosenwunder des heil. Franziskus darstellend, wieder das erste Kirchengemälde in Fresko von Künstlerhand.

Das Großartigste in der neuesten F. entstand auf Veranlassung des Königs Ludwig I. von Bayern in München durch Cornelius und unter dessen Leitung. Die Glyptothek versammelte einen frischen Künstlerkreis in ihren Hallen, und mit den mythologischen Szenen, welche die Wände derselben schmücken, hielt die F. einen würdigen Einzug in Deutschland. Heinrich Heß schmückte die Allerheiligenkapelle mit Fresken in altertümlichem Stil auf Goldgrund, ebenso die Basilika. J. ^[Julius] Schnorr zeigte seine reiche Phantasie in den Nibelungensälen des Königsbaues, wo die Freskomalereien zugleich in möglichst enge Verbindung mit der architektonischen Ausschmückung traten. Historisch bedeutsame Freskobilder sind ferner das Jüngste Gericht in der Ludwigskirche von Cornelius und die an den Kuppeln und Lünetten der Arkaden längs der Südseite der Pinakothek, Momente aus der Lebensgeschichte der hervorragendsten Maler von Cimabue bis Rubens darstellend, von Zimmermann nach Cornelius' Entwürfen ausgeführt. J. ^[Julius] Schnorr schmückte die neue Residenz mit Fresken aus der deutschen Kaisergeschichte. Ebenso wurden die Neue Pinakothek, die Ruhmeshalle, die königliche Villa bei Aschaffenburg mit Freskomalereien ausgestattet. K. Rottmann brachte die F. auch im rein Landschaftlichen zu hoher Ausbildung in den Ansichten aus Italien, Sizilien und Griechenland für die Arkaden des Hofgartens. Auch am Rhein war von Cornelius selbst für die F. ein guter Grund gelegt worden, solange er Direktor der Düsseldorfer Akademie war. So wurde unter anderm die Aula der Universität Bonn mit großen Fresken, die vier Fakultäten darstellend, geschmückt. Die St. Apollinariskirche malten Deger und ein Düsseldorfer Künstlerkreis aus. Steinle malte die Fresken im Chor des Kölner Doms und im Schlosse Stolzenfels, Schraudolph diejenigen in dem restaurierten Dom zu Speier. In Dresden zierte Bendemann das königliche Schloß mit Freskomalereien; in Weimar führte Neher im Goethe- und Schiller-Zimmer des großherzoglichen Schlosses große Freskomalereien aus. Das Städelsche Institut zu Frankfurt a. M. besitzt Veits großes symbolisches Freskobild: die Einführung des Christentums in Deutschland. In Berlin ward durch Cornelius in den großartigen, aber leider nicht zur Ausführung gekommenen Kompositionen zum Campo santo, namentlich aber durch Kaulbachs ideenreiche Ausmalungen des Treppenhauses des Neuen Museums der F. Bahn gebrochen. Dann kam eine Zeit, wo die F. immer mehr dem Ölbild Platz machte und nur die Sgraffitomalerei einen Ersatz dafür bot. Der Vorgang Th. Grosses, der die Loggia des Leipziger Museums mit trefflichen Fresken ausmalte, Peter Janssens (Rathaussaal in Krefeld), Arthur Fitgers (Rembertikirche in Bremen) u. a. blieb ziemlich vereinzelt, und die fabrikartig von Verschiedenen gemalten Fresken im bayrischen Nationalmuseum zu München können größtenteils nicht auf künstlerischen Wert Anspruch machen. In neuerer Zeit hat die preußische Kunstverwaltung Versuche zur Wiederbelebung der F. gemacht, unter denen die Fresken von H. Prell im Berliner Architektenhaus besonders hervorzuheben sind. Doch wird die F. mehr und mehr durch die Wachsmalerei verdrängt, welche reichere koloristische Wirkungen ermöglicht. Neben diesen neuen Leistungen in Deutschland kommen die des Auslandes kaum in Betracht. Zwar legt man sich in Frankreich, namentlich in Paris, in neuerer Zeit mit großem Eifer auf die F., doch meist ohne bedeutenden Erfolg. Man malt dort die Freskobilder in der Regel im Stil und in der Technik der Ölmalerei und gibt damit sogleich alles Eigentümliche der F. auf.

Fresnay le Vicomte (spr. fränä lö wikóngt), Stadt im franz. Departement Sarthe, Arrondissement Mamers, an der Westbahn, hat Reste eines ehemals festen Schlosses und (1876) 3010 Einw., welche vorzügliche Leinweberei betreiben.

Fresnel (spr. fränell), Augustin Jean, Physiker, geb. 10. Mai 1788 zu Broglie (Eure), widmete sich dem Ingenieurwesen, verlor als Royalist nach Napoleons Rückkehr von Elba seine Stelle und wurde zu Nions unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Dort begann er seine optischen Untersuchungen. Später trat er wieder in seine ursprüngliche Laufbahn und lebte zuletzt als Ingenieur en chef des ponts et chaussées in Paris. Er starb 14. Juli 1827 in Ville d'Avray bei Paris. Fresnels Arbeiten bilden die feste Begründung der Undulationstheorie des Lichts, welche im Laufe von nur zwölf Jahren wesentlich durch seine Arbeiten zum vollständigen Siege gelangte. Selten hat ein Mann in so kurzer Zeit so vieles geleistet. Er gab die Theorie der Interferenz und Beugung des Lichts und bestätigte sie durch seine meisterhaften Messungen; er gab die Theorie der Farben dünner Blättchen, speziell der Newtonschen Farbenringe; er erkannte die Natur des polarisierten Lichts und leitete die Gesetze der Reflexion und Brechung des polarisierten Lichts ab. Er entwickelte die Ge-^[folgende Seite]