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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Gartengleiße - Gärtner.

stehen; das abgemähte Gras wird mit dem Besen abgekehrt, Blütenköpfe können durch eine zu diesem Zweck besonders eingerichtete Harke mit starken eisernen Zähnen abgeharkt werden; mit dem Kantenstecher, einem 10 cm breiten, 25-30 cm langen, halbmondförmig gebogenen Eisen mit hölzernem Stiel, sticht man die Rasen- oder Wegkanten ab.

Gegen Ungeziefer braucht man Rindenbürsten aus Stahldraht zum Abbürsten von Moos, Flechten, loser Rinde, Ungeziefer an Obstbäumen; die Raupenfackel, eine brennende Petroleumlampe, zwischen zwei Armen beweglich aufgehängt, macht die Raupen herunterfallen, wenn die Flamme sie berührt; Maulwurfs- und Mäusefallen finden sich in allen Handlungen für Hausgeräte vorrätig; mit dem geteerten Netz schützt man Weintrauben und Kirschen gegen Sperlinge, durch Medizinflaschen mit wenig Honig oder Sirup gegen Wespen; Stangen mit alten Heringen schützen Obstbäume u. a. gegen Sperlinge, Ameisen etc. und halten die Schmetterlinge und damit die schädlichen Insekten fern.

Zur Ernte des Obstes dienen: eine einbaumige Leiter mit zwei Füßen, ein kleiner um den Leib zu schnallender Korb, ein auf langer Stange befestigtes Körbchen, große Körbe u. a. Zum Pflücken einzelner Obststücke benutzt man Obstbrecher verschiedener Konstruktion, z. B. eine Schere an einem langen Stab, deren einer Arm durch eine Schnur bewegt wird; unter der Schere ist ein Beutel angebracht, welcher die abgeschnittene Frucht aufnimmt. Andre Obstbrecher sind mit Zähnen ausgestattet, zwischen welchen die Frucht leicht abgebrochen werden kann.

Gartengleiße, s. Aethusa cynapium.

Gartenkalender, eine übersichtliche, nach den Monaten geordnete Zusammenstellung der im Lauf des Jahrs vorkommenden Gartenarbeiten; dann Name von Jahrbüchern, welche mit Kalendarium, zahlreichen Tabellen und für den praktischen Gebrauch eingerichteten Tabellenformularen, mit Zusammenstellungen der Vereine, Insektenkalender etc. versehen sind.

Gartenkresse, s. Lepidium.

Gartenkunst, s. Gartenbau.

Gartenlaubvogel, s. Gartensänger.

Gartenmelde, s. Atriplex.

Gartenquendel, s. Satureja.

Gartenrabe, s. v. w. Elster.

Gartenrapunzel, s. Oenothera.

Gartenrecht, das Recht, ein Grundstück als Garten benutzen und deshalb einfriedigen zu dürfen, woraus folgt, daß ein solches Grundstück von der Viehhut befreit ist. Ist das betreffende Grundstück eine Wiese, so heißt sie Hegewiese; ist es aber Artland, so heißt es Gartenacker (Gartenfeld). Das G. wird entweder durch Vertrag oder durch Verjährung erworben.

