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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fulbert; Fulcherius; Fulda

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Fulbert - Fulda (Abtei).

liche Unterscheidung von zwei grammatischen Geschlechten, einem für menschliche Wesen, einem andern für Tiere und Sachen, aus. Faidherbe und Fr. Müller sehen sie als vollkommen isoliert an; nach Bleek und Lepsius ist sie näher mit dem westlich angrenzenden Woloffischen, entfernter mit den Bantusprachen Südafrikas (s. Bantu) verwandt, welche eine in mancher Hinsicht ähnliche Einteilung der Substantiva besitzen. Vgl. Krause im "Ausland" 1883, Nr. 10; Derselbe, Beitrag zur Kenntnis der fulischen Sprache (in den "Mitteilungen der Riebeckschen Nigerexpedition", Bd. 1, Leipz. 1884).

Fulbert, Träger und Pfleger des wissenschaftlichen Lebens, das seit Ausgang des 10. Jahrh. besonders in der Kirche Frankreichs wieder zu erwachen begann und sich später zur Scholastik entwickelte, war ein Schüler des berühmten Gerbert zu Reims und eröffnete um 990 eine Schule zu Chartres, aus welcher unter andern Berengar hervorging. Seit 1007 Bischof von Chartres, starb er daselbst 11. April 1029. Seine "Epistolae, sermones, hymni etc." wurden herausgegeben von Masson (Par. 1585) und in Mignes "Patrologia", Bd. 141.

Fulcherius (Fulcard), Mönch zu Chartres, nahm am ersten Kreuzzug teil, ward später Kaplan des Königs Balduin I. von Jerusalem und schrieb "Gesta Francorum Hierosolyma peregrinantium", 1095-1127, eine meist zuverlässige Geschichte der Kreuzfahrer, zuerst herausgegeben von J. ^[Jacobus] Bongarsius in "Gesta Dei per Francos", neuerdings im "Recueil des historiens des croisades", Bd. 3 (Par. 1866).

Fulda (Fuldaha), Fluß in Norddeutschland, entspringt im Kreis Gersfeld der preußischen Provinz Hessen-Nassau, an der Wasserkuppe im Rhöngebirge, fließt von Gersfeld (515 m ü. M.) zuerst nach W., wendet sich aber bald darauf nach N. und fließt zwischen der Rhön und dem Vogelsberg in einem anmutigen Thal von mäßiger Breite nach N. und NO. Bei Bebra, wo sich der Fluß nach NW. wendet, ist das Flußthal ansehnlich erweitert; dann wird es schmäler, auf beiden Seiten von schroffen Bergen begrenzt, so namentlich von Rotenburg bis Altmorschen. Bei Beiseförth erscheint es auf einmal eng zugeschlossen, so daß zwischen den hohen, steilen Wänden des Beisenbergs links und des Wilsbergs rechts kaum Platz für den Fluß und die Landstraße bleibt und die Eisenbahn durch einen Tunnel geführt werden mußte. Auch weiterhin bleibt das Thal eng, bis sich plötzlich unterhalb Freienhagen das Thal von Kassel 8 km weit aufthut. Der Fluß wendet sich hier wiederum durch ein enges, waldreiches Thal nach NO. und fließt bei Münden (124 m ü. M.) mit der Werra zusammen, worauf der vereinigte Strom den Namen Weser annimmt. Die ganze Länge der F. beträgt 180 km. Ihr Bett ist im ganzen seicht, das Gefälle stark. Schiffbar ward die F. 1600 durch den Landgrafen Moritz bis Hersfeld hinauf gemacht; doch ist die Schiffahrt auf ihr sehr beschwerlich und durch die Eisenbahnen sehr eingeschränkt worden. Die Hauptnebenflüsse der F. sind: links die Lüder, Schlitz, Eder mit der Schwalm, rechts die Haun. Nach dem Fluß F. war ein Departement des ehemaligen Königreichs Westfalen benannt.

