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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Golgasdruck; Golgatha; Goliad; Goliarden; Goliath; Golizyn; Golkonda; Golkvogel; Göll; Gollantsch

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Golgasdruck - Gollantsch.

ist ein kalter, 25 Seemeilen breiter Streifen, darauf folgt wieder ein warmer Streifen von 45 Seemeilen Breite. Diese zwei warmen Streifen mit dem dazwischenliegenden kalten Streifen bilden den eigentlichen G., der hier 117 Seemeilen breit ist. Aber östlicher von ihm ist noch ein 37 Seemeilen breiter Streifen, dem wieder ein warmer Streifen von 75 Seemeilen Breite folgt. Bei Sandy Hook dagegen, wo der G. seine große Biegung nach O. wacht und der "kalte Wall" sich bis 240 Seemeilen von der Küste erstreckt, hat die Breite des zweiten äußern kalten Streifens von 37 bis zu 60 Seemeilen zugenommen, dagegen der äußerste warme Streifen von 75 bis zu 50 Seemeilen abgenommen und zeigt in seinem weitern Verlauf das Bestreben, sich in der allgemeinen Masse des ozeanischen Wassers zu verlieren. In dem südöstlichen Teil des Golfstroms sind an der Oberfläche des Meers die Temperaturkontraste dieser kalten und warmen Wasserstrecken nicht sehr groß und in der Regel etwas verwischt, indem das Wasser daselbst mehr unter dem Einfluß der höhern Sonnenwärme steht.

Die aus allen vorhandenen Beobachtungen über die Wärme des Golfstroms von der Oberfläche an bis zu seiner untern Grenzschicht von 15,6° C. (60° F.) ergeben als Durchschnittstemperatur der Oberfläche des Golfstroms im Floridakanal, seinem wärmsten Teil, 26,7° (80° F.) und für die ganze Wassermasse des Golfstroms bis abwärts zu der Schicht von 15,6° C. eine mittlere jährliche Temperatur von 21,1° (70,7° F.). Nachstehende Tabelle zeigt nach den britischen Admiralitätskarten des Golfstroms die Verteilung der Wärme an der Oberfläche des Golfstroms für alle Jahreszeiten an einigen seiner Hauptstellen:

Ort N. Br. Winter Frühling Sommer Herbst Jahr

C.° C.° C.° C.° C.°

Golf von Mexiko 28° 22,8 25,0 28,3 26,7 25,7

Floridakanal 25° 25,0 25,6 28,3 27,8 26,7

Bei Charleston 32° 23,9 25,0 27,8 27,2 26,0

Bei Kap Hatteras 35° 22,2 22,8 26,7 24,4 24,0

Südöstlich von Nantucket 40° 19,4 20,0 26,7 22,2 22,1

Südlich von Neuschottland 43° 16,7 19,4 25,6 20,0 20,4

Während also von 25-35° nördl. Br. ein jährlicher Temperaturverlust von 2,7° stattfindet, beträgt bis zu 43° nördl. Br. die Temperaturerniedrigung für das Jahr 6,3° C. Im Herbst und Winter zeigt sich der abkühlende Einfluß der Luft durch die Abnahme der Temperaturen um 7,8° und 8,3° C. Das Wasser des Golfstroms braucht 40-50 Tage, um von 25-43° nördl. Br. sich fortzubewegen; es verliert während dieser Zeit durch Verdunstung und Strahlung fortwährend Wärme, und die Dampfmenge, die es abgibt, äußert sich besonders in den dichten Nebeln in den Gegenden, wo der G. bei den Bänken von Neufundland dem großen, breiten arktischen Strom begegnet. Einen Gegensatz zu den hohen und gleichmäßigen Temperaturen des Meers an den Südstaaten der Vereinigten Staaten und des Golfstroms daselbst bildet die niedrige und veränderliche Temperatur dicht an den Seeküsten der Nordstaaten von 35-40° infolge der Einwirkungen des kalten arktischen Stroms; noch mehr tritt dieser scharfe Gegensatz zwischen kaltem und warmem Oberflächenwasser an den Grenzen des Golfstroms und des kalten Polarstroms südlich von Neuschottland hervor. So wird berichtet, daß Admiral Milne auf dem britischen Schiff Nile bei einer Fahrt von Halifax nach Bermuda im Mai 1861 am Vorderteil des Schiffs eine Temperatur von 21° C. und am Hinterteil von 4,5° C., also eine Differenz von 16,5° C. innerhalb der Distanz einer Schiffslänge, beobachtete. Dagegen gehen die Temperaturen an der Ost- und Südkante des Golfstroms allmählich in die des Atlantischen Ozeans über. Hat der G. den 40. Meridian westl. v. Gr. erreicht, so biegen die Isothermen (s. d.) der Oberflächen des Meers im Sommer und Winter alle nach S. um, in Übereinstimmung mit der Umbiegung des Hauptteils des Golfstroms in die südöstliche Richtung bis zu den Azoren. Über diese südliche Fortsetzung des Golfstroms und seine östliche Fortsetzung oder die Golfstromtrift s. Atlantischer Ozean, S. 4.

Die Farbe des Golfstroms ist vom Golf von Mexiko bis zu den Küsten von Carolina indigoblau, und die Grenze zwischen der Farbe des gewöhnlichen Wassers des Atlantischen Ozeans und der des Golfstroms ist so deutlich gezeichnet, daß man sie mit dem Auge verfolgen kann. Diese blaue Färbung hängt mit dem größern Salzgehalt des Wassers des Golfstroms zusammen. Vgl. Kohl, Geschichte des Golfstroms und seiner Erforschung (Brem. 1868); Petermann in "Geographische Mitteilungen" 1870, S. 201-244; Findlay, Memoir of the North Atlantic Ocean, S. 369-405 (3. Ausg. 1873); "Report of the U. S. Coast Survey" (1866); "Wind- and current-charts of the British admiralty" (1873); "Currents and surface temperature of the North Atlantic Ocean" (1872); Knorr, The Gulf Stream (Washingt. 1872); Crolls Arbeiten über den G. in dem "Philosophical Magazine" 1870-74, in dem "Geological Magazine" 1869