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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gahrs; Gaia; Gaiacholz; Gaikawar; Gail; Gaildorf; Gailen; Gailenreuth; Gailhabaud; Gaillac; Gaillard

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Gahrs - Gaillard.

in der Thonmasse der bei der Zinkgewinnung benutzten Muffeln in unzähligen mikroskopischen Kristallen.

Gahrs, Gewicht, s. Garce.

Gaia (Villa nova de G.), Stadt in der portug. Provinz Entre Douro e Minho, Distrikt Oporto, auf einem Hügel am linken Ufer des Douro und an der Eisenbahn Lissabon-Oporto gelegen, Stapelplatz für die Douroweine, mit (1878) 9126 Einw., welche Töpferwaren, Glas, Seife und Gewebe fabrizieren.

Gaiacholz, s. Dipteryx.

Gaikawar (Guicowar, Gäkwar), Titel des Fürsten von Baroda (s. d.) im westlichen Indien.

Gail, Fluß im österreich. Herzogtum Kärnten, entspringt in den Karnischen Alpen, südlich vom Pusterthal in Tirol, durchfließt ein von W. nach O. gerichtetes Längenthal der Alpen (im obern Teil Lessach-, im untern Gailthal genannt) und mündet, nachdem er sich durch die Bergstürze des Dobratsch Bahn gebrochen, 130 km lang, unterhalb Villach in die Drau. Hauptort des Gailthals ist Hermagor, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, mit (1880) 686 Einw. Nach der G. sind die zwischen diesem Flußthal und dem Drauthal gelegenen Gailthaler Alpen ^[richtig: Alpen] (mit dem Reißkofel, 2361 m, und dem Dobratsch, 2167 m) benannt.

Gail (spr. gaj), 1) Jean Baptiste, franz. Philolog, geb. 4. Juli 1755 zu Paris, war Repetitor am Collège Harcourt, wurde 1791 außerordentlicher, 1792 ordentlicher Professor der griechischen Litteratur am Collège de France, 1809 Mitglied des Instituts, 1815 Konservator der Manuskripte an der königlichen Bibliothek und starb 5. Febr. 1829. Trotz der mit Recht ihm vorgeworfenen Ungründlichkeit seiner zahlreichen Schriften hat er für die Förderung der griechischen Studien in Frankreich viel beigetragen. Außer einer Anzahl von Ausgaben und Übersetzungen, meist mit Noten, wie des Theokrit (Par. 1792), Anakreon (1793), Xenophon (1797-1815, 7 Bde.), Homer (1801, 7 Bde.), Thukydides (1807, 5 Bde.), Herodot (1820, 2 Bde.), sind besonders zu erwähnen: das allerdings ziemlich wirre Sammelwerk "Le philologue, ou recherches historiques, géographiques, militaires, etc." (1814-28, 24 Bde.) und die "Géographie d'Hérodote, etc." (1823, 2 Bde.). Vgl. Dacier in den "Mémoires de l'académie d'inscriptions", Bd. 9. - Seine Gattin Edme Sophie, geborne Garre, geb. 1776 zu Melun, gest. 1819 in Paris, hinterließ mehrere Kompositionen, z. B. die Opern: "Les deux jaloux" und "La sérénade", Notturnos etc.

2) Jean François, ebenfalls Philolog, Sohn des vorigen, geb. 28. Okt. 1795, lehrte seit 1819 als Professor an der Kriegsschule zu St.-Cyr und starb 22. April 1845. Er hat sich durch eine geschätzte Arbeit über den Bacchuskultus (Par. 1821) und durch Herausgabe der "Geographi graeci minores" (1826-1831, 3 Bde.) bekannt gemacht.

