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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Godron - Goes.

und der gröbsten Sittenlosigkeit. Seine wenig glaubwürdigen, ruhmredigen Memoiren erschienen französisch zu Paris (1836, 8 Bde.; deutsch von Diezmann, Leipz. 1836-37, 4 Bde.). Vgl. Baumgarten, Geschichte Spaniens vor Ausbruch der französischen Revolution, Bd. 1 (Leipz. 1865). - Den Titel Herzog von Alcudia führt jetzt ein Sohn seiner Tochter, Prinz Adolf Ruspoli.

Godron (franz., spr. -óng), Rundfalte, an Metallgegenständen ein länglicher oder geschwungener Buckel, wie auf den sogen. venezianischen Emails, die davon godroniert heißen.

God save the king oder the queen (engl.), "Gott erhalte den König (oder die Königin)", Anfang und Refrain der englischen Volkshymne, deren Melodie auf das deutsche "Heil dir im Siegerkranz" übergegangen ist, wurde zuerst 1739 von Henry Carey bei einem Diner zur Feier der Einnahme von Portobello in Darien gesungen. Nach Chrysanders Nachweis rühren Text und Melodie von Carey selbst her, während nach Clark (1822) John Bull der Komponist des Liedes sein sollte.

Godscham, Landschaft in Südabessinien (Amhara), wird im N. von Agomeder, Afereuennat und Begemeder, im S. und O. von der Krümmung des Abai (Blauer Nil), im W. von der Landschaft Damot begrenzt und breitet sich an den Abhängen des Tschokégebirges aus. Es ist ein wenig angebautes Land, um dessen Besitz Abessinien und mohammedanische Galla oft stritten.

Godscheb (Godefó), ein noch nicht genauer erforschter großer Fluß im S. der Landschaft Schoa in Abessinien, entspringt in der Landschaft Gumaru, vereinigt sich mit dem aus Enarea kommenden Gibié oder Omo (Umi der Warrata), wendet sich dann in einem großen Bogen um die Landschaft Dschima und Kasa nach W. und ist wahrscheinlich der Oberlauf des Dschubb. Vgl. Cecchi, Da Zeila alle frontiere del Caffa (Rom 1886).

Godthaab (mit Fiskenässet), dän. Kolonie auf der Südwestseite von Grönland, mit 946 Einw. Im Bezirk die Herrnhuterstationen Neu-Herrnhut und Lichtenfels; erstere mit 269, letztere mit 207 Einw.

Godŭnow, s. Boris Godunow.

Godwin, Graf von Wessex, stand bei König Knut d. Gr. in hohem Ansehen, beförderte nach dessen Tod 1039 die Erhebung Hartaknuts zum König und rief, als dieser schon 1042 starb, Ethelreds Sohn Eduard den Bekenner auf den Thron, den er vollständig beherrschte, und dem er seine Tochter Eadgythe vermählte. Vor den von Eduard begünstigten Normannen mußte er 1051 mit seinen Söhnen in die Verbannung gehen, kehrte aber 1052 zurück und stellte sich an die Spitze einer nationalen Erhebung der Angelsachsen, welche die Vertreibung der Fremden und seine Wiedereinsetzung in seine frühere Stellung zur Folge hatte. Er starb indes schon 1053. Sein Sohn Harald (s. d.) wurde nach Eduards Tod zum König erwählt.