Fulda, ehemalige Benediktinerabtei (seit 1752 Bistum), auf Veranlassung des Missionärs Bonifacius von dessen Schüler Sturm 744 im alten Buchgau (Buchonia) gegründet und durch Papst Zacharias 747 von jeder bischöflichen Gewalt befreit. Schon bei Sturms Tod 779 zählte das Kloster 400 Mönche und erhielt durch Schenkungen König Pippins und Karls d. Gr. ansehnlichen Grundbesitz. Die Hauptbedeutung des Klosters beruhte in seiner Schule, der ersten Pflanzstätte theologischer Gelehrsamkeit in Deutschland, unter deren Leitern Hrabanus Maurus, Walafried Strabo, Servatus Lupus, Otfried, Alkuin, Candidus u. a. hervorragen. Den Grund zu der für damalige Zeiten sehr namhaften Bibliothek legte Karl d. Gr. Kaiser und Könige, Grafen und Herren wetteiferten, das Kloster zu bereichern, so daß es bald in Bayern, Schwaben, am Rhein und Main, in Thüringen und an der Weser, ja in Ostfriesland Güter besaß und sich um das Kloster früh ein geschlossenes Besitztum von beträchtlicher Ausdehnung bildete. Kaiser Otto I. verlieh dem Abt von F. die Würde des Erzkanzlers bei der römischen Kaiserin, und unter Abt Werner (968-982) erhielt es den äbtlichen Primat in "Germanien und Gallien". Zu Anfang des 10. Jahrh. geriet aber die Disziplin so in Verfall, daß Mönche aus Schottland berufen werden mußten, um die Rückkehr zu Benedikts Regeln zu ermöglichen. Viele Güter, besonders von den entfernt liegenden, gingen teils durch Gewalt, teils durch Nachlässigkeit, andre durch Verpfändung dem Stift verloren, und 1487 mußte der Abt beinahe das ganze Stiftsgebiet an seine gefährlichsten Nachbarn, Mainz und Hessen, verpfänden. Die Ideen der Reformation fanden auch im Gebiet des Stifts Eingang, und dem Abt Johannes (1529-41) ward eine Reformationsordnung aufgedrungen, die manche protestantische Elemente enthielt; dagegen begann 1573 Abt Balthasar mit Erfolg die Gegenreformation. Während des Dreißigjährigen Kriegs kamen die fuldaischen Lande im November 1631 ohne Schwertstreich in den Besitz des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen und wurden demselben unter dem Titel eines "Fürsten in Buchen" im Februar 1632 von Gustav Adolf von Schweden als ein erbliches Fürstentum förmlich überwiesen. Der Fürstabt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg, der 1626 durch die Aufnahme von St. Galler Benediktinern eine Reform in seinem Kloster durchgeführt hatte, floh zu Tilly und fiel in der Schlacht bei Lützen. Wilhelm von Hessen mußte nach der unglücklichen Schlacht bei Nördlingen (6. Sept. 1634) den Besitz von F. wieder aufgeben. Im J. 1752 ward das Stift zui einem Bistum erhoben, dessen Inhaber den Titel Fürstbischof führte; 1803 kam F. mit Korvei und Dortmund durch den Reichsdeputationshauptschluß als weltliches Fürstentum an den Fürsten von Nassau-Dietz, der es an seinen Sohn Wilhelm I., spätern König der Niederlande, abtrat. Das fuldaische Gebiet umfaßte damals noch 18 Städte und Flecken und 20 Ämter. Die Justiz und Verwaltung wurden nun völlig umgestaltet, die meisten geistlichen Stifter und Klöster aufgehoben; indes schon 1806 wurde der Erbprinz genötigt, das Land zu verlassen, von welchem nun (20. Dez. 1806) die Franzosen Besitz nahmen. F. stand jetzt vier Jahre lang unter französischer Verwaltung, worauf es durch Vertrag vom 16. Febr. 1810 mit dem Großherzogtum Frankfurt vereinigt wurde. Nach dessen Auflösung stand F. zwei Jahre lang unter dem österreichischen Gouvernement in Frankfurt, bis es durch den Vertrag vom 17. Juli 1815 an Preußen kam; von diesem aber wurde es 1816, mit Ausnahme der Ämter Hammelburg, Brückenau, Hilders und Weyhers, welche an Bayern fielen, unter dem Titel eines Großherzogtums an Kurhessen abgetreten. Aus dem größern Teil des Gebiets, aus dem Hauptgebiet, der ehemaligen Abtei Hersfeld, der Herrschaft Schmalkalden und den beiden