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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gaboriau; Gabriel; Gabrieli; Gäbris; Gabrowo; Gabun

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Gaboriau - Gabun.

Gaboriau (spr. -rioh), Emile, franz. Romanschriftsteller, geb. 1835 zu Saujon (Niedercharente), sollte Kaufmann werden, wandte sich dann der Litteratur zu und debütierte als Schriftsteller, indem er für kleine Pariser Blätter schrieb. 1866 wurde er ständiger Chroniqueur des "Pays", in dessen Feuilleton auch sein Erstlingsroman: "L'affaire Lerouge", erschien, mit dem sein Glück so gut wie gemacht war. Es folgten: "Le crime d'Orcival" (1867), "Monsieur Lecoq" (1869), "Les esclaves de Paris" (1869), "La vie infernale" (1870), "L'argent des autres" (1874) u. a., die ihn zu einem der beliebtesten Unterhaltungsschriftsteller der Gegenwart machten. G. verstand es namentlich, Stoffe, wie sie Kriminalprozessen zu Grunde liegen, entsprechend zu verwerten, und zeichnete sich durch die eingehendste Kenntnis des ganzen Organismus der französischen Polizei aus. Seine Romane erschienen auch in deutschen Übersetzungen. G. starb plötzlich 28. Sept. 1873.

Gabriel ("Held Gottes"), bei den nachexilischen Juden einer der vier Erzengel, im Buch Daniel, im Evangelium des Lukas etc. Ausleger von Visionen und Bote Gottes. Im Talmud gilt er nach Michael als der größte der Engelsfürsten, das Urteil Gottes aufzeichnend und vollziehend, Israel verteidigend und beschützend, bei den Mohammedanern als einer der sieben Engel der Offenbarung, durch welche die Aufzeichnung der göttlichen Ratschlüsse mittels Inspirierung des Propheten bei Abfassung des Korans geschah.

Gabrieli, Andrea, Orgelspieler und Komponist, geboren um 1510 zu Venedig, ein Schüler des dort als Kapellmeister der Markuskirche wirkenden Niederländers Willaert, wurde um 1556 Organist an der zweiten Orgel der genannten Kirche, welches Amt er bis zu seinem Tod 1586 bekleidete. Seine zahlreichen Werke, meist Motetten, Messen, Psalmen etc., erschienen zu Venedig und Nürnberg im Druck. -

Sein Schüler und Neffe Giovanni G., geb. 1557 zu Venedig, durch seine Kompositionen bereits 1575 in weiten Kreisen bekannt geworden, wurde 1584 Organist an der ersten Orgel der Markuskirche in Venedig und starb 1612. Er gilt mit Recht als der bedeutendste Komponist der venezianischen Tonschule, welche auch auf Deutschland von großem Einfluß wurde, da unter vielen andern auch Hans Leo Hasler und Heinr. Schütz (der Vorläufer Seb. Bachs auf dem Gebiet des Passionsoratoriums), jener durch Andrea, dieser durch Giovanni G., ihre Ausbildung erhielten. Von seinen Arbeiten erschienen die ersten in einer 1575 zu Venedig herausgekommenen Sammlung, weitere in der 1587 daselbst von ihm veröffentlichten Sammlung von Gesängen seines Oheims. Sein Hauptwerk aber sind die "Symphoniae sacrae" (erschienen in zwei Teilen 1597 und 1615), merkwürdig noch dadurch, daß sie neben zahlreichen Gesängen auch einige Instrumentalsätze, vielleicht die älteste Orchestermusik, enthalten. Außerdem veröffentlichte er 1593-95 drei Sammlungen von Orgelstücken ("Intonazioni e ricercari"). Vgl. Winterfeld, Joh. G. und sein Zeitalter (Berl. 1834).

Gäbris, Alpengipfel, s. Säntis.

Gabrowo, Fabrik- und Handelsstadt in Bulgarien, an der Jantra und der Straße über den Schipkapaß nach Kasanlyk, 640 m ü. M., mit 3 Kirchen und (1881) 7845 Einw., darunter viele Messerschmiede, Drechsler, Schnurmacher, Töpfer und Schuhmacher.

