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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gangbares Zeug; Gangbau; Gang des Ofens; Ganges

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Gangbares Zeug - Ganges.

Beine rechnet. In Trab oder Trott folgen sich die Fußpaare zwar auch in diagonaler Richtung, aber schneller, und es sind nur zwei Hufschläge hörbar. Der Körper wird in dieser Gangart entweder von einem und von zwei Füßen gestützt, oder er schwebt ganz frei in der Luft, wie dieses die Muzbridgeschen Augenblicksbilder sehr instruktiv nachweisen. Die mit allen vier Füßen durchmessene Raumlänge schwankt zwischen 2,20 und 3,30 m. Der Galopp (Gählauf, d. h. rascher Lauf) ist eine rasche, aus einer Kette von Sprüngen zusammengesetzte Bewegung. Je nachdem der rechte oder der linke Vorderfuß der am weitesten vorgreifende ist, unterscheidet man Galopp rechts und links. Im gewöhnlichen Galopp unterscheidet man drei Hufschläge, und es bewegen sich die Beine z. B. im Galopp rechts in folgender Reihe: zuerst verläßt der rechte Vorderfuß den Boden, ihm folgt der linke Vorderfuß mit dem rechten Hinterfuß und zuletzt der linke Hinterfuß; beim Niedersetzen erreicht der linke Hinterfuß zuerst wieder den Boden, ihm folgt der rechte Hinterfuß gleichzeitig mit dem linken Vorderfuß, und den Beschluß macht der rechte Vorderfuß. Im langsamen Schulgalopp hört man vier Hufschläge. Die Weite der einzelnen Sprünge ist äußerst verschieden. Die Karriere besteht aus fortgesetzten raschen und weiten Sprüngen und läßt zwei Hufschläge von den zusammen aufschlagenden Vorder- und Hinterbeinen wahrnehmen. Die Weite der einzelnen Sprünge variiert zwischen 3,60 und 7 m. Werden die einzelnen Gangarten nicht mit der beschriebenen Reihenfolge der Füße ausgeführt, so nennt man sie unregelmäßige. Zu diesen unregelmäßigen Gangarten gehören: der Paß, ein Schritt, bei welchem die Beine nicht diagonal, sondern gleichseitig vorwärts geschoben werden, wodurch eine schaukelnde Bewegung entsteht. Fliegender Paß oder Dreischlag ist eine übereilte Trabbewegung, mit halben Galoppsprüngen untermischt. Der Galopp heißt falsch, wenn beim Reiten im Zirkel nicht die innere Pferdehälfte die vorgreifende ist; übers Kreuz aber, wenn die Vorhand rechts, die Hinterhand links galoppiert oder umgekehrt.

Gangbares Zeug, s. Vorgelege.

Gangbau (Ganggräber, Ganggrifter, skandinavische), s. Gräber, prähistorische.

Gang des Ofens, das Schmelzverhalten der Massen in einem hüttenmännischen Apparat (Hochofen, Kupolofen, Frischfeuer etc.), und zwar redet man von Gargang, wenn bei der richtigen Temperatur, bei dem entsprechend niedrigsten Aufwand an Brennmaterial und dem geringsten Verlust das Metall von solcher Beschaffenheit erfolgt, wie es erwünscht ist; im Gegenteil hierzu nennt man den G. abnorm oder roh. Je nach der herrschenden Temperatur hat man einen kalten und hitzigen, bei Mangel an Schlacken einen dürren oder trocknen Ofengang u. a.

Ganges (spr. gangsch), Stadt im franz. Departement Hérault, Arrondissement Montpellier, links am Hérault und an einem Zweig der Mittelmeerbahn, mit Schloßruinen, reformierter Kirche, (1876) 4345 Einw., Seidenspinnerei, Fabrikation von Seidenstrümpfen und Handschuhen.

