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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gloucestershire; Glouton; Glouvet; Glover; Gloversville; Glover-Turm; Gloxinĭa; Gluchow; Gluck

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Gloucestershire - Gluck.

4) Richard, Herzog von, als König von England Richard III. (s. d.).

5) Heinrich, Herzog von, Sohn Karls I. von England, geb. 1640, ward unter Cromwell auf der Insel Wight erzogen und später nach den Niederlanden gebracht. 1658 machte er die Schlacht bei Dünkirchen mit, kehrte 1660 mit seinem Bruder Karl II. nach England zurück und starb 13. Sept. 1660.

6) William Henry, Herzog von, Sohn Friedrich Ludwigs, Prinzen von Wales, Bruder Georgs III., geb. 1743, ward 1764 zum Herzog von G. ernannt, vermählte sich 1766 im geheimen mit der verwitweten Gräfin von Waldegrave, welche Ehe vielfache Debatten im Parlament veranlaßte; starb 25. Aug. 1805.

7) William Frederick, Herzog von, Sohn des vorigen, geb. 15. Jan. 1776 zu Rom, ward bei seiner Vermählung mit der Prinzessin Marie, Tochter Georgs III., 1816 als ebenbürtig anerkannt und erhielt den Titel Königliche Hoheit. Er starb als Feldmarschall kinderlos 30. Nov. 1834.

Gloucestershire (spr. glóssterschir), Grafschaft im südwestlichen England, wird nördlich von der Grafschaft Worcester, nordöstlich von Warwick, östlich von Oxford, südlich von Wilts und Somerset, westlich von Monmouth und Hereford begrenzt und hat 3171 qkm (57,6 QM.) Flächeninhalt. Die Grafschaft besteht aus drei Gebieten, nämlich den aus oolithischem Gestein gebildeten Cotswoldhügeln (346 m) im O., dem an Steinkohlen reichen Deaner Wald im W. und der beide trennenden, sehr fruchtbaren Thalebene des Severn. Außer dem letztern sind Wye (Grenzfluß gegen Monmouth) und Avon (gegen Wilts) die wichtigsten Flüsse. G. hatte 1881: 572,433 Einw. seit 1871 war die Bevölkerung um 7,1 Proz. gestiegen. An Bodenschätzen bietet das Land Steinkohlen, Eisen, Kalk und Bausteine. Ackerbau und Viehzucht sind von Bedeutung; namentlich ist das Thal des Severn wegen seiner Obstzucht berühmt (Äpfelwein). Auch die Milchwirtschaft leistet Bedeutendes, und der Gloucesterkäse steht dem von Cheshire kaum nach. Von der Gesamtoberfläche sind 39,8 Proz. Ackerland, 6,6 Proz. Wald, 42,4 Proz. Wiesen. Der Viehstand betrug 1885: 26,455 Ackerpferde, 129,926 Stück Hornvieh, 393,149 Schafe, 68,353 Schweine. Die Industrie ist von Bedeutung. Am wichtigsten sind die Tuchfabriken (1881: 4403 Arbeiter), die Eisenhütten (1512 Arb.), Maschinenbau (1974 Arb.), Baumwollfabriken (1321 Arb.), Seidefabriken (511 Arb.), Schiffbau, Porzellanfabriken und Glashütten. Hauptstadt ist Gloucester.

Glouton (franz., spr. glutóng), Vielfraß; Gloutonnerie, Gefräßigkeit.

Glouvet (spr. gluweh), Jules de (eigentlich Jules Quesnay de Beaurepaire), franz. Schriftsteller, geb. 1835 zu Saumur, trat nach vollendeten Rechtsstudien in den Richterstand und ist zur Zeit Generalprokurator am Pariser Appellhof. Seine Mußestunden widmet er schöngeistigen Arbeiten, an welchen der Kulturhistoriker nicht geringern Anteil hat als der Dichter. In den "Histoires du vieux temps" (1882) findet man den Widerschein der Sprache, Sitten und Litteratur des 15. Jahrh., während sich die Dichtungen: "Le Forestier", "Le Marinier", "Le Berger" liebevoll in die Betrachtung der Natur versenken. Außerdem nennen wir die Romane: "La familie Bourgeois" (1883), worin er der heutigen Bourgeoisie den Spiegel vorhält, und "L'idéal" (1884), eine Verherrlichung der reinen Seelenliebe und zugleich ein keineswegs geschmeicheltes Sittenbild des französischen Adels unsrer Tage. Dem Naturalismus ist G. entschieden abgeneigt und läßt überall eine spiritualistische Richtung durchblicken.

