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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gave; Gaveaux; Gavelkind; Gaveston; Gaviale; Gavotte; Gawler; Gay

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Gave - Gay.

in England, Schottland und Nordamerika eifrig gegen das Papsttum, besonders auch durch seine Zeitschrift "Gavazzi Free Word". Im J. 1860 befand er sich mit Garibaldi in Neapel und nahm 1861 an dessen Zug nach Sizilien teil. Seit 1870 lebt er wiederum in England und agitiert seitdem eifrig für die Gründung einer "freien italienischen Kirche". 1861 veröffentlichte er seine Memoiren sowie eine Auswahl seiner Reden.

Gave, Bezeichnung der Gebirgswasser des Nordabhanges der Pyrenäen in den franz. Departements Ober- und Niederpyrenäen, welche sich sämtlich in dem bedeutendsten unter ihnen, dem G. de Pau, vereinigen. Der letztere nimmt seinen Ursprung 2331 m hoch aus dem Gletscher von Marboré, bildet den Wasserfall von Gavarnie, fließt nördlich, dann nordwestlich und mündet, 175 km lang, in den Adour. Die wichtigsten seiner Zuflüsse sind der G. de Cauterets und der G. d'Oloron (letzterer mit dem G. de Mauléon).

Gaveaux (spr. -woh), Pierre, Sänger und Komponist, geboren im August 1761 zu Béziers (unweit Montpellier), trat als Knabe in den Sängerchor der Kathedrale seiner Vaterstadt ein und fand im dortigen Bischof einen warmen Förderer seiner musikalischen Anlagen. Nach dem Tode desselben nahm er eine Stelle im Kirchenchor zu Bordeaux an, wurde 1788 als erster Tenor am dortigen Theater angestellt und ein Jahr später nach Paris berufen, wo er bis 1812 als Komponist, Sänger und Darsteller eine Zierde der Komischen Oper bildete. Später von einer Gehirnkrankheit befallen, mußte er in ein Irrenhaus bei Paris gebracht werden, wo er 5. Febr. 1825 starb. Er hinterließ 35 dramatische Werke, Opern, Operetten, Ballette etc., darunter die Oper "Léonore, ou l'amour conjugal" (1798), deren Text später durch Beethovens Komposition unter dem Namen "Fidelio" berühmt geworden ist. Auch veröffentlichte er eine Sammlung italienischer Kanzonetten (Par. 1800) und französischer Romanzen.

Gavelkind (engl., spr. gawwilkeind), das namentlich in Irland übliche Erbrecht, wonach der Grundbesitz des Vaters gleichmäßig unter die Kinder geteilt wird.

Gaveston (spr. -westóng oder engl. gehwistön), Peter von, ein Ritter aus der Gascogne, vertrauter Günstling des Königs Eduard II. von England, der ihn 1307 zum Grafen von Cornwallis ernannte, ihn mit seiner Nichte vermählte und ihm 1308 während einer Reise nach Frankreich sogar die Reichsverweserschaft übertrug. Dadurch wurde, zumal G. sich prahlerisch und übermütig benahm, unter dem englischen Adel eine große Unzufriedenheit hervorgerufen, weshalb der König G. als Statthalter nach Irland schickte. Da er aber schon 1309 zurückkehrte und wieder den König vollständig beherrschte, so kam es zu einem förmlichen Aufstand der englischen Magnaten unter der Führung des Grafen Thomas von Lancaster; G. wurde auf seinem Schlosse Scarborough in Northumberland belagert, zur Kapitulation gezwungen und nach einem von den Grafen von Lancaster, Hereford und Arundel gefällten Urteilsspruch 19. Juni 1312 enthauptet.

