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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gleim; Gleiße; Gleißen; Gleisweiler

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Gleim - Gleisweiler.

haltende Buch "The subaltern" (1825), welches sein Feldzugsleben zum Gegenstand hatte, und dem sich die "Campaigns at Washington and New Orleans" (1847) anschlossen. Aus der langen Reihe seiner übrigen Schriften erwähnen wir: "The Chelsea pensioners" (1829, 3 Bde.); "Memoirs of Sir T. Munro" (1830, 2 Bde.); "The chronicles of Waltham" (1835); "The soldier's help to divine truth" (1835); "The family history of England" (1835, 3 Bde.); "The hussar", Novelle (1837); "Chelsea hospital and its traditions" (1838, 3 Bde.); "Germany, Hungary, Bohemia visited in 1837" (1839, 3 Bde.); "The life of Warren Hastings" (1841, 3 Bde.); "The veterans of Chelsea hospital" (1842, 3 Bde.); "The light dragoon" (1844, 2 Bde.); "Military history of Great Britain" (1845); "Story of the battle of Waterloo" (1847); "The life of Lord Clive" (1848); "The Leipsic campaign" (1852, 2 Bde.); "Essays, biographical, historical and miscellaneous" (1858, 2 Bde.); "Life of the Duke of Wellington" (1862); "Letters on the Irish question" (1868); "The life of Sir Walter Scott" (1871); "History of the reign of George III. to the battle of Waterloo" (1873) u. a.

