Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gállego; Gallegos; Gallein; Gallen

854

Gallego - Gallen.

schrieb noch: "Grundzüge der schlesischen Klimatologie" (Bresl. 1857); "Mitteilungen der Breslauer Sternwarte" (das. 1879). 1875 publizierte er die Resultate seiner 1873 zur Ausführung gebrachten Methode zur Bestimmung der Sonnenparallaxe aus korrespondierenden Beobachtungen der kleinen Planeten auf der nördlichen und südlichen Halbkugel der Erde.

Gállego, Fluß in Spanien, entspringt am Südabhang der Pyrenäen in der Provinz Huesca und mündet nach einem Laufe von 215 km, der Stadt Saragossa gegenüber, links in den Ebro.

Gallego, Don Juan Nicasio, span. Dichter, geb. 14. Dez. 1777 zu Zamora, studierte in Salamanca, wurde 1800 zum Priester geweiht und begab sich nach Madrid, wo er 1805 Hofkaplan und geistlicher Direktor des Pageninstituts wurde. Einen Namen erwarb er sich durch seine Ode auf die heldenmütige Verteidigung von Buenos Ayres gegen die Engländer (1807) und durch seine "Elegia al Dos de Mayo" (1808), in welcher er den Volksaufstand vom 2. Mai 1808 gegen die Franzosen verherrlichte. Beim zweiten Einzug der Franzosen im Dezember 1808 flüchtete er mit der legitimen Regierung, nahm nach seiner Rückkehr als Deputierter drei Jahre lang an den Arbeiten der Cortes von Cadiz teil, ward aber nach der ersten Restauration nach 18monatlicher Einkerkerung in ein Kartäuserkloster Andalusiens verwiesen, während welcher Zeit er mehrere treffliche Elegien dichtete. Durch die Revolution von 1820 befreit, ward er zum Kanonikus der Metropolitankirche von Sevilla ernannt, sah sich aber durch die Reaktion von 1823 abermaligen Verfolgungen ausgesetzt. Später ward er Mitglied der General-Studiendirektion und königlicher Rat in Madrid sowie beständiger Sekretär der königlichen Akademie. Er starb 9. Jan. 1853 in Madrid. Seine Gedichte, bestehend in Elegien, Oden, Episteln, Sonetten etc. und meist von klassischer Richtung, wurden von der spanischen Akademie (1856) herausgegeben (auch abgedruckt in Ribadeneyras "Biblioteca de autores españoles", Bd. 67).

Gallegos (span.), die Bewohner von Galicien (s. d.).

Gallein, s. Phthalsäure.

Gallen, Ausdehnungen und Verdickungen der Gelenkkapseln oder Sehnenscheiden oder Schleimbeutel an den Gliedmaßen der Tiere, namentlich der Pferde, infolge übermäßiger Absonderung und Ansammlung von Gelenk-, resp. Sehnenscheidenflüssigkeit. Die G. bilden mehr oder minder große, rundliche oder länglich-runde Geschwülste, die an den Gelenken (Gelenkgallen) oder an den Sehnen (Sehnen- oder Flußgallen) sitzen, gewöhnlich weich, elastisch und unschmerzhaft sind und den Gebrauch der Tiere nicht stören, in manchen Fällen aber mehr oder minder hart und warm sich anfühlen, auf Druck schmerzhaft sind und zum Lahmgehen Veranlassung geben. Oft können die G. durch Druck verkleinert werden, indem die Flüssigkeit nach der Gelenkhöhle etc. ausweicht, und wenn die G. beiderseits am Gelenk oder an der Sehne hervorgetreten sind (durchgehende G.), so wölbt sich beim Drücken gegen die eine Seite die Geschwulst an der andern Seite stärker hervor. Am häufigsten sind die G. bei Pferden an den Sprunggelenken und an den Sehnen über und hinter den Fesselgelenken. Eine besondere Anlage zu G. haben junge Pferde von schlaffer Konstitution; die veranlassende Ursache ist meistens starke Anstrengung. Bei längerer Ruhe findet gewöhnlich eine Verkleinerung, bei neuer Anstrengung wieder eine Vergrößerung statt; in seltenen Fällen tritt Naturheilung ein, die durch festes Bandagieren nach der Arbeit befördert werden kann. Veraltete G. können nur durch Operation (Abzapfen der Flüssigkeit und Injektion von verdünnter Jodtinktur) geheilt werden. Sonst gewähren die Einreibungen scharfer Medikamente und die Applikation des Glüheisens die meisten Vorteile.

