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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gagho; Gagliarda; Gagne; Gagneur; Gähnen; Gahnit

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Gagho - Gahnit.

tragen, was die Versammlung auch annahm, worauf G. die Wahl auf den Erzherzog Johann von Österreich lenkte. Indessen bemühte sich G. doch auf jede Weise für die Übertragung der deutschen Kaiserkrone an den König von Preußen, zu welchem Zweck er auch selbst in Berlin und Potsdam unterhandelte, und als er nach dem Sieg der Reaktion in Österreich und dem Rücktritt Schmerlings 16. Dez. an die Spitze des Reichsministeriums getreten war, stellte er den Antrag (Gagernscher Antrag) auf einen engern Bundesstaat unter Preußens Führung, zu welchem Österreich in ein bloßes Unionsverhältnis treten sollte. Zwar wurde dieser Antrag vom Parlament angenommen; allein die Verhältnisse gestalteten sich immer hoffnungsloser, und als 21. März 1849 Welckers Antrag, die Verfassung im ganzen anzunehmen etc., verworfen wurde, nahm G. mit dem gesamten Reichsministerium seine Entlassung, behielt jedoch die interimistische Leitung der Geschäfte. Die Nichtannahme der Kaiserkrone von seiten des Königs von Preußen trug noch mehr zur Erschütterung seiner Stellung bei, und als der Reichsverweser eine schroffe Stellung zum Parlament und speziell zu der Partei Gagerns einnahm, schied dieser 20. Mai 1849 aus der Nationalversammlung aus und suchte fortan als Mitglied der Gothaer Partei für das Zustandekommen der preußischen Union zu wirken. Auf dem Unionstag zu Erfurt gehörte er zu den Leitern der hier vertretenen bundesstaatlichen Partei, welche auch die Annahme des Dreikönigsentwurfs durchsetzte. Als jedoch der Umschwung in der Politik Preußens die Unionshoffnungen begrub, zog sich G. auf sein Landgut zurück, ging aber nach der Schlacht bei Idstedt nach Holstein, um den Herzogtümern seine Dienste zu weihen, und machte als Major den Rest des unglücklichen Feldzugs mit. Nach dem Ende des Kriegs kehrte er auf sein Gut Monsheim zurück, das er nach dem Tod seines Vaters 1852 verkaufte, um mit seiner Familie nach Heidelberg überzusiedeln. Seit 1859 wendete er sich von Preußen ab, das er beschuldigte, während des Kriegs in Italien seine Pflicht gegen Österreich nicht erfüllt zu haben, und trat seit 1862 offen auf die Seite Österreichs und der Großdeutschen über und ließ seine Kinder katholisch erziehen. Im Januar 1864 begab er sich als diplomatischer Vertreter des Großherzogtums Hessen nach Wien, wurde, nachdem dieser Posten eingegangen war, 1872 pensioniert und kehrte nach Darmstadt zurück, wo er 22. Mai 1880 starb. - Sein ältester Sohn, Freiherr Friedrich Balduin von G., geb. 9. Juni 1842, ist ultramontanes Mitglied des Reichstags.

4) Maximilian, Freiherr von, jüngster Bruder der vorigen, geb. 26. März 1810 zu Weilburg, studierte in Heidelberg, Utrecht und Göttingen und stand 1829-33 in niederländischen Staats- und Kriegsdiensten. Nach Deutschland zurückgekehrt, habilitierte er sich in Bonn als Privatdozent, um über historisch-politische Gegenstände zu lesen, trat dann aber in den nassauischen Staatsdienst. Als die Bewegung von 1848 ausbrach, trat er als einer der Vertrauensmänner, welche die sogen. Siebzehner-Verfassung ausarbeiteten, von einem nassauischen Bezirk gewählt, in die Nationalversammlung ein, wo er sich der Partei seines Bruders Heinrich anschloß. Bei der Bildung des ersten Reichsministeriums wurde er Unterstaatssekretär im Departement des Auswärtigen und ward in dieser Eigenschaft nach Schleswig-Holstein gesandt, um dort die deutschen Interessen bei dem Abschluß des (Malmöer) Waffenstillstandes zu wahren. Nach Auflösung des Parlaments nahm G. an der Versammlung in Gotha teil und ward 1850 auf den Unionsreichstag in Erfurt gewählt. Nach dem Scheitern der Union zog er sich von dem politischen Leben zurück. Bald nachher trat er zum Katholizismus über und wirkte in amtlicher Thätigkeit in Nassau für die neue Zentralorganisation des katholischen Schulwesens; 1854 wurde er nach Wien berufen und hier 1855 zum Hof- und Ministerialrat und Leiter des handelspolitischen Departements im Ministerium des Auswärtigen ernannt, als welcher er im großdeutschen, antipreußischen und klerikalen Sinn thätig war. 1874 aus dem Staatsdienst ausgeschieden, ward er 1881 zum Mitglied des Herrenhauses ernannt.

