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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fußpfund; Fußpunkt; Fußraude; Fußschweiß; Fußspange; Fußton; Fußvolk; Fußwaschen

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Fußpfund - Fußwaschen.

und 1802 zweiter Statthalter des Landammanns der Helvetischen Republik. Aber gerade diese Beteiligung an der helvetischen Regierung bewirkte, daß er nach der 1803 eingetretenen föderalistischen Reaktion zu keinem höhern Amt mehr gewählt wurde. Er starb 26. Dez. 1832. Von seinen zahlreichen Schriften sind die hervorragendsten: "Johann Waldmann, Ritter, Bürgermeister der Stadt Zürich" (Zürich 1780); "Allgemeine Blumenlese der Deutschen" (das. 1782, 6 Tle.); "Schweizerisches Museum" (das. 1783-90; als Fortsetzung erschien "Neues schweizerisches Museum", 1793-96); "Über das Leben und die Werke Raphael Sanzios" (das. 1815). Ferner gab er heraus: "Sämtliche Schriften des armen Mannes in Tockenburg" (Zürich 1789-92) und setzte das von seinem Vater begonnene "Allgemeine Künstlerlexikon" von 1806 bis 1821 fort, wozu noch 1824 das erste Heft der neuen Zusätze kam.

Fußpfund, Maß zur Bestimmung der Größe einer Arbeitsleistung oder die Einheit, durch welche die Leistung einer Kraft ausgedrückt wird. Ein F. ist die Arbeitsleistung, welche erfordert wird, um 1 Pfund in 1 Sekunde 1 Fuß hoch zu heben. Wo nach metrischem System gerechnet wird, ist das F. durch das Kilogrammometer oder Meterkilogramm = 6,372 F. preußisch oder 7,233 F. englisch ersetzt.

Fußpunkt (Nadir), s. Zenith.

Fußraude, beim Rindvieh s. v. w. Treberausschlag, Schlempemauke (s. Mauke); beim Pferd eine durch eine eigne Art Raudemilben (Symbiotes Gerl., Dermatophagus Fürst.) hervorgerufene, vorzüglich in der Köthe und an den Fußenden vorkommende Raudeform (s. Raude).

Fußschweiß, übermäßige Absonderung von Schweiß an den Füßen, stellt sich meist im mittlern Alter, selten im Kindes- und im höhern Alter ein. Ob diese übermäßige Schweißabsonderung in einer krankhaften Disposition des Körpers ihren Grund habe, ist zweifelhaft. F. ist besonders lästig wegen des widerwärtigen Geruchs, den er infolge seiner schnellen Zersetzung verbreitet. Letztere ist bedingt durch ein Bakterium, welches auch in andern Flüssigkeiten denselben widerwärtigen Geruch erzeugt. Wiederholtes Waschen mit einer Lösung von 1 Teil Quecksilberchlorid in 1000 Teilen Wasser tötet das Bakterium sicher. Stark schwitzende Füße sind wegen ihrer zarten Epidermis und der steten Feuchtigkeit der Fußbekleidung leicht der Erkältung ausgesetzt; die zarte Haut zwischen den Zehen rötet und entzündet sich, wodurch das Gehen sehr erschwert wird; Strümpfe und Schuhwerk werden durch den Schweiß schnell ruiniert etc. Es ist nicht ratsam, den F. sofort zu vertreiben, da die plötzliche Unterdrückung einer gewohnten starken Sekretion nicht ohne schädliche Folgen ist, wenn auch der vielverbreitete Volksglaube, daß plötzliches Ausbleiben des Fußschweißes zu schlimmen Krankheiten Anlaß gebe, weder auf wissenschaftlichen Gründen beruht, noch für die Mehrzahl der Fälle sich bewähren möchte. Die Behandlung besteht am besten in häufigem Wechseln der Strümpfe, im Tragen leichter, der Ausdünstung zugänglicher Schaft- oder Schnürstiefeln von weichem, nicht lackiertem Leder. Ferner wasche man abends die Füße in lauwarmem Wasser und streue morgens ein Pulver aus gleichen Teilen Salicylsäure und Talkum zwischen die Zehen oder reibe den Fuß mit einer Salbe aus Rindstalg mit Salicylsäure ein, wodurch gleichzeitig die zur Sprödigkeit neigende Haut geschmeidig erhalten wird. Das Einstreuen kann auch öfter geschehen, nur darf man dann abends das Abwaschen nicht versäumen. Durchaus zu widerraten ist das Baden der heißen, schwitzenden Füße in kaltem Wasser.