Godwin, 1) William, engl. Schriftsteller, geb. 3. März 1756 zu Wisbeach in Cambridgeshire, erst Prediger einer Dissentergemeinde in Suffolk, dann in London Beamter unter dem Ministerium Grey. Als Schriftsteller trat er zuerst mit seinen "Sketches of history in six sermons" (Lond. 1784) auf. Größere Beachtung fand sein "Inquiry concerning political justice" (Lond. 1792; 3. Aufl. 1797, 2 Bde.; deutsch, Frankf. 1803). Als um 1794 die Hochverratsprozesse begannen, trat er mit schonungsloser Schärfe gegen die Gerichte auf, während er gleichzeitig in seinem Roman "Caleb Williams" (Lond. 1794, 3 Bde., u. öfter; deutsch, Leipz. 1797-98, 2 Tle.) die englische Kriminalgesetzgebung angriff. 1796 verheiratete er sich mit der Schriftstellerin Mary Wollstonecraft und fing in London einen Buchhandel an; die von ihm unter dem Namen Edward Baldwin verfaßten Kinderschriften verlegte er selbst. Er starb 7. April 1836. Von seinen Werken nennen wir noch: "The enquirer: reflexions on education, manners and literature" (1797, 1823); "History of the life of Geoffrey Chaucer" (1803, 2 Bde.); "Inquiry concerning the power of increase in the numbers of mankind" (1821); "Thoughts on man" (1831); "History of the Common wealth of England" (1824-28, 4 Bde.) und "Lives of the necromancers" (1834). Seine Romane: "Saint-Leon" (1799, 4 Bde.), "Fleetwood" (1805, 3 Bde.), "Mandeville" (1817, 3 Bde.) und "Cloudesley" (1830, 3 Bde.) fanden viel Beifall; mit den Tragödien: "Antonio" (1801) und "Faulkner" (1807) fiel er durch. Vgl. K. Paul, W. G., his friends and contemporaries (Lond. 1876, 2 Bde.).

2) Mary, geborne Wollstonecraft, engl. Schriftstellerin, Gattin des vorigen, geb. 1759, Tochter eines Gutsbesitzers bei London, eröffnete mit ihren Schwestern eine Unterrichtsanstalt, bereiste Portugal, Frankreich und Norwegen und starb 10. Sept. 1797. Mit ihrer "Vindication of the rights of women" (Lond. 1792; deutsch von Salzmann, Schnepfenthal 1793, 2 Bde.) und andern ähnlichen Schriften trat sie als Vorkämpferin der Frauenemanzipation auf. Außerdem schrieb sie mehrere Romane. Ihre "Posthumous works" erschienen London 1798, 4 Bde. - Ihre Tochter Mary Wollstonecraft-G., geb. 1797 zu Sancrs Town bei London, verheiratete sich 1816 mit dem Dichter Shelley (s. d.) und starb 1. Febr. 1851. Sie ist Verfasserin mehrerer Romane ("Frankenstein", 1814; "Valperga", 1823; "Rambles in Italy and Germany", 1834-40, u. a.). Vgl. Ingram, M. W. G. (Lond. 1885).

Goëlette (ital. Goletta), die romanische Bezeichnung für den Dreimastschoner.

Goes (spr. chūs, Ter-G.), Stadt in der niederländ. Provinz Zeeland, auf der Nordseite der Insel Beveland und an der Eisenbahn von Roosendal nach Vlissingen, steht durch einen Kanal mit der Oosterschelde in Verbindung, hat ein altes Schloß, eine prächtige gotische Kirche, einen Hafen, ein Gymnasium, eine Bürgerschule, ein Altertumsmuseum, Salzraffinerie, Schiffbau, Leinwandfabriken, Handel mit Salz, Getreide, Hopfen und (1885) 11,558 Einw.

Goes (spr. chūs), 1) Hugo van der, niederländ. Maler, geboren zu Gent, bildete sich nach van Eyck, wurde 1465 Mitglied der Malergilde in Gent, war 1473-75 Dechant derselben, zog sich bald darauf in das Rooden Clooster von Soignies bei Brüssel zurück und starb, in Wahnsinn verfallen, 1482 in diesem Kloster. Um sein Leben haben sich Legenden gesponnen, die vor der historischen Kritik nicht Stich gehalten haben. Von den ihm zugeschriebenen Werken ist nur eins sicher, das im Auftrag des Agenten der Mediceer in Brügge, Portinari, gemalte Triptychon (Florenz, Santa Maria Nuova) mit der Anbetung des Christkindes durch Madonna, Engel und Hirten, mehreren Heiligen und den Bildnissen der Stifterfamilie. Daraus ergibt sich, daß hohe technische Vollendung, Sorgsamkeit der Durchführung und Naivität in Kinderdarstellungen die Vorzüge des Malers waren. Außerdem wird ihm noch eine Verkündigung Mariä in der Münchener Pinakothek zugeschrieben.