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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Friesland; Friesoythe; Frigento; Frigg; Frigid; Frigidarium; Frignano; Frigoriferen; Frijsenborg; Frijs-Frijsenborg

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Friesland - Frijs-Frijsenborg.

Rechtsgeschichte (Berl. 1880-82, 2 Tle. in 3 Bdn.). Neuern Ursprungs ist das "Ostfriesische Landrecht" (hrsg. von v. Wicht, Aurich 1746), welches von Graf Edzard II. (1515) herrührt.

Friesland, 1) (Vriesland) die nordwestliche Provinz des Königreichs der Niederlande, an der Nordsee, sonst von den Provinzen Groningen, Drenthe, Overyssel und dem Zuidersee begrenzt, umfaßt 3320,44 qkm (60,3 QM.). Das niedrige und der Meerflut bloßliegende Land wird gegen deren gewaltigen Andrang, bei dem Mangel an Dünen, durch Dämme und viele in alter Zeit von den Friesen angelegte Hügel (Terpen genannt) mit Mühe geschützt. Das Klima ist feucht und nebelig, aber nicht rauh. Der Boden ist teils fruchtbares Marschland, teils (im S. und O.) Heide und Moor (das Smilder Veen im O.). Die Provinz ist von vielen fischreichen Landseen bedeckt, welche durch Torfstechen entstanden sind und den Namen "Meere" führen; die bedeutendsten sind: das Sneeker, Slootener, Tjeuker, Heeger mit dem damit verbundenen Fluessenmeer, das Workumer u. Bergumer Meer. Die Flüsse sind unbedeutend; der größte war früher der in den gleichnamigen Meerbusen mündende Lauwers an der Grenze von Groningen; von den kleinern nennen wir: Kuinder oder Tjonge, Linde, Paasens, Boorn, Burde, Ee und die Baare, da, wo sie schiffbar wird, Königsdiel genannt. Wichtig sind die Kanäle, welche das Land nach allen Richtungen durchschneiden, besonders der von Harlingen über Franeker, Leeuwarden und Dokkum nach Groningen, wo er mit dem Damster Diep (s. d.) und mit dem südöstlich in die Westwolder Aa führenden Schuitendiep verbunden ist; ferner der Dokkumer Diep, der nordöstlich in den Lauwerzee mündet. Die Wasserverbindung ist so vollständig, daß es nur wenige Orte gibt, in denen man nicht mit Schiffen anfahren kann. Die Einwohner, deren Zahl sich 1. Jan. 1885 auf 330,866 (meist Reformierte) belief, sind Nachkommen der alten Friesen (s. d.); sie hängen am Alten und sprechen einen eignen Dialekt (s. Friesische Sprache und Litteratur). F. liefert die weltbekannten, besten Pferde im ganzen Königreich; das Rindvieh, meist gefleckt, ist nicht minder trefflich; auch die Schafe stehen in hohem Ruf. Die Küsten gewähren reichen Fischfang. Die Industrie ist unbedeutend, doch gibt es Fabrikation von Gold- und Silberwaren, Leinwand, Segeltuch, wollenen Geweben und Zichorie, ferner Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Schiffbau, Ziegel und Kalkbrennerei; die Veene liefern jährlich viele Millionen Stück Torf. Von größerer Ausdehnung ist der Binnenhandel, auch der Seehandel, den die Hafenstadt Harlingen vermittelt. Zur Ausfuhr kommen besonders Käse und Butter (meist nach London), Pferde, Rinder, Leder und Wolle. Von Leeuwarden gehen Eisenbahnlinien nach Harlingen, Groningen, Meppel und Sneek. Die Provinz, welche sieben Deputierte zu den Generalstaaten sendet, teilt sich in drei Gerichtsbezirke: Heerenveen, Leeuwarden und Sneek, und hat Leeuwarden zur Hauptstadt. Zu F. gehören mehrere Inseln, z. B. Ameland (s. d., jetzt Halbinsel), östlich davon das schmale Eiland Schiermonnik-Oog. S. Karte "Niederlande". Über das Geschichtliche s. Friesen.