Gabun (Gabon), franz. Besitzung im äquatorialen Westafrika (s. Karte "Guinea"), begrenzt im W. vom Atlantischen Ozean, im N. von der deutschen Kolonie Camerun durch den Campofluß geschieden, dem die Grenze bis 10° östl. L. v. Gr. und von da ab dessen Parallelgrad bis zum Schneidepunkt desselben mit dem 15.° östl. L. folgt, im O. vom Congostaat und dem Congostrom bis zum 15.° östl. L., dem die Grenze nordwärts bis zur Wasserscheide zwischen Congo und Kuilu folgt und auf dieser und am Tschiloango westwärts zum Meer verläuft, ein Areal von 450,000 qkm (8170 QM.). Dies große Gebiet, welches erst in neuester Zeit durch die Reisen von Du Chaillu, Walker, Lenz, Brazza, Comber, Grant Elliott u. a. einigermaßen bekannt wurde, hat eine ziemlich gleichmäßig verlaufende Meeresküste, welche nur durch die Ästuarien einiger Flüsse etwas Abwechselung erhält. An der äußersten nördlichen Grenze mündet die Angra, welche als Nundui von der Serra do Cristal herabströmt und später die Namen Otambuni und Muni führt, in die Coriscobai. Weiter südlich empfängt das Ästuarium von Munda, auch wohl fälschlich Mundafluß genannt, eine ganze Anzahl kleiner Flüsse. Das durch eine breite Landzunge von dem vorigen getrennte Ästuarium des Gabun, von welchem die Besitzung ihren Namen herleitet, dessen 16 km breite Einfahrt zwischen Kap Santa Clara und Pongara Point, also zwischen 0° 31' und 0° 21' und 9° 25' östl. L. v. Gr. liegt, hat auf seiner 65 km weit ins Land dringenden Länge eine Breite von 10-20 km und eine Tiefe von 5-20 m. Von W. her mündet der Como, von S. der Remboe. Der erstere ist in seinem breiten Unterlauf (Olombo m polo) für große Fahrzeuge bis zur Insel Ningeninge geeignet, dort befindet sich eine Anzahl von Hulks europäischer Kaufleute, später kann er nur mit Booten befahren werden. Größer als die genannte sind die Insel Bunde im Unterlauf des Flusses, im Gabun selber die Inseln Coniquet und Perroquet, an der Mündung des Remboe die Insel Irongombene. Das Nordufer des Gabun ist mäßig hoch, auf ihm liegen die europäischen Ansiedelungen, das Südufer ist niedrig und sumpfig. Der bei weitem größte Fluß des Gebiets ist aber der Ogowe, welcher unter 2° 40' südl. Br. und 14° 30' östl. L. v. Gr. auf der niedrigen Wasserscheide gegen den Congo entspringt und in großem Bogen nahe an den Äquator heranreicht und dann eine Anzahl ansehnlicher Flüsse aufnimmt, darunter von S. her den großen, 200-250 m breiten Ngunie. Der Ogowe ist dort selber 600 m breit und verbreitert sich, nachdem er den Abfluß des Sonengesees aufgenommen, zu 2500 m, enthält aber eine Menge Inseln und Sandbänke, verflacht sich und mündet, ein 180 km breites Delta mit dem vorspringenden Kap Lopez bildend, in drei Hauptarmen (Uango, der in die Lagune Fernand Vaz fällt, Mexias, Nazareth) nördlich vom 1.° südl. Br. in den Atlantischen Ozean. Für den Verkehr ist der Ogowe trotz seiner Wassermasse von geringem Nutzen, an seinem Oberlauf kann Franceville als Sammelplatz der Produkte des obern Congogebiets wichtig werden. Unbedeutend ist der Sette Kama mit einer Faktorei des Hauses Wörmann, nur an der Mündung bekannt ist der Nyanga, gleichfalls mit Faktoreien; viel bedeutender ist aber der Kuilu Niadi, dessen zahlreiche Zuflüsse ein großes Gebiet entwässern, dessen Schiffbarkeit aber schon nach kurzer Entfernung von seiner Mündung durch Fälle unterbrochen wird. An seinen Ufern und denen seiner Nebenflüsse legte die Internationale Gesellschaft eine ganze Reihe von Stationen an, so in seinem Mündungsgebiet Rudolfstadt, Grantville, Alexandraville, weiter aufwärts Stanley Niadi, Stephanieville, Philippeville u. a. Brazza hat 1883-^[BINDESTRICH!]