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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Friedrich

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Friedrich (Sizilien, Württemberg).

den (4. April 1720). Er schloß 1721 den Frieden von Nystad ab, in welchem Schweden Finnland zurückerhielt, aber die übrigen Ostseeprovinzen an Rußland abtrat. Ein neuer Krieg mit Rußland (1740) führte 1743 im Frieden von Abo den Verlust der finnländischen Provinz Kymengard herbei. Während Friedrichs Regierung dehnte sich der Handel des Landes über ganz Europa, bis nach China und Amerika aus; ein neues Zivil- und Kriminalgesetzbuch entstand, und die Akademie der Wissenschaften zu Stockholm erhielt die königliche Bestätigung. Durch den Tod seines Vaters (1730) ward er auch Landgraf von Hessen-Kassel, überließ aber die Regierung daselbst seinem Bruder Wilhelm. Er starb 5. April 1751 kinderlos, ihm folgte Adolf Friedrich von Holstein-Gottorp.

[Sizilien.] 69) F. I. von Aragonien, König von Sizilien, dritter Sohn Peters von Aragonien und Konstanzes, der Tochter des Hohenstaufen Manfred, war Statthalter in Sizilien und wurde nach der Verzichtleistung seines ältern Bruders, Jakob, auf die Krone von Sizilien zu gunsten Karls II. von Anjou 1296 von den Sizilianern zum König gewählt. Es gelang ihm nicht nur, die Insel zu gleicher Zeit gegen den König von Neapel und den Papst Bonifacius VIII. zu verteidigen und in dem Frieden von Caltabellota 1302 die Anerkennung seiner Krone zu erzwingen, sondern er suchte auch die schweren Wunden des Landes zu heilen, beförderte die bürgerliche Betriebsamkeit und hielt den unruhigen Adel in Schranken. Bei dem Römerzug Kaiser Heinrichs VII. war er dessen treuer Bundesgenosse u. wurde von demselben zum Admiral ernannt; auch ward Friedrichs Sohn Peter mit Heinrichs Tochter Beatrix verlobt. F. starb 1327. Noch bei seinem Leben hatte er seinen ältesten Sohn zum Mitregenten angenommen, der ihm als Peter II. folgte.

[Thüringen, s. oben "Meißen-Thüringen", 32-37.]

