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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gerra; Gerresheim; Gerrha; Gers; Gersau; Gersch; Gersdorf; Gersdorffit; Gersfeld; Gerson

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Gerra - Gerson.

Gerra (Krug), früheres Flüssigkeitsmaß auf Minorca, = 12,063 Lit.

Gerresheim, Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Düsseldorf, an den Linien Neuß-Schwelm und Düsseldorf-Schwelm der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine katholische (1246 eingeweiht) und eine evang. Pfarrkirche, 3 bedeutende Drahtstiftfabriken, eine Nietenfabrik, eine Glasfabrik (das größte derartige Etablissement der Erde, mit einer besondern Arbeiterkolonie von über 1600 Seelen und einer täglichen Produktion von allein über 100,000 Glasflaschen) und (1885) 5293 meist kathol. Einwohner. Mit der Bürgermeisterei G.-Stadt ist die gleichnamige Landbürgermeisterei verbunden. Dieselbe besteht aus den Gemeinden Erkrath und Ludenberg und zählt gegen 7000 Seelen. Zur Gemeinde Erkrath gehört das Hüttenwerk Hochdahl. Erkrath selbst hat eine mechanische Spinnerei und Weberei und eine Papierfabrik. Die Gemeinde Ludenberg hat eine Provinzial-Irrenanstalt.

Gerrha, im Altertum bedeutende, ganz aus Salzblöcken erbaute Hafenstadt an der Ostküste von Arabien, am Gerrhäischen Golf, einer Bucht des Persischen Meerbusens, war reich durch Handel mit arabischen Spezereien und von vertriebenen Chaldäern bewohnt. Heute wahrscheinlich El Katif.

Gers (spr. schähr), Fluß im südwestlichen Frankreich, entspringt im Departement Oberpyrenäen, auf dem Plateau von Lannemezan, durchfließt das nach ihm benannte Departement sowie das Departement Lot-et-Garonne und mündet nach einem Laufe von 168 km oberhalb Agen links in die Garonne. Der Fluß ist so wasserarm, daß er durch einen Kanal aus der Neste gespeist werden muß. - Das Departement G. ward aus Teilen der alten Provinz Gascogne (Armagnac, Astarac, Comminges, Condomois, Lomagne) gebildet, grenzt im N. an das Departement Lot-et-Garonne, im O. an Obergaronne und Tarn-et-Garonne, im S. an die Departements Oberpyrenäen und Niederpyrenäen und im W. an das Departement Landes und hat einen Flächenraum von 6280 qkm (114,5 QM.). Das Land hat im N. weite Ebenen, im S. enthält es hügelige Ausläufer des Plateaus von Lannemezan, welche die Höhe von 400 m nicht überschreiten, und zwischen denen enge Längenthäler sich fächerförmig nach N. verbreiten. Bewässert wird es von der Save, Gimone, dem Arrats, Gers, der Baise mit der Losse und Lausso, sämtlich Zuflüssen der Garonne, dann der Douze, Midouze und dem Arros mit Bouès, welche dem Adour zuströmen. Wegen ihrer Wasserarmut müssen mehrere der genannten Flüsse aus der im Departement Oberpyrenäen entspringenden wasserreichen Neste durch einen Kanal gespeist werden. Das Klima ist gesund und gemäßigt. Die Temperatur fällt im Winter manchmal unter -10° C.; die Kälte dauert indessen nur wenige Wochen, und Schnee ist selten. Die Bevölkerung, welche 1881: 281,532 Seelen betrug und sich in den letzten Jahrzehnten konstant verminderte (1861: 298,931), treibt vorzugsweise Ackerbau, obschon der Boden meist mittelmäßig ist und wenig reichliche Ernten gibt. Hauptprodukte sind: Weizen, Mais, Hafer, Flachs und Raps. Vom Gesamtareal kommen 3050 qkm auf Ackerland, 979 auf Weinberge, 560 auf Wiesen, 532 auf Wälder und 200 auf Heideland. Die Weinberge liefern reichliches, aber meist mittelmäßiges Gewächs (jährlich gegen 2 Mill. hl), daher sehr viel Wein in Branntwein verwandelt wird (eau-de-vie de Condomois oder d'Armagnac, nach dem Kognak der beste). Die Wälder bestehen vorzugsweise aus Laubholz (Eichen). Das Tier- wie das Mineralreich tragen wenig zum Reichtum des Landes bei, beträchtlich ist nur die Rindvieh- und Geflügelzucht. Ebenso dient die Industrie, abgesehen von der Branntweinbrennerei, nur den lokalen Bedürfnissen, der Kohlenverbrauch ist minimal. Der Handel erstreckt sich wesentlich auf Branntwein und etwas Vieh. Die Volksbildung steht auf niederer Stufe. Das Departement ist in fünf Arrondissements: Auch, Condom, Lectoure, Lombez und Mirande, eingeteilt und hat Auch zur Hauptstadt. Vgl. Jacquot, Description géologique et agronomique du département du G. (Par. 1871-73, 2 Bde.)

