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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gabillon; Gabinius; Gabinus cinctus; Gabirol; Gabl; Gablenz

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Gabillon - Gablenz.

eine List des Tarquinius Superbus gelangte. Im 1. Jahrh. v. Chr. war es ganz herabgekommen, erlebte aber, wie Inschriften beweisen, seit Tiberius' Regierung einen neuen Aufschwung, vielleicht durch seine Schwefelquellen. Seit dem Anfang des 3. Jahrh. verschwindet es aus der Geschichte. Trümmer beim jetzigen Castiglione.

Gabillon, Ludwig, Schauspieler, geb. 16. Juli 1828 zu Güstrow in Mecklenburg, sollte sich nach absolviertem Gymnasialkursus dem Studium der Medizin widmen, folgte aber seinem Hang für das Theater und trat 1845 bei der Bethmannschen Gesellschaft in Rostock ein, wo er zuerst dritte Liebhaber spielte. Bald fand er nacheinander Engagements in Schwerin, Kassel und Hannover, gastierte 1853 unter Emil Devrients Leitung in London und im August d. J. als Don Cesar, Schelle und Don Karlos am Burgtheater in Wien. Der Beifall, den er in der letzten Rolle fand, bewirkte, daß er bereits vom Oktober ab für die altberühmte Bühne engagiert wurde, der er noch heute (seit 1875 als Regisseur) angehört. Gabillons Stärke liegt im Charakterfach; seine Darstellungen sind fein und sorgfältig ausgearbeitet. Vielleicht den bedeutendsten Erfolg errang er als Caligula im "Fechter von Ravenna". -

Seine Gattin Zerline, geborne Würzburg, geb. 18. Aug. 1835 zu Güstrow, debütierte 1850 als Parthenia im "Sohn der Wildnis" in Hamburg, erhielt drei Jahre später ein Engagement am Wiener Burgtheater und verheiratete sich 1856 mit G. Intrigante Frauenrollen, elegante, geistreiche Salondamen spielt sie mit hoher Vollendung.

Gabinius, Aulus, ein Römer aus plebejischem Geschlecht, verschaffte als Volkstribun 67 v. Chr. dem Pompejus durch das nach ihm benannte Gesetz (lex Gabinia) den Oberbefehl im Seeräuberkrieg. Im folgenden Jahr zum Legaten des Pompejus ernannt und mit dem Quästor M. Ämilius Scaurus nach Judäa gesandt, um den Streit zwischen dem Hohenpriester Hyrkanos und dessen Bruder Aristobulos zu schlichten, entschied er sich für letztern gegen Bezahlung von 300 Talenten (1,500,000 Mk.). Im J. 61 verwaltete er die Prätur, und 58 gelangte er mit L. Piso zum Konsulat. Er unterstützte den Tribun P. Clodius bei den Feindseligkeiten gegen Cicero, die dessen Verbannung zur Folge hatten, und erhielt dann auf Betrieb des Clodius vom Volk die Provinz Syrien zugeteilt, die er bis Ende 55, bis zur Ankunft seines Nachfolgers M. Crassus, verwaltete. Er führte von hier aus mehrere Kriege, hauptsächlich gegen die Parther, gegen die Araber und gegen Alexander, den Sohn des Aristobulos, sowie gegen Aristobulos selbst, welch beide letztere dem vom Pompejus 63 eingesetzten Hyrkanos die Herrschaft wieder zu entreißen suchten; im J. 55 unternahm er gegen einen Senatsbeschluß und gegen den Ausspruch der Sibyllinischen Bücher einen Feldzug nach Ägypten, durch den er den vertriebenen König Ptolemäos Auletes wieder in seine Herrschaft einsetzte. Nach seiner Rückkehr aus Syrien wurden von seinen Feinden in Rom drei Anklagen gegen ihn erhoben; von der ersten wegen des Feldzugs nach Ägypten wurde er zwar freigesprochen, aber der zweiten wegen Erpressung schuldig befunden, so daß er ins Exil gehen mußte und seine Güter eingezogen wurden. Als Cäsar nach Ausbruch des Bürgerkriegs 49 die Verbannten zurückrief, kam auch G. wieder nach Rom und trat in die Dienste des Diktators, ohne jedoch gegen Pompejus zu fechten. Nach der Schlacht bei Pharsalus erhielt er den Auftrag, die in Italien neugeworbenen Legionen nach Illyrien zu führen, ward aber von den Dalmatinern überfallen und konnte sich nur mit Mühe in die Stadt Salonä retten, wo er den Angriff des Pompejaners Octavius mutig aushielt, jedoch bald darauf, Ende 48 oder Anfang 47, starb.

