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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gangfisch; Ganghofer; Gangi; Gangkofen; Ganglbauer

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Gangfisch - Ganglbauer.

große Strecken der Niederung überschwemmt; jährlich werden 180 Mill. cbm feste Bestandteile abgelagert, die dadurch bewirkte Färbung des Meers reicht bis 100 km von der Küste. Der G. ist reich an Fischen, Schildkröten und einer besondern Art großer Krokodile. -

In dem Naturdienst der Inder nimmt das Wasser des G. als reinigend und sühnend eine hohe Stelle ein; schon in der alten Überlieferung gilt der G., die Gangâ, als besonders heilig. In der indischen Mythologie ist der G. der Strom der Götter. Noch heute ist er das Ziel zahlreicher Pilger, die durch Baden in seinen Fluten sich von ihren Sünden zu reinigen suchen. Der Versand von Gangeswasser bildet einen sehr einträglichen Handel der Brahmanen. Früher warfen die Hindu ganz allgemein ihre Toten in den G.; seit dem die englische Regierung ein strenges Verbot gegen diese Unsitte erlassen hat, geschieht dies nur noch mit der Asche der freilich oft sehr unvollständig verbrannten Leichen.

Die Uferlandschaften des G. sind mit einer üppigen subtropischen Vegetation bedeckt; von den wertvollsten Getreidearten (Reis, Weizen, Gerste) und den wichtigsten Handelsgewächsen (Opium, Indigo, Baumwolle, Jute etc.) werden reiche Ernten erzielt. Von jeher war es Aufgabe der indischen Bodenkultur, durch Kanäle den Segen der Ströme zu verbreiten; in Hindostan begnügte sich aber der Inder jahrhundertelang mit dem Graben von Brunnen. Erst die Engländer gingen daran, durch ein Riesenwerk, den Gangeskanal, das in dürren Jahren Hungersnot leidende Doab zu bewässern. Nach kleinern unbefriedigenden Versuchen schritt man 1848 zur Ausführung, und Sir Proby Cautley (vgl. dessen "Reports on the G. work", Lond. 1860) gebührt das Verdienst, diese Kanalbauten, die insbesondere im Solanithal einen 3½ km langen Viadukt erforderten, vollendet zu haben. Der Kanal nimmt unter 26° 30½' nördl. Br. und 78° 13' östl. L. v. Gr. bei Hardwar seinen Anfang und endet unter 29° 57' nördl. Br. und 80° 21' östl. L. bei Khanpur; von seinen zwei Hauptzweigen, dem Fatigarh- und Etawahkanal, mündet letzterer in die Dschamna. Diese Kanäle sind schiffbar; wegen der vielen Nebenkanäle und der starken Ableitung behufs der Bewässerung reicht aber das Wasser nicht mehr hin, alle Zweige ständig anzulassen; in der heißen Jahreszeit füllt man sie nur eine Woche um die andre. Abhilfe soll der Untere Gangeskanal schaffen, dessen Eröffnung im Juni 1878 erfolgte. Der G. ist bei Narora (27° 47' nördl. Br., 78° 18' östl. L. v. Gr.) angestochen und sein Wasser dem Hauptkanal zugeführt, letzterer zugleich bis Allahabad verlängert. Die schiffbaren Kanäle haben eine Länge von 893 km, die ganze Anlage kostete 36 Mill. Mk. Der Schiffahrt stellen im Flußbett Untiefen und Schlammablagerungen mannigfache Hindernisse entgegen; Boote fahren bis Sukhatal, 480 km oberhalb Khanpur. Getreide und Landesprodukte bilden die Hauptfracht; die europäischen Waren gehen auf der Bahn landeinwärts. Bei der Zählstelle von Sahibgandsch (an der Grenze von Bihar und Bengalen) passierten 1878 (neue Zählung erfolgt 1886) 43,020 Schiffe, darunter einige Dutzend Dampfer. S. Karte "Ostindien".

Gangfisch, s. Renke.