Gaviale (Rüsselkrokodile, Gavialidae Hxl.), Reptilienfamilie aus der Ordnung der Krokodile, namentlich durch den Zahnbau von den verwandten Familien der Alligatoren und Krokodile unterschieden; die Nackenschilder bilden kontinuierlich mit den Rückenschildern den Rückenpanzer, Bauchschilder fehlen, die Füße besitzen entwickelte Schwimmhäute. Die Gattung Gavial (Ramphostoma Wagl.) ist durch die linear verlängerte Schnauze und die zahlreichen Zähne, von denen die seitlichen nicht in Gruben aufgenommen werden, charakterisiert. Das Gangeskrokodil (Mudela, R. gangeticum Geoffr., s. Tafel "Krokodile"), über 6 m lang, mit vor den Augen eingeschnürtem Kopf, langer, schmaler, an der Spitze stark erweiterter Schnauze, welche dem Schnabel eines Sägers gleicht, 104-110 ziemlich gleich entwickelten Zähnen, schwach entwickelten Beinen und kammartig erhabenen Schuppen auf dem Schwanz, ist auf der Oberseite schmutzig bräunlichgrün, dunkel gefleckt, auf der Unterseite grünlich-gelbweiß. Es bewohnt den Ganges und seine Nebenflüsse, den Indus und die Dschamna, lebt von Fischen und den Leichen, welche die Eingebornen in den Ganges werfen, überfällt aber auch wohl größere Säugetiere beim Trinken. Das Weibchen legt die Eier in den Sand, die auskriechenden Jungen sind etwa 40 cm lang. Es gilt den Bewohnern Malabars als heilig und ist dem Wischnu geweiht. Im Krokodilteich bei Karatschi wird eine große Anzahl derselben von Fakiren ernährt und angebetet. Eines Verbrechens angeklagte Menschen läßt man in Gegenwart eines Brahmanen durch einen Fluß waten und spricht sie frei, wenn sie von den Gavialen verschont bleiben.

Gavotte (spr. gawótt), ältere franz. Tanzform im Allabrevetakt (2/2) mit ½ Auftakt und zweitaktiger Gliederung, stets auf dem guten Taktteil schließend, von mäßig geschwinder Bewegung und mit Achteln als kleinsten Notenwerten. Die G. ist einer der gewöhnlichen Sätze der Suite (s. d.) und folgt meist der Sarabande. Der Name G. wird hergeleitet von den Gavots, einem französischen Gebirgsvölkchen in der Landschaft Gap (Oberalpen). In neuerer Zeit sind Gavotten (für Klavier) vielfach einzeln komponiert worden und sehr in Aufnahme gekommen.

Gawler, Stadt in der britisch-austr. Kolonie Südaustralien, am Gawlerfluß und an der Eisenbahn von Adelaide nach dem Norden, die zweite Stadt der Kolonie, liegt inmitten eines fruchtbaren Ackerbaudistrikts, ist gut gebaut, hat Gas- und Wasserleitung, Pferdebahn, eine vielseitige industrielle Thätigkeit und (1881) 1811 Einw. In der Nähe werden Gold, Silber, Blei und Kupfer gefunden.

Gay, 1) (spr. ghe) John, engl. Dichter, geb. 1688 bei Barnstaple in Devonshire, widmete sich anfangs dem Handelsstand, ward 1712 Sekretär der Herzogin von Monmouth, 1714 Gesandter des Grafen von Clarendon zu Hannover und starb 4. Dez. 1732 in London. Er veröffentlichte: "Rural sports" (Lond. 1713), mit einer Widmung an Pope, die ihm dessen Freundschaft erwarb; die Posse "Trivia, or the art of walking the streets of London" und das Gedicht "The Fan", in drei Büchern (das. 1712); eine Parodie der Idyllen des Ambrose Philips: "The shepherd's week" (das. 1714), reich an Witz wie an naturgetreuen ländlichen Schilderungen; die Parodie "Town-eclogues"; mehrere Lustspiele, wie "The wife of Bath" (das. 1713), die jedoch wenig Beifall fanden; eine Sammlung seiner "Poems" (1720), die großen Erfolg hatte; ein Trauerspiel: "The captives" (1724), und "Fables" (1726; neueste Ausg. von Dobson, 1882), das Bedeutendste, was bisher von englischen Dichtern in dieser Gattung geleistet worden war. Seine "Beggars' opera" (1728) ward 63mal hintereinander aufgeführt und verdrängte das bisher herrschende italienische Lustspiel völlig von der Bühne. Eine Fortsetzung derselben, "Polly", durfte nicht aufgeführt werden, weil der Hof und der Erzbischof von Canterbury sich dadurch beleidigt