Gagho (Gogo, Garho), Stadt in Westafrika, am Niger, ehedem Hauptstadt des Sonrhayreichs, jetzt ganz verfallen, aus etwa 300 Hütten bestehend, über die der schwerfällige Turm einer großen Moschee emporragt. Schon im 10. Jahrh. als Handelsplatz genannt, blieb G. sechs Jahrhunderte hindurch der blühendste Ort des Sudân.

Gagliarda (spr. galjárda), Tanz, s. Gaillarde.

Gagne (franz., spr. gannje), gewonnen; Gagneur (spr. gannjör), Gewinner.

Gagneur (spr. gannjör), Louise, franz. Schrifstellerin ^[richtig: Schriftstellerin], geb. 1832 zu Domblans (Jura), wurde zum Teil im Kloster erzogen und veröffentlichte im Alter von 18 Jahren eine Broschüre über Arbeiterassociationen, welche die Aufmerksamkeit ihres Landsmannes, des Abgeordneten Wladimir G., erregte und ihn bestimmte, um ihre Hand zu bitten. Durch ihren Gemahl in ihren litterarischen und philosophischen Beschäftigungen ermutigt, veröffentlichte sie nun (anfangs in der "Presse") eine Reihe von Romanen meist mit antiklerikalen und sozialistischen Tendenzen, die ihr einen bedeutenden Ruf verschafften. Wir nennen: "Une expiation" (1859); "Une femme hors ligne" (1861); "Un drame électoral" (1863); "La croisade noire" (1864), wohl ihr bekanntestes Werk; "Le calvaire des femmes" (1867), dem sich "Les réprouvées" (1867) ergänzend anschließt; "Les forçats du mariage" (1869); "Chair à canon" (1872); "Les crimes de l'amour" (1874); "Les droits du mari" (1876), welch letzteres Werk unter der Regierung vom 16. Mai nicht öffentlich verkauft werden durfte; "Les vierges russes" (1879).

Gähnen, krampfhafte Affektion der Gesichtsmuskeln, mit Abziehung des Unterkiefers, weiter Öffnung des Mundes, tiefer Einatmung und darauf folgender Ausatmung. Außer den Atemnerven ist dabei der Nervus facialis mit seinen Gesichtsästen und dem zum Musculus biventer maxillae gehenden Zweig affiziert. Ermüdung des Nervensystems, Hunger, Krankheit (Wechselfieber, Migräne, das Herannahen einer Ohnmacht oder eines Krampfanfalles), aber auch eine gewisse Ideenassociation beim Anblick eines Gähnenden, oder wenn vom G. gesprochen wird, rufen G. hervor. Bei Blutarmut, Nervenschwäche, Hysterie, Gehirnkrankheiten etc. kommen Gähnkrämpfe vor, welche aus vielen rasch aufeinander folgenden Gähnakten bestehen.

Gahnit (Automolit), Mineral aus der Ordnung der Anhydride, findet sich in tesseralen Kristallen einzeln eingewachsen, ist dunkel lauchgrün oder blau, mit Fettglanz, Härte 8, spez. Gew. 4,33-4,35, besteht aus Zinkaluminat ZnAl2O4^[ZnAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub>] mit 44 Proz. Zinkoxyd, enthält aber stets auch etwas Eisen, Mangan und Kieselsäure, findet sich bei Querbach in Schlesien, Falun in Schweden, Franklin in New Jersey, Haddam in Connecticut, Canton Mine in Georgia und in dem diamantführenden Sand Brasiliens. G. bildet sich