Fußspange, bei den Völkern des Altertums ein von Männern und Frauen meist um den Knöchel getragener, mehr oder minder breiter Ring aus edlem oder unedlem Metall, der mit Steinen besetzt war. Die alten Germanen und Gallier trugen einen oder mehrere Ringe von Kupfer oder Eisen als Schmuck an den Füßen, und Fußspangen werden auch noch heute mit Vorliebe von den barbarischen Völkern Afrikas, Amerikas und Australiens getragen.

Fußton, eine vom Orgelbau herstammende Bezeichnung der Tonhöhe (8-F., 16-, 4-F. etc.). Eine offene Labialpfeife mittlerer Mensur (Prinzipal), die auf den Ton groß C abgestimmt ist, hat ungefähr eine Höhe von 8 Fuß. Es heißen daher alle diejenigen Orgelstimmen, welche auf die Taste C den Ton groß C bringen, achtfüßig (die eigentlichen Normalstimmen, Kernstimmen der Orgel); dagegen heißt eine Stimme vierfüßig (steht im 4-F.), wenn sie auf Taste C einen Ton gibt, wie ihn eine offene Labialpfeife von 4 Fuß Höhe hervorbringt, d. h. klein c, und 16füßig, wenn statt C das Kontra-C auf die Taste C kommt. Ebenso gibt es 32füßige, 2- und 1füßige Stimmen; die Quintstimmen stehen im 10⅔-, 5⅓-, 2⅔-, 1⅓- oder ⅔-F., die Terzstimmen im 6⅖-, 3⅕-, 1⅗-, ⅘-, ⅖- oder gar ⅕-F., die Septimenstimmen im 4 4/7- oder 2 4/7-F. etc., denn die Quinttöne geben immer den dritten, die Terztöne den fünften, die Septimenstimmen den siebenten Partialton einer Grundstimme (10⅔ ist als 32/3 die zu 32füßigen Grundstimmen gehörige Hilfsstimme etc.). -

Eine übertragene Bedeutung des Wortes F. ist es, wenn man ganz allgemein nicht nur von einem 8füßigen C, sondern auch D, E, F etc. und ebenso von 4füßigen etc. Tönen außer c spricht. So nennt man die Töne einer ganzen Oktave nach dem c, mit dem sie in der Tiefe beginnt: die große Oktave die 8füßige, die kleine die 4füßige, die eingestrichene die 2füßige etc. Die gemeinübliche Abkürzung für F. ist ein ' bei der Zahl, z. B. 4', 8' etc. -

Neuerdings hat man auch angefangen, das Metermaß auf die Bestimmungen der Größe der Pfeife anzuwenden. Man muß dann, um runde Zahlen zu gewinnen, für das normale große C 34 statt 33 Schwingungen in der Sekunde und die Schallgeschwindigkeit = 340 m annehmen. Dann ist Prinzipal 16 Fuß = 5 m (= 340 / 34.2), 32 Fuß = 10 m, 8 Fuß = 5/2 m, 4 Fuß = 5/4 m, 2 Fuß = ⅝ m; Quinten: 10⅔ Fuß = 10/3 m, 5⅓ Fuß = 5/3 m, 2⅔ Fuß = ⅚ m, 1⅓ Fuß = 5/12 m; Terzen: 6⅖ Fuß = 10/5 m (2 m), 3⅕ Fuß = 5/5 m (1 m), 1⅗ Fuß = 5/10 m (½ m), ⅘ Fuß = 5/20 m (¼ m) etc. Durchaus unpraktisch ist dagegen die Einführung der Dezimalbrüche, da sie das Obertonverhältnis unkenntlich macht.

Fußvolk, s. Infanterie.

Fußwaschen, die im Altertum fast allgemeine Sitte des Orients, Fremden nach ihrem Eintritt oder geladenen Gästen vor Beginn der Mahlzeit durch Sklaven die Füße waschen zu lassen. Man hatte und hat dabei teils die Erfrischung, teils die Reinigung der sandalentragenden Ankömmlinge im Auge. In einem höhern Sinn wäscht der Johanneische Christus seinen Jüngern während der letzten Mahlzeit vor seinem Tode die Füße (Joh. 13, 4 ff.), um durch sein Beispiel die selbstverleugnende Liebe und Demut als Kennzeichen seines Jüngerkreises symbolisch zu veranschaulichen. In der That war der Gebrauch meist in Klöstern und an Königshöfen im Schwange, und der