2) Name einer Insel, welche zu Ende des 14. Jahrh. der Venezianer Niccolò Zeno, durch einen Sturm in die Gewässer nördlich von England verschlagen, entdeckte, und wo er, vom Beherrscher der Orkneys, Zichmei (Sinclair), aus den Händen der Seeräuber befreit, ein Jahr später starb; sein Bruder Antonio war ihm nach F. gefolgt und blieb noch zehn Jahre in Diensten Sinclairs. Auf einer von ihm entworfenen Karte liegt sie, von kleinern Eilanden umgeben westlich von Norwegen zwischen 61 und 63° nördl. Br., ohne Zweifel die Färöerinseln. Colombo hatte von diesen Inseln Kunde. Vgl. Major, The voyages of the Venetian brothers Niccolò and Antonio Zeno (Lond. 1873).

Friesoythe, Stadt und Amtssitz im Großherzogtum Oldenburg, an der schiffbaren Soeste und am Hunte-Emskanal, hat ein Amtsgericht, eine Pfarrkirche, ein Krankenhaus u. (1880) 1431 kath. Einwohner.

Frigento (spr. -dschennto), Flecken in der ital. Provinz Avellino, Kreis Sant' Angelo, mit Kathedrale und (1881) 2045 Einw.

Frigg, in der nord. Mythologie Odins Gemahlin, Tochter der Riesin Fiorgyn und Mutter des Asengeschlechts, eine Göttin, die am füglichsten mit der Venus verglichen werden kann, aber vielfach mit Freyja (s. d.) vermengt wird und in diese übergeht. Nach ihr ist (schon in vorchristlicher Zeit) der Freitag benannt. Sie weiß aller Menschen Geschick, obgleich sie es keinem voraussagt. Ihr Palast in Asgard hieß Fensal (Meersaal); ihre vertraute Dienerin ist die Asin Fulba, welche ihr Schmuckkästchen trägt und ihre Fußbekleidung besorgt, ihre Botin Gna; Hlyn ward von ihr gebraucht, um Unglückliche aus Gefahren zu erretten. Sie ward allein von den nordischen Göttern unter die Sterne versetzt; der Gürtel des Orion heißt in Schweden "Friggs Spinnrocken", wonach sie also als eine spinnende und webende Gottheit erscheint und wahrscheinlich ebenso wie die ihr in Deutschland entsprechende Göttin die Aufsicht über die spinnenden Frauen führte. In Deutschland nämlich erscheint die Göttin zunächst unter dem Namen Frea in der berühmten Langobardensage bei Paulus Diaconus (s. Deutsche Mythologie); Frîa heißt sie in den "Merseburger Sprüchen", als Frû Frecke trat sie noch lange in Niedersachsen in derselben Rolle wie sonst Frau Holle aus. Unter den Namen Fuik, Frick fanden Kuhn und Schwartz noch Überreste ihres Kultus in den "Zwölften" (s. d.), auch Sagen von ihr als "wilder Jägerin" und "Zauberin" in der Ukermark etc. (vgl. Schwartz, Der heutige Volksglaube und das alte Heidentum, Berl. 1850). Frau Holle und Berchta scheinen von F. nur landschaftlich verschieden.

Frigid (lat. frigidus), kalt, kaltsinnig; gefühllos; frigidieren, kühl, kaltmachen; Frigidität, Kälte, Kaltsinn, Herzlosigkeit.

Frigidarium (lat.), in den alten römischen Bädern der Raum für das kalte Bad, auch der kühle Raum im irisch-römischen Bad (s. Bad, S. 222 und 224); Kalthaus zur Aufstellung von Pflanzen, welche im Winter nicht mehrmals 1-6° R. Wärme verlangen (vgl. Gewächshäuser).

Frignano (spr. frinjano), Landstrich in Italien, in den Apenninen gelegen, bildet einen Kreis der Provinz Modena.

Frigoriferen, s. v. w. Eismaschinen.

Frijsenborg (früher Jernit), dän. Grafschaft in Jütland, Amt Aarhus, 84 qkm, das größte Privateigentum in Dänemark, gehört dem Grafen Frijs. Das prachtvolle Hauptgebäude ist neuerdings in niederländischem Renaissancestil umgebaut.

Frijs-Frijsenborg, Christian Emil, Graf, dän. Staatsmann, geb. 8. Dez. 1817 aus altem und reichem Geschlecht, wurde 1858 zum Mitglied des Reichsrats erwählt. Als er 6. Nov. 1865 sein neues Ministerium gebildet hatte, ging sein ganzes Bemühen auf glückliche Beendigung des schwankenden Verfassungskampfs und auf endgültige Ordnung der innern konstitutionellen Verhältnisse aus. Er erreichte dies