Gartensänger (Hypolais Brehm), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Sänger (Sylviidae) und der Unterfamilie der eigentlichen Sänger (Sylviinae), schlank gebaute Vögel mit mäßig langen Flügeln, in welchen die dritte und vierte Schwinge die längsten sind, mittellangem oder kurzem, seicht ausgeschnittenem Schwanz, kräftigen Füßen und großem, starkem, breitem, an den Schneiden scharfem Schnabel, erinnern in ihrer Lebensart an die Grasmücken und bauen zwischen Baumzweigen ein oben nicht überdecktes Nest. Die Bastardnachtigall (Gartenlaubvogel, Hagspatz, Hypolais hortensis Brehm), 14 cm lang, 25 cm breit, oben grüngrau, unten blaß schwefelgelb, an den Seiten schwach ölgrau verwaschen, an den Schwingen matt schwarzbraun, auf der Außenfahne grünlich gesäumt; der Schwanz ist heller, außen wie die Flügel gesäumt, die Augen sind dunkelbraun, der Schnabel graubraun, die Füße lichtblau. Die Bastardnachtigall findet sich in Mitteleuropa, weilt bei uns von Ende April bis Ende August, verbringt den Winter in Afrika, lebt in Gärten und Obstpflanzungen, auch an Rändern von Laubwald, ist sehr lebhaft und gewandt, hält sich meist in den höchsten und belaubtesten Bäumen verborgen, fliegt rasch und singt recht ansprechend. Sie nährt sich von Kerbtieren, Kirschen, Johannisbeeren etc., raubt aber auch Bienen, nistet Ende Mai im dichtesten Busch und legt 4-6 rosenrote, schwärzlich oder rotbraun punktierte und geäderte Eier (s. Tafel "Eier I", Fig. 72). Sie singt fleißig, ist aber sehr hinfällig und in der Gefangenschaft schwer zu erhalten.

Gartenschierling, s. Aethusa cynapium.

Gartenschläfer, s. Siebenschläfer.

Gartenschnecke, s. Ackerschnecke.

Gartenwalze, Walze von Eisen oder Stein zum Festdrücken der neuangelegten Gartenwege, der Grasansaaten und des Rasens im Frühjahr sowie nach dem Mähen. An den meisten Rasenmähmaschinen ist zugleich die Walze angebracht.

Gartenwicke, s. Lathyrus.

Gartenwinde, s. v. w. Convolvulus tricolor und Ipomoea.

Gärtner, im weitern Sinn jeder, welcher das Anlegen und Erhalten von Gärten sich zum Beruf gemacht hat. Kunstgärtner ziehen Blumen u. Schmuckpflanzen, zum Unterschied von Gemüse- und Obstgärtnern etc. Die G., welche die bildende Gartenkunst ausüben, nennen sich zuweilen Landschaftsgärtner, Gartenarchitekten, Garteningenieure etc. Diejenigen G., welche für eigne Rechnung zum Verkauf produzieren, heißen Handelsgärtner, auch Kunst- und Handelsgärtner. Die wirklichen G. bilden sich in der sogen. Lehre praktisch aus und besuchen zuweilen noch eine Gärtnerlehranstalt (s. Gartenbauschulen), einzelne auch wohl eine Universität oder eine polytechnische Schule. Da beim Gartenbau viele Hilfswissenschaften eingreifen, so sollten diese wenigstens notdürftig erlernt werden.

Gärtner, 1) Karl Christian, Schriftsteller, geb. 24. Nov. 1712 zu Freiberg im Erzgebirge, besuchte mit Gellert und Ramler die Fürstenschule zu Meißen und bezog dann die Universität zu Leipzig, wo er, erst ein Anhänger Gottscheds, sich später dem Dichterkreis anschloß, der die sogen. "Bremer Beiträge" (s. d.) herausgab und gegen jenen in Opposition trat. Um 1745 ging er als Hofmeister nach Braunschweig, ward 1747 Professor der Moral und Beredsamkeit am dortigen Carolinum und 1780 Hofrat und starb 14. Febr. 1791. G. war es, der den Plan zu den erwähnten Beiträgen entwarf, nachher die Herausgabe leitete und den einigenden Mittelpunkt des Vereins bildete. Seine Schriften bestehen außer einzelnen Gedichten in "Reden" (Braunschw. 1761), einem Schäferspiel: "Die geprüfte Treue" (das. 1768), und dem Lustspiel "Die schöne Rosette" (Leipz. 1782); auch übersetzte er mehrere Bände von Rollins "Geschichte des Altertums" u. a.

2) Joseph, Botaniker, geb. 12. März 1732 zu Kalw im Württembergischen, studierte seit 1751 Medizin zu Göttingen, ward nach mehrjährigen Reisen 1761 Professor der Anatomie in Tübingen und 1768 Professor der Botanik sowie Direktor des botanischen Gartens und des naturhistorischen Kabinetts zu Petersburg.