Gers, pers. Längenmaß, s. Göß.

Gersau, Dorf im schweizer. Kanton Schwyz, am Südfuß des Rigi, eine der belebtesten Touristenstationen am Vierwaldstätter See, in einem von steilen Bergwänden eingeschlossenen Winkel, mit zerstreuten Häusern unter Kastanien- und Obstbäumen, hat (1880) 1771 Einw. - G. bildete seit 1390 infolge von Loskauf vier Jahrhunderte lang eine selbständige Republik, die kleinste Europas (kaum 15 qkm mit 1000 Einw. umfassend), aber durch Handel und Seidenindustrie zu großem Wohlstand sich erhebend, bis die Helvetische Republik 1798 den Freistaat aufhob und dem damaligen Kanton Waldstätten zuteilte. 1803 kam G. zum Kanton Schwyz, von dem es gegenwärtig einen der sechs Bezirke ausmacht.

Gersch (Ghersch), s. Piaster.

Gersdorf, 1) (Alt-G. und Neu-G.) zwei Dörfer in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Löbau, nahe der böhmischen Grenze und der Spreequelle, an der Linie Bischofswerda-Zittau der Sächsischen Staatsbahn, haben zusammen eine evang. Pfarrkirche, bedeutende mechanische Weberei, Bierbrauerei und (1885) 3434 und 4470 meist evang. Einwohner. - 2) Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Glauchau, mit evang. Pfarrkirche, Strumpfwarenfabrikation, Ziegelbrennerei, Steinkohlengrube und (1885) 5167 Einw.

Gersdorffit, s. Nickelarsenkies.

Gersfeld, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, 510 m ü. M., in der Rhön und an der Fulda, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, 3 Schlösser des Grafen von Froberg, Orgelbauerei, Viehzucht, Holzwaren-, Zigarren- und Tabaksfabrikation, Flachsbau und Leinenindustrie und (1885) 1401 meist evang. Einwohner. G. kam 1866 von Bayern an Preußen.

Gerson, Jean Charlier de, einer der gelehrtesten und einflußreichsten Theologen des 15. Jahrh., geb. 1363 zu Gerson im Bistum Reims, machte zu Paris, besonders unter Pierre d'Aillys Leitung, seine Studien, befand sich 1387 unter den Abgeordneten der Universität, welche wegen Streitigkeiten mit den Dominikanern an Papst Clemens VII. nach Avignon gesendet wurden, erhielt 1392 die theologische Doktorwürde und 1395 das Amt eines Kanzlers der Universität. Er wirkte durch Schriften ("De unitate ecclesiastica", "De auferibilitate papae") und That eifrig mit zur Beseitigung des päpstlichen Schismas und zur Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern, namentlich auf den Konzilen zu Pisa und Kostnitz. Auf letzterm war er es vornehmlich, der die energische Haltung der Versammlung dem flüchtigen Papst gegenüber aufrecht erhielt und gegen die ruchlose Unsittlichkeit der Geistlichkeit eiferte, was ihm den Beinamen Doctor christianissimus erwarb. Wenn er anderseits auch die Hinrichtung von Joh. Huß und Hieronymus betrieb, so mag hierzu auch