Glover (spr. glöwwer), Richard, engl. epischer Dichter, geb. 1712 zu London, widmete sich dem Kaufmannsstand, erhielt aber eine fast gelehrte Bildung und schrieb schon im 16. Jahr ein Lobgedicht auf Newton. Im J. 1737 veröffentlichte er das Heldengedicht "Leonidas", sein Hauptwerk, das besonders von der Whigpartei mit Jubel begrüßt wurde und 1770 in 5., umgearbeiteter und mit drei Gesängen vermehrter Ausgabe, dann wieder London 1798 und 1804 (deutsch von Ebert, Hamb. 1778) erschien. Als Fortsetzung ist das nach seinem Tod herausgegebene Gedicht "The Atheniad" in 30 Gesängen (Lond. 1787, 3 Bde.) zu betrachten. Andre Werke von G. sind das Gedicht "London, or the progress of commerce" (1739) und die gegen Spanien gerichtete Ballade "Admiral Hosier's ghost" (1739) sowie die Trauerspiele: "Boadicea" (1735), der alten britischen Geschichte entnommen, und "Medea" (1761), nach griechischem Muster gearbeitet. Von 1767 an war G. mehrere Jahre Parlamentsmitglied für die Stadt Weymouth. Er starb 25. Nov. 1785. Seine "Memoirs of a celebrated literary and political character" (1804) gaben Anlaß, ihm die Briefe des Junius (s. d.) zuzuschreiben.

Gloversville (spr. glowwerswill), Stadt im nordamerikan. Staat New York, Grafschaft Fulton, nordwestlich von Albany, hat Fabrikation lederner Handschuhe und (1880) 7133 Einw.

Glover-Turm, s. Schwefelsäure.

Gloxinĭa Hérit., Gattung aus der Familie der Gesneraceen, perennierende Kräuter und Sträucher des tropischen Amerika, mit saftigem Stengel, gegenständigen, einfachen Blättern, großen, langgestielten, glockenförmigen Blüten mit ausgebreitetem, ungleich fünflappigem Saum und einfächeriger, zweiklappiger, vielsamiger Kapsel. Man kultiviert mehrere Arten, besonders aber Varietäten von G. speciosa Ker. und Hybriden von dieser und G. maculata Hérit., mit aufrechten oder hängenden, blauen, roten und weißen Blüten, welche zu den prächtigsten Florblumen unsrer Gewächshäuser gehören, aber auch sehr gut im Zimmer gedeihen. Zum Winter gehen sie ein, und die Knolle kann ganz trocken überwintert werden. Man vermehrt sie durch Aussaat, aber auch durch Blattstecklinge, denn jedes Blatt entwickelt an dem der Quere nach abgeschnittenen Blattstiel, aber auch, wenn man es auf Erde befestigt, an allen durchschnittenen Blattnerven Knöllchen, so daß man von einem großen Blatt wohl deren 50 erzeugen kann.

Gluchow, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tschernigow, am Jaman, hat 11 Kirchen, Fabrikation von Seife, Lichten, Leder, besuchte Märkte, Getreidehandel und (1880) 16,500 Einw. G. wird schon 1152 erwähnt. Etwa 7 km von G., beim Dorf Poloschek, wird weiße Porzellanerde gewonnen, welche für die gesamten russischen Porzellanfabriken beinahe die einzige Quelle bildet.

Gluck, Christoph Wilibald, Ritter von, Opernkomponist, geb. 2. Juli 1714 auf der fürstlich Lobkowitzschen Herrschaft Weidenwang bei Neumarkt in der bayrischen Oberpfalz, wo sein Vater Alexander G. Förster war, kam frühzeitig nach Böhmen, lernte in Prag Musik und erwarb sich besonders auf dem Violoncello Fertigkeit. Durch Musikunterricht wie mit Konzertgeben seinen Unterhalt verdienend, blieb er in Böhmen bis 1736, wandte sich dann nach Wien und kam durch Fürsorge des lombardischen Fürsten Melzi, der G. im Lobkowitzschen Haus in Wien hatte