Gleim, Johann Wilhelm Ludwig, namhafter deutscher Dichter, geb. 2. April 1719 zu Ermsleben im Halberstädtischen, studierte zu Halle Jurisprudenz. Im freundschaftlichen Verkehr mit den Dichtern Uz und Götz bildete er hier sein poetisches Talent weiter aus, und durch das gemeinschaftliche Studium des Anakreon sowie englischer Vorbilder entstand der "Versuch in scherzhaften Liedern" (Bd. 1 u. 2, Berl. 1744-45; Bd. 3, 1753), der mit allgemeinem Beifall aufgenommen wurde. Nach vollendeten Studien wurde G. Hauslehrer in Potsdam und dadurch dem Prinzen Wilhelm von Brandenburg-Schwedt bekannt, der ihn als Sekretär in seine Dienste nahm. Im J. 1744 begleitete G. den Prinzen in den zweiten Schlesischen Krieg, verlor aber diesen seinen Gönner bei der Belagerung von Prag. Im folgenden Jahr wurde er Sekretär des Alten Dessauers, doch verleidete ihm des Fürsten rücksichtslose Strenge bald das Amt. Er lebte hierauf einige Jahre in Berlin, bis er 1747 als Domsekretär nach Halberstadt berufen wurde; später ward er noch Kanonikus des Stifts Walbeck. Von Halberstadt aus knüpfte er mit allen Männern, die irgend von litterarischer Bedeutung waren, Verbindungen an, und enthusiastisch und uneigennützig, wie er war, schwang er sich zu einer Art Protektor der deutschen Dichterjugend und zu einem populären Mäcen ("Vater G.") empor. Die Briefe an seine Freunde waren mit fast weiblicher Zärtlichkeit geschrieben; er ließ die Bildnisse aller auf seine Kosten malen und stellte sie in einem besondern Zimmer auf, das er seinen "Musen- und Freundschaftstempel" nannte. Jeden Keim des Guten oder dessen, was er dafür hielt, pflegte er mit Eifer und wirkte so unendlich anregend und fördernd für das junge Geschlecht. Er setzte seinen Ehrgeiz darein, als ein litterarischer Werber junge Kräfte für die Dichtkunst zu gewinnen, unterstützte zahlreiche arme junge Dichter aus seinen doch immer beschränkten Mitteln, war unermüdlich, ihnen Protektionen, Ämter, Gehalte, Geschenke, einträgliche Arbeiten zu verschaffen, suchte bald Halberstadt durch Heranziehung hervorragender Schriftsteller zu einem deutschen Athen zu erheben und hielt bald das Berlin Friedrichs d. Gr. (dem er mit abgöttischer Verehrung anhing) für ein solches. Sanguinisch, weichherzig, immer zum Besten redend, erstrebte G. das Beste der deutschen Litteratur. Was derselben eigentlich fehlte, begriff er nicht; Lessings energische Männlichkeit und kritische Strenge erschreckten ihn in seiner Jugend so sehr wie im Alter die Schiller-Goetheschen Xenien. Seine unermüdliche Produktivität war durchaus eklektischer Natur und vielfach seicht. Den größten Aufschwung nahm er im Beginn des Siebenjährigen Kriegs, wo er mit den "Liedern eines preußischen Grenadiers" der Begeisterung für Friedrich II. schlagenden Ausdruck gab und der Vorläufer der deutschen politischen Lyrik ward. Weiterhin dichtete G. im buntesten Wechsel und Wirrwarr Schäfergedichte im alten steifen Ton der Franzosen und gleichzeitig Romanzen im Bankelsängerstil, Fabeln, Sinngedichte, horazische und anakreontische Oden, sogen. Volkslieder, erzählende Gedichte. Seinen schon in der Kindheit gehegten Gedanken, ein Buch wie die Bibel zu schreiben, suchte er noch im späten Alter auszuführen in seinem "Halladat, oder das rote Buch" (Halberst. 1774, 4. Aufl. 1812). Der Anakreontiker und Grenadier bewegt sich hier in erhabenen Sphären, redet von Gott oder erzählt orientalische Parabeln, im Klang fremdartiger Namen schwelgend. Obwohl seine Freunde das Werk priesen, blieb es doch unbeachtet, wie seine "Goldenen Sprüche des Pythagoras" (Halberst. 1785), von denen er selbst meinte, sie seien ihm unter den Händen zu silbernen geworden. Wiewohl seit 1801 erblindet, bewahrte er sich doch die stille Heiterkeit des Geistes bis an seinen Tod, der am 18. Febr. 1803 erfolgte. Seiner Anordnung gemäß wurde er in seinem Garten bei Halberstadt begraben. Klopstocks Ode, die seinen Namen trägt, hat ihn seiner Persönlichkeit nach treu gezeichnet. G. war nie verheiratet, sein Herz hatte nur für die Freundschaft Raum. Seine Nichte, die unter dem Namen Gleminde gefeierte Sophie Dorothea G., besorgte sein einfaches Hauswesen. Unter den zahlreichen im Druck erschienenen Produkten heben wir außer den genannten noch hervor: "Fabeln" (Berl. 1756-57); "Romanzen" (Berl. u. Leipz. 1756); "Lieder, Fabeln und Romanzen" (Berl. 1758); "Preußische Kriegslieder eines Grenadiers" (das. 1758; Neudruck, Heilbr. 1882); "Sieben kleine Gedichte nach Anakreons Manier" (Berl. 1764); "Oden nach dem Horaz" (das. 1769); "Sinngedichte" (das. 1769); "Alexis und Elise, in drei Gesängen" (das. 1771); "Lieder für das Volk" (Halberst. 1772); "Gedichte nach den Minnesingern" (Berl. 1773); "Gedichte nach Walther von der Vogelweide" (das. 1779). Gleims "Sämtliche Werke" (Halberstadt 1811-13, 7 Bde.), zu welchen die "Zeitgedichte von 1789-1803" als Ergänzungsband (Leipz. 1841) kamen, sowie seine "Fabeln und Erzählungen, goldene Sprüche und Lieder für Kinder" (Halberst. 1810) gab Körte heraus, der auch "Gleims Leben" (das. 1811) schrieb u. "Briefe zwischen G., Wilh. Heinse und Johannes v. Müller" (Zür. 1806) herausgab. Aus Gleims handschriftlichem Nachlaß schöpfte Pröhle für das Buch "Lessing, Wieland, Heinse" (Berl. 1876).

Gleiße, Pflanzengattung, s. Aethusa.

Gleißen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Oststernberg, am fischreichen Ankensee, hat zahlreiche eisenhaltige Quellen, bedeutende Seidenfabrikation, Braunkohlengruben und (1885) 1336 evang. Einwohner.

Gleisweiler, Dorf in der bayr. Pfalz, nordwestlich bei Landau, anmutig am Fuß der Vogesen gelegen, hat eine besuchte Kaltwasserheilanstalt nebst Molken- und Traubenkur, eine Simultankirche, Papier-, Maschinen- und Zigarrenfabrikation, starke Traubenversendung und (1885) 530 Einw. Dabei die großartige Burgruine Scharfeneck.