Gail, Wilhelm, Maler, geb. 7. März 1804 zu München, bildete sich auf der Akademie daselbst zum Landschafts- und Architekturmaler und ward 1822 ein Schüler von P. Heß. Von 1825 bis 1827 bereiste er Italien, ging 1830 nach Paris und in die Normandie, 1831 nach Venedig und 1832 nach Spanien, worauf er sich in München niederließ. Die Früchte seiner Reisen in Italien waren 13 Blätter zu Baron Malzens "Monuments romains dans les états de Sardaigne", 12 Blätter Volksszenen und 30 Blätter "Erinnerungen an Florenz, Rom und Neapel" (1827). Mehrere seiner Zeichnungen führte er in Öl aus, unter andern eine Ansicht des Löwenhofs in der Alhambra zu Granada, das Sanktuarium der Moschee von Cordova, die Ruine des Klosters San Juan de los Reyes in Toledo. Seine Studien in Spanien verwertete G. auch in 30 lithographierten Blättern "Erinnerungen aus Spanien". Andre Werke Gails sind: Saal im Dogenpalast und San Lazzaro zu Venedig, in der Neuen Pinakothek zu München; Inneres eines Klosterhofs, in der Kunsthalle zu Karlsruhe.

Gaildorf, Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, 330 m ü. M., am Kocher und an der Murrthalbahn, hat ein Amtsgericht, eine schöne, neue gotische Kirche, 2 Schlösser, eine Latein- und Realschule, ein Vitriolwerk, Holzwarenmanufaktur, großen Holzhandel und (1885) 1635 meist evang. Einwohner. G. erhielt 1404 Stadtrechte und gehört gegenwärtig zur Hälfte den Grafen von Pückler-Limpurg, zu einem Viertel den Grafen von Bentinck-Waldeck und einem Viertel der Krone Württemberg.

Gailen (Geschröt), der Hodensack der Raubtiere.

Gailenreuth (Burggailenreuth), Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Ebermannstadt, an der Wiesent, mit einem schönen Schloß des Freiherrn von Horneck, einer berühmten Höhle (mit Knochen vorweltlicher Tiere) und 193 Einw. Vgl. Muggendorf.

Gailhabaud (spr. gälaboh), Jules, franz. Archäolog, geb. 29. Aug. 1810 zu Lille aus einer Kaufmannsfamilie, war anfangs selbst Kaufmann und ließ sich 1834 in Paris nieder. Hier entsagte er nach einigen Jahren dem Handelsstand, um sich ganz seiner Neigung zu archäologischen und kunsthistorischen Studien zu überlassen, und begann die Herausgabe seines großen Werkes "Monuments anciens et modernes" (1839-50, 4 Bde. mit 400 Tafeln), das eine Geschichte der Architektur in bildlichen Darstellungen mit Beschreibung bietet und von Lohde unter dem Titel: "Denkmäler der Baukunst" (Hamb. 1842-1852) auch in deutscher Bearbeitung herausgegeben wurde. Dem Werk schlossen sich an: "L'architecture du V. au XVII. siècle" (1850-59, 4 Bde.; deutsch, Leipz. 1856-66) und "L'art dans ses diverses branches" (1862-65, 72 Tafeln). G. gründete auch die "Revue archéologique" und die "Bibliothèque archéologique". Seine reichen Kunstsammlungen, welche er der Stadt Paris vermacht hatte, gingen beim Brande des Stadthauses im Mai 1871 zu Grunde.

Gaillac (spr. gajack), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Tarn, am schiffbaren Tarn und der Orléansbahn, mit der romanischen ehemaligen Abteikirche St.-Michel (12. Jahrh.), einem Gerichtshof, Collège und (1881) 6534 Einw., die sehr geschätzten roten und weißen Wein bauen, Faßbinderei, Spinnerei und bedeutenden Handel mit Klee, Koriander, Pflaumen und Wein treiben.

Gaillard (spr. gajar), Claude Ferdinand, franz. Maler und Kupferstecher, geb. 5. Jan 1834, trat in die École des beaux-arts, arbeitete unter Cogniets Leitung und trug 1856 in der Kupferstecherkunst den Preis für Rom davon, wo er sich bis 1866 aufhielt. Als Kupferstecher hat er eine treffliche, charakteristische Zeichnung und eine feine, in den Geist des Originals eingehende Technik. Zu seinen Hauptblättern gehören: Horace Vernet nach einer Zeichnung von Delaroche, die Vierge au donateur nach Giovanni Bellini (1866), die Reiterstatue des Gattamelata von Donatello in Padua, der Condottiere nach Antonello da Messina, Venus und Merkur nach Thorwaldsen (1867), der Mann mit der Nelke nach Jan van Eyck (Museum in Berlin), die Madonna aus dem Haus Orléans nach Raffael (1869), die Madonna