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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gard; Garda; Gardafui; Gardaja; Gardarike; Gardarsholm; Gardasee

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Gard - Gardasee.

lehnte sich an die Richtung seines Freundes Mickiewicz an und hinterließ eine von diesem herausgegebene episch-philosophische Dichtung: "Die Schicksale Waclaws", die an mystischer Tendenz kränkelt, sich aber durch Formvollendung auszeichnet, sowie lyrische Gedichte, darunter feurige Kriegssonette. Seine "Poezye" erschienen gesammelt Paris 1833 und Leipzig 1860.

Gard (spr. gār), Fluß im südöstlichen Frankreich, entsteht durch die Vereinigung des Gardon d'Alais und des Gardon d'Anduze, die beide in den Cevennen im Lozèredepartement entspringen, durch tiefe Gebirgsschluchten fließen und sich bei Vézenobres (62, resp. 72 km lang) vereinigen. Der Fluß, der von hier an noch 63 km lang ist, durchfließt das nach ihm benannte Departement in östlicher, zuletzt südöstlicher Richtung und mündet oberhalb Beaucaire rechts in den Rhône. Er richtet zuweilen verheerende Überschwemmungen an. Oberhalb Remoulins führt über ihn der Pont du G., ein römischer Aquädukt, welcher im Altertum die Gewässer der Quelle Eure zur Naumachie des alten Nemausus (Nîmes) schaffte, aus drei übereinander stehenden Bogenreihen gebildet, 49 m hoch, eins der großartigsten und am besten erhaltenen Bauwerke der Römerzeit.

Das nach dem Fluß benannte Departement G. umfaßt den östlichen Teil des alten Languedoc, grenzt im N. an die Departements Ardèche und Lozère, im O. an Vaucluse und Rhônemündungen, im S. an das Mittelländische Meer, im W. an die Departements Hérault und Aveyron und hat einen Flächenraum von 5836 qkm (105,98 QM.). Der südliche Teil des Departements ist eben, zum Teil sumpfig und gehört noch zum Deltagebiet des Rhône; der Norden und Westen, welche Teile der Cevennen erfüllen, sind gebirgig. Bewässert wird das Land vom Rhône, welcher die Ostgrenze desselben bildet, von der goldführenden Cèze, dem G., Vistre, Vidourle und dem obern Hérault. Für die Schiffahrt ist außer dem Rhône besonders der Kanal von Beaucaire wichtig, welcher bei Aigues-Mortes mit mehreren kleinern, die Lagunen durchschneidenden Kanälen in Verbindung steht. Das Klima ist in dem Küstenland ungesund und im Sommer unerträglich heiß (bis 40° C.), wird jedoch durch den frischen Südwestwind einigermaßen gemildert. Schnee ist dort sehr selten, im Gebirge fällt er dagegen über 1 m tief; doch dauert die Kälte nur kurze Zeit. Die Bevölkerung beträgt (1881) 415,629 Seelen und hat sich durch Auswanderung nach Algerien (infolge der Verwüstungen der Phylloxera) seit 1861 um 6500 Einw. vermindert. Von obiger Zahl bekennen sich ca. 120,000 zur reformierten Religion. Der Boden ist von verschiedener, aber nur an einzelnen Stellen von besonderer Fruchtbarkeit, daher auch der Landbau verhältnismäßig gering, obschon Weizen, Gerste, Hafer und Kartoffeln gebaut werden. Der ehemals sehr bedeutende Weinbau ist durch die Phylloxera zum großen Teil vernichtet worden (er lieferte vor 1875 jährlich 1,300,000, seither höchstens 300,000 hl). Bedeutend ist aber die Kultur von Oliven und von Kastanien in den Cevennen. Im ganzen kommen vom Areal auf Ackerland 1494, auf Weinberge 157 (früher 878), auf Wiesen 91 qkm; der Rest entfällt auf Wald- und Weideland. Die Viehzucht erstreckt sich fast nur auf Schafe, Schweine und Ziegen. Sehr beträchtlich ist die Seidenzucht, welche in einem normalen Jahr bis 2½ Mill. kg Kokons ergibt. Die Mineralien des Landes sind das aus den Salzgärten gewonnene Salz (75,000 T.), Steinkohlen aus dem Hauptbecken von Alais (1884: 1,895,900 T.), Braunkohlen, Eisen, silberhaltiges Blei, Antimon und Marmor. Unter den Mineralquellen werden die von Fonsange und Euzet am stärksten besucht. Wie in Hinsicht auf Steinkohlen- und Eisenerzgewinnung, ist G. auch in Bezug auf metallurgische Industrie eins der reichsten und wichtigsten Departements. Die gesamte Roheisenproduktion betrug 1884: 103,758 T., die von Stahl 70,000 T. Außer der Rohseidegewinnung wird etwas Fabrikation von Glas, Papier, Kerzen und Seife betrieben. Der Handel hat seine Zentralpunkte in Nîmes und Beaucaire; als Seehafen dient Aigues-Mortes. Eingeteilt ist das Departement in vier Arrondissements (Nîmes, Alais, Uzès und Vigan). Die Hauptstadt ist Nîmes. Vgl. Durand, Dictionnaire topographique du département du G. (Par. 1869).