Ganghofer, 1) August, Forstmann, geb. 27. April 1827 zu Bayerdießen am Ammersee, studierte in Aschaffenburg Forstwissenschaft und in München Staatswissenschaften, war 1860-73 als Oberförster in Welden, bis 1875 als Kreisforstmeister in Würzburg in der Verwaltung thätig und wurde 1875 in das bayrische Finanzministerium als Vorstand des Büreaus für forstliches Versuchswesen und forstliche Statistik berufen, bald darauf zum vortragenden Rat ernannt und namentlich mit der Vertretung der die Forstverwaltung betreffenden Regierungsvorlagen den Kammern betraut. 1880 wurde er zum Oberforstrat, 1882 zum Ministerialrat und technischen Chef der bayrischen Forstverwaltung ernannt. Er schrieb: "Der praktische Holzrechner" (3. Aufl., Augsb. 1883; auch wiederholt in kleinerer Ausgabe); "Denkschrift über den forstlichen Unterricht in Bayern" (Münch. 1877); "Das forstliche Versuchswesen" (Augsburg 1877 ff.); "Das Forstgesetz für das Königreich Bayern in einer Textierung vom Jahr 1879 nebst Vollzugsvorschriften" (das. 1880).

2) Ludwig, Dichter und Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 7. Juli 1855 zu Kaufbeuren, versuchte sich nach absolvierten Gymnasialstudien erst in der Maschinentechnik, betrieb dann in Würzburg, München und Berlin philosophische, naturwissenschaftliche und philologische Studien und widmete sich, nach dem er 1879 in Leipzig promoviert hatte, ausschließlich litterarischer Thätigkeit, indem er abwechselnd in München, Wien (wo er als Dramaturg des Ringtheaters fungierte) und im bayrischen Hochland lebte. An poetischen Werken veröffentlichte G. die beiden Gedichtsammlungen: "Vom Stamme Asra" (Brem. 1879; 2. vermehrte Auflage u. d. T.: "Bunte Zeit", Stuttg. 1883) und "Heimkehr" (das. 1883), die Novellen "Aus Heimat und Fremde" (das. 1880) und die Hochlandsgeschichten: "Der Jäger von Fall" (das. 1882), "Bergluft" (das. 1883) und "Almer und Jägerleut" (das. 1885). Seine größten Erfolge errang er durch die für die Bühne der bayrischen Dialektschauspieler in München geschriebenen Volksschauspiele. "Der Herrgottschnitzer von Ammergau" (Augsb. 1880, 3. Aufl. 1883), "Der Prozeßhansl" (das. 1881, 3. Aufl. 1884) und "Der Geigenmacher von Mittenwald" (das. 1884), die alle drei gemeinsam mit Hans Neuert geschaffen wurden. G. schrieb außerdem die Schauspiele. "Wege des Herzens" (Augsb. 1882) und "Der zweite Schatz" (das. 1882), das Lustspiel "Der Anfang vom Ende" (1881), die Studie "Johann Fischart und seine Verdeutschung des Rabelais" (Münch. 1881) und den Roman "Die Sünden der Väter" (Stuttg. 1886, 2 Bde.). Gesammelt erschienen seine "Dramatischen Schriften" (Stuttg. 1884, Bd. 1).

Gangi (spr. -dschi), Stadt in der ital. Provinz Palermo (Sizilien), Kreis Cefalù, von einer alten Burg beherrscht, mit (1881) 11,935 Einw. Bei dem nahen Kloster San Benedetto (wo sich die ältere, von Friedrich II. zerstörte Stadt G. befand) stand die antike Sikulerstadt Engyon.

Gangkofen, Flecken und Bezirkshauptort im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, an der Linie Rosenheim-Plattling der Bayrischen Staatsbahn, hat eine kath. Pfarrkirche, ein Schloß, vorzüglichen Flachsbau, Drainröhrenfabrikation und (1880) 1177 Einw. G. war ehemals eine Kommende des Deutschen Ritterordens, 1278 gegründet.

Ganglbauer, Cölestin, Erzbischof von Wien, geb. 20. Aug. 1817 zu Thanstetten bei Steier in Oberösterreich, trat in den Benediktinerorden und zeichnete sich als Geistlicher durch liberale Gesinnung, seltene Charakterreinheit und große Herzensgüte aus. Seit 1847 widmete er sich dem Lehrfach und trug am Obergymnasium des Ordens in Kremsmünster Religionslehre vor; zugleich war er Konviktspräfekt. Im April 1876 wurde er zum Abt von Kremsmünster erwählt und 1877 zum Mitglied des Herrenhauses