Gallen (Cecidien), pathologische, an Pflanzen durch Schmarotzer hervorgerufene lokale Gewebeneubildungen, welche den in ihnen sich aufhaltenden Parasiten Nahrung gewähren. Durch die dauernde oder zeitweilige Anwesenheit von letztern unterscheiden sie sich von ähnlichen, durch Verwundung oder andre Ursachen an Pflanzen hervorgebrachten krankhaften Bildungsabweichungen. Durch einen von dem tierischen oder pflanzlichen Schmarotzer ausgehenden Reiz wird das Gewebe an der infizierten Stelle zu abnormer Zellteilung angeregt, welche schließlich zu einer mehr oder weniger scharf begrenzten Umgestaltung des betreffenden Pflanzenteils führt. G. können sich demnach nur an jugendlichen, noch in Entwickelung begriffenen Pflanzenteilen, wie in zarten Knospen, an jugendlichen Wurzeln, Stengeln und Blättern, nicht an völlig ausgewachsenen, teilungsunfähigen Organen bilden. Von Pflanzen rufen einige Schmarotzerpilze, z. B. die Synchitrien, mannigfache Gallenbildungen (Mykocecidien) hervor. Unter den gallenbildenden Tieren liefern die Insekten das größte Kontingent und zwar vor allen die Gallwespen (Cynipiden), manche Blattwespen, von Dipteren besonders die Gallmücken (Cecidomyiden) und einige andre, von Halbflüglern die Blattläuse (Aphiden) und Springläuse (Psylloden) ferner einige Rüsselkäfer und Schmetterlingslarven. Von Arachniden sind sämtliche Gallmilben (Phytoptus) Gallenbildner, endlich kennt man auch einige Fadenwürmer (Nematoden), Milben und ein Rädertier als Erzeuger von Cecidien. Nach ihren Erzeugern pflegt man die letztern als Akarocecidien, Dipterocecidien, Nematocecidien, Phytoptocecidien etc. zu bezeichnen. Nach ihrem Auftreten an verschiedenen Pflanzenteilen unterscheidet man Wurzel-, Stengel-, Blatt-, Knospen-, Fruchtgallen etc. oder besser nach dem morphologischen Ort ihrer Entstehung gipfelständige und seitenständige G. (Akro- und Pleurocecidien). Der äußere Habitus der G. ist ein sehr wechselnder. Bald treten sie nur als unbestimmt begrenzte Deformationen eines Pflanzenteils auf, bald stellen sie eine rings geschlossene, im innern Pflanzengewebe entstehende Neubildung dar, wie bei den Galläpfeln. Von der Deformation kann entweder nur ein einzelnes Organ: die Wurzel, der Stengel, das Blatt, der Fruchtknoten etc., oder ein zusammengesetztes Organ, wie eine Knospe, eine Triebspitze, ein Blütenstand, eine Blüte etc., betroffen werden. Die Deformationen einfacher Organe bestehen z. B. in Haarfilzwucherungen (bei den sogen. Erineum-Bildungen), in Anschwellungen der jungen Wurzelspitze bei den durch die Reblaus (s. d.) erzeugten G., in knollenförmigen Stengelanschwellungen, in Verkrümmungen und Gestaltveränderung der Blattfläche, in spiralig gedrehten Verdickungen oder beutelförmigen Aussackungen der Blattfläche, in Formveränderung des Fruchtknotens, wie bei den als Gicht- oder Radenkörnern bekannten schwarzbraunen G. der zu den Fadenwürmern gehörigen Anguillula tritici Roffr. Die Verunstaltungen zusammengesetzter Organe zeigen sich z. B. in Knospenanschwellungen, die durch Vermehrung und Vergrößerung der Knospenschuppen oder durch hochgradige Verzweigung der verkürzt bleibenden Knospenachse zu stande kommen, oder es deformiert sich ein ganzer auswachsender Sproß. Von Triebspitzendeformationen sind unter andern die