Ganges (im Sanskrit Gangâ), der Hauptstrom Britisch-Indiens, ist seiner Länge nach (2500 km) der dritte (nach Indus und Brahmaputra), seinem 1 Mill. qkm (18,400 QM.) großen Flußgebiet nach aber der bedeutendste Strom des Kaiserreichs. Seine Wassermenge ist in seinem Delta etwa 25mal größer als jene des Po, der unter den europäischen Flüssen sonst die meiste Ähnlichkeit mit dem G. hat. Der G. fließt unter 30° 56' nördl. Br. und 79° 6' östl. L. v. Gr. in 4205 m Höhe oberhalb Gangotri aus einer Eishöhle aus; er empfängt den Bhagirathi und Alakananda, welche zahlreiche Gletscher- und Gebirgsströme aufnehmen, tritt bei Hardwar in 403 m Meereshöhe in das Tiefland Hindostans ein, wird hier schiffbar und der Landwirtschaft durch Verteilung seiner Wasser in Kanälen dienstbar. Der Lauf des Stroms bleibt dann anfangs nach S. gerichtet, wendet sich vor Radschghat nach SO. und empfängt, 1075 km von seinem Ursprung entfernt, seinen mächtigsten Zufluß, die Dschamna, die ihn von seinem Quellgebiet an westlich und südlich gleichlaufend begleitet und mit ihm das Doab (s. d.) oder Zweistromland bildet. Beide Ströme sind beim Zusammenstoß an Wasserfülle gleich, aber das kristallklare Wasser der Dschamna verliert sich in dem gelben des G. Das Gefälle beträgt von Hardwar bis Allahabad 81,5 m oder 0,22 m pro Kilometer, von Allahabad bis Kalkutta 0,05 m pro Kilometer. Von Allahabad an verfolgt der Strom, anfangs unter großen Windungen, östliche Hauptrichtung, berührt Benares, wo er in der trocknen Jahreszeit 426 m breit ist und eine Tiefe von 7½ m hat (in der Regenzeit das Doppelte) und in der Sekunde eine Wassermasse von 589 cbm entladet, und empfängt neben kleinern Zuflüssen (Tonsi, Gumti, Karmanasa) bei Mangi links die mächtige, der Dschamna an Größe vergleichbare Gagra, während ihm von S. her nur der Schon zufließt. Vom Himalaja strömen ihm der ansehnliche Gandak (bei Hadschipur, Patna gegenüber) und der Kofi (unterhalb Bhagalpur) zu. Die Breite des Stroms ist hierauf mehr als 1500 m angewachsen, die Wassermenge bei Radschmahal beträgt im Maximum 50,400 cbm, sein Bett aber ist so flach, daß seine Tiefe nach der Umlenkung nach SO. unterhalb Sahibgandsch nur 1,5, ja stellenweise kaum ½ m beträgt. Mit der Umlenkung gegen SO. tritt der Strom in die Tiefebene von Bengalen ein und beginnt, sich zu verzweigen. Die Hauptmasse des Flusses behält als Padda (Padma) oder G. Südostrichtung und vereinigt sich bei Goalanda mit dem Brahmaputra, von hier an Megna genannt. Für den Handel ist die bedeutendste der zahlreichen Verzweigungen die Bhagirathi, die nach Vereinigung mit der Dschalangi den Namen Hugli führt, 160 km landeinwärts für Seeschiffe fahrbar bleibt und, an Kalkutta vorbei, bei der Sangorinsel mit breiter Mündung in das Meer fällt. Die Werder des eigentlichen Mündungslandes sind die Sunderbands, die sich zwischen Hugli im W. und Megnaim O. 265 km in die Länge, 130 km in die Breite erstrecken, bestehend aus einem wunderbaren Labyrinth von Schlamm und Sandinseln, gebildet durch die zahllosen Stromadern und Rinnsale, in die sich die zahlreichen Abflüsse von Padda und Megna verteilen; einst durchaus von Unterholz auf sumpfigem Grund bestanden, ist jetzt mehr als 1/7 der ganzen Niederung in Ackerland verwandelt.

Die außerordentlich große Menge von Schlamm und erdigen Bestandteilen, welche der G. mit sich führt, ist in historischer Zeit in der bengalischen Niederung abgelagert und bewirkte ihre hohe Fruchtbarkeit; die Bevölkerung wohnt hier stellenweise dichter als in irgend einem andern Teil der Erde (vgl. Markham, Memoir on the Indian surveys, Lond. 1871). Um 3000 v. Chr. war kaum die Gegend am mittlern G. bewohnbar gewesen. Die Auffüllung und Erhöhung des Delta dauert noch fort; ständig sind im mittlern und besonders im Unterlauf die Veränderungen im Flußbett. Während der Regenzeit werden