Gabinus cinctus (lat.), s. Toga.

Gabirol (arab. Djebirul), Salomo ben Jehuda ibn, jüd. Dichter und Philosoph, geboren um 1020 zu Cordova oder Malaga, reifte in Saragossa heran, fand an dem von ihm im Lied verherrlichten Jekutiel ibn Hassan (gest. 1039) einen Gönner, wurde 1045 wegen der in seinem Buch "Tikkun middot ha-Nefesch" ("Anleitung zur Reinigung der Seeleneigenschaften") befindlichen Angriffe auf einflußreiche Persönlichkeiten aus Saragossa vertrieben und führte nunmehr in Spanien ein von Mißgeschick getrübtes Wanderleben. Er starb um 1070, wahrscheinlich in Valencia. Seine tief gefühlten, künstlerisch ausgeführten Dichtungen, alle Zweige religiöser Poesie umfassend, haben dauernden Platz in fast allen Ritualen gefunden; seine Philosophie ist eine neuplatonische, mit den Lehren Plotins und seiner Schüler oft übereinstimmende. Sein philosophisches, arabisch geschriebenes Hauptwerk: "Mekor Chajim" (Titel der hebräischen Übersetzung des Schem tob ibn Falaquera im 13. Jahrh., von welcher Munk 1857 umfassende Auszüge nebst französischer Übersetzung in den "Mélanges de philosophie juive et arabe" veröffentlichte), war den christlichen Scholastikern, die den Verfasser für einen arabischen Philosophen hielten und ihn Avicebron oder Avencebrol (verstümmelte Form für "ibn G.") nannten, in lateinischer Übersetzung unter dem Titel: "Fons vitae" bekannt. Das erwähnte Buch "Tikkun" wie auch das ethische Werk "Mibchar ha-Peninim" ("Perlenauswahl") sind von Juda ibn Tibbon aus dem Arabischen ins Hebräische übertragen worden. Vgl. Geiger, Salomo G. und seine Dichtungen (Leipz. 1867); Stößel, S. ben G. als Philosoph und Förderer der Kabbala (das. 1881).

Gabl, Aloys, Maler, geb. 1845 zu Wies im Tiroler Pitzthal, bildete sich bei einem Oheim, dessen Kramladen er vorstand, nebenbei im Zeichnen aus, kam dann mit 17 Jahren, unterstützt vom Fürstbischof Vinzenz Gasser von Brixen, nach München, wo er bei Schraudolph sich nach der Anordnung seines Gönners der strengen kirchlichen Kunst widmen sollte, im Lauf der Zeit sich jedoch Ramberg und zuletzt Piloty zuwandte. Seine Darstellungsweise ist mit derjenigen seiner Landsleute Defregger und Matthias Schmid eng verwandt. Seine Zeichnung ist nicht so scharf und schneidig, aber sein Kolorit ist reicher und erreicht namentlich durch geschickte Benutzung des Lichts große Wirkungen, wodurch er die genannten Rivalen weit übertrifft. Vom historischen Genrebild (Kapuziner Haspinger, die Tiroler zum Aufstand rufend) ausgehend, wandte er sich später dem ländlichen und städtischen Genre zu. Seine durch feine Charakteristik, humorvolle Schilderung und flüssiges Kolorit gleich ausgezeichneten Hauptwerke sind: Rekrutenaushebung in Tirol (1873), Einsegnung des Brautbettes (1875), die verbotene Tanzmusik, Hochwürden als Schiedsrichter (1876), die Nähmaschinenprobe (1878), im Flur eines Münchener Bierhauses, die Impfstube und die heiligen drei Könige (1883). G. ist Professor an der Münchener Kunstakademie.

Gablenz, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, dicht bei Chemnitz, hat 3 Maschinenfabriken, Steinhauerei, Dampfziegeleien und (1880) 7236 Einw.

Gablenz, Ludwig Karl Wilhelm, Freiherr von, österreich. Feldzeugmeister, geb. 19. Juli 1814