[Württemberg.] 70) F. I. Wilhelm Karl, König von Württemberg, Sohn des damals in preußischen Diensten stehenden Herzogs Friedrich Eugen von Württemberg (1732-97) und der Sophia Dorothea von Brandenburg-Schwedt, geb. 6. Nov. 1754 zu Treptow in Hinterpommern, erhielt seine Erziehung zum Teil in Lausanne, und schon damals nahm er eine Sympathie für französisches Wesen in sich auf. 1777 trat er in preußische Kriegsdienste und stieg im bayrischen Erbfolgekrieg bis zum Generalmajor. 1780 vermählte er sich mit der Prinzessin Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel, welche 1788 starb, nachdem sie ihm zwei Söhne (den nachherigen König Wilhelm I. und den Prinzen Paul) und eine Tochter (Katharina, die spätere Gemahlin des Königs Jérôme von Westfalen) geboren hatte. Nach seiner Rückkehr aus Italien, wohin er seine Schwester und deren Gemahl, den Großfürsten Paul von Rußland, begleitet, wurde er von der Kaiserin Katharina II. 1783 als Generalleutnant und Generalgouverneur in Russisch-Finnland angestellt. Doch gab er den Posten 1787 auf und lebte nun erst zu Monrepos bei Lausanne, sodann zu Bodenheim bei Mainz und seit 1790 in Ludwigsburg. Nachdem sein Vater 1795 nach dem Ableben zweier Brüder ohne männliche Deszendenten zur Regierung in Württemberg gelangt war, nahm F. den Titel Erbprinz an und stellte sich als solcher 1796 dem Eindringen der Franzosen entgegen. Von der Übermacht jedoch zurückgedrängt, flüchtete er sich nach Ansbach und lebte dann eine Zeitlang in Wien und London, wo er sich mit der Tochter des Königs Georg III., Prinzessin Charlotte Auguste Mathilde, vermählte, welche Ehe kinderlos blieb. 1797 kehrte er nach Stuttgart zurück und wurde nach seines Vaters Tod 23. Dez. 1797 als F. II. Herzog von Württemberg. Seine Verbindungen mit Österreich, Rußland und England, von welch letzterm er Subsidien bezog, brachten nach den Siegen der Franzosen dem Land große Verluste. Nachdem er das ihm von Rußland gemachte Anerbieten, sein Stammland gegen das Kurfürstentum Hannover abzutreten, entschieden zurückgewiesen hatte, kehrte er nach dem Lüneviller Frieden 13. Mai 1801 nach Württemberg zurück, worauf nach dem Frieden von Amiens 20. Mai 1802 zu Paris ein besonderer Friedenstraktat zwischen Frankreich und Württemberg zu stande kam, infolge dessen 1803 Württemberg nicht nur die Kurwürde, sondern auch im Reichsdeputationshauptschluß eine angemessene Entschädigung für den Länderverlust am linken Rheinufer (Mömpelgard) erhielt, welche neuerworbenen Besitzungen F. zu einem eignen Staat unter dem Namen Neuwürttemberg mit unabhängigen Regierungs- und Verwaltungsbehörden vereinigte. In dem Krieg Frankreichs mit Österreich 1805 mußte er 8000 Mann gegen Österreich ins Feld stellen. Nach dem Preßburger Frieden erhielt Württemberg neue bedeutende Gebietsvergrößerung, worauf sich F. 1. Jan. 1806 zum König von Württemberg erklärte. Zugleich hob er in Altwürttemberg die von ihm beim Regierungsantritt beschworne Verfassung auf und organisierte Regierung und Verwaltung neu, wobei viele veraltete Mißbräuche beseitigt und manche vortreffliche Einrichtungen geschaffen wurden. Mit dem Tod seines edlen und geistvollen Freundes, des Grafen von Zeppelin (1801), war sein guter Geist von ihm gewichen; unwürdige Günstlinge, wie der berüchtigte Graf von Dillen, benutzten die sinnlichen Begierden des Königs, um ihn zu beherrschen. Eine üppige Hofhaltung, an welcher besonders verarmte Adlige aus Mecklenburg ihren Unterhalt suchten, verschlang einen großen Teil der Einkünfte; die Abgaben stiegen aufs höchste und zerstörten den allgemeinen Wohlstand; Stempel, Zoll, Accise, Regien lähmten Handel, Gewerbe und Verkehr. Am drückendsten, besonders für die niedern Klassen des Volkes, war das Jagdwesen, das in der rücksichtslosesten Weise betrieben wurde. Auch die Bildungsanstalten, wie die Universität Tübingen, mußten ganz nach den despotischen Launen des Königs eingerichtet werden. Das von ihm gegründete Militärinstitut für Bildung künftiger Offiziere mußte sogleich nach seinem Tod als seinem Zweck nicht entsprechend wieder aufgehoben werden. Im Innern regierte F. ganz wie ein orientalischer Herrscher; in seiner äußern Politik war er ein eifriges Mitglied des Rheinbundes und getreuer Alliierter Napoleons, ohne sich jedoch zum gehorsamen Diener desselben zu erniedrigen. Von Truppensendungen nach Spanien wußte er sich freizumachen. Dagegen nahm er an dem Kriege gegen Österreich 1809 thätigen Anteil, indem er nicht nur das württembergische Kontingent ins Feld rücken ließ, sondern auch persönlich einen Feldzug gegen die aufständischen Vorarlberger unternahm. Durch eine Reise nach Paris Ende 1809 erwarb er sich einen Länderzuwachs mit 110,000 Einw., so daß der Flächenraum des Königreichs auf mehr als 20,000 qkm mit 1,400,000 Einw. stieg. Auch nach Napoleons I. unglücklichem Feldzug nach Rußland, zu dem er ein Kontingent von 15,000 Mann stellte, blieb er dessen Sache unerschütterlich treu und setzte den General Normann ab, der mit zwei Kavallerieregimentern in der Schlacht bei Leipzig zu den Verbündeten übergegangen war. Erst nach dieser Schlacht näherte er sich den Verbündeten und erhielt durch den Vertrag zu Fulda 2. Nov. 1813