Garda, Flecken in der ital. Provinz Verona, Distrikt Bardolino, am östlichen Ufer des Gardasees (s. d.), der nach dem Orte den Namen führt, und am Südabhang des Monte Baldo gelegen, mit alter Felsenburg und (1881) 1049 Einw., welche ausgezeichneten Wein-, Südfrüchte- und Olivenbau betreiben.

Gardafui (Guardafui), Vorgebirge an der Ostseite von Afrika (Somalland), südlich am Eingang des Meerbusens von Aden, unter 12° nördl. Br. und 51° 14' östl. L. v. Gr., die östlichste Spitze des Weltteils, besteht aus den durch eine sandige Bucht verbundenen Felsmassen Ras Schenarif und Ras Asir und ist berüchtigt durch die vielen hier vorgekommenen Schiffbrüche.

Gardaja, Hauptstadt der Beni Mzab in der gleichnamigen Oase des südlichen Algerien, auf einem steilen Felsenkegel, rechts am Wadi Mzab, 530 m ü. M., von einer niedrigen, mit Türmen versehenen Ringmauer umgeben, mit schönen Gärten, 6000 Dattelpalmen und 12,000 Einw. Eingestürzte Brunnen und verödete Pflanzungen zeigen, daß die Oase ehedem weit größer war. Römische Ruinen.

Gardarike, in den altnordischen Geschichtswerken der westliche Teil des jetzigen Rußland, besonders die Ostseeprovinzen Litauen, Kurland und Esthland.

Gardarsholm, alter Name von Island, nach dem Schweden Gardar, der im 9. Jahrh. nach der bis dahin noch wenig bekannten Insel verschlagen ward und bei seiner Rückkehr die Aufmerksamkeit seiner Landsleute auf dieselbe lenkte.

Gardasee (Lago di Garda, bei den Römern Benacus lacus), der größte See Italiens, zwischen der Lombardei und Venetien gelegen, mit seinem äußersten Nordende aber zu Österreich (Tirol) gehörig, ist 55 km lang (in der Richtung von NW. nach SO.), 4-18 km breit, bis 295 m tief, hat einen Flächengehalt von 300 qkm und liegt 69 m ü. M. Der nördliche Teil des Sees ist in die Alpen eingezwängt, hat die geringste Breite und wilde Felsenufer; über dem östlichen Ufer erhebt sich der 2050 m hohe Monte Baldo. Auf der westlichen Seite reichen die den obern See umgebenden Hochgebirge bis Salo. Weiter gegen S. und die Ebene hin dehnt sich der See immer mehr mit nachlässiger Breite aus, und sein Gestade bildet anmutiges Hügelland (Colli Benacesi), das sich zuletzt in den Charakter der lombardischen Ebene verliert. Rings um den See bekleidet südliche Vegetation die herrlichen Uferlandschaften; namentlich ist die Westküste, von Salo bis hinauf an die österreichische Grenze, durch Kultur aus alpiner Wildheit in einen Zaubergarten umgewandelt, in welchem Maulbeeren, Feigen, Mandeln, Wein, Granaten, Myrten, Agaven etc., bei einigem Schutz im Winter auch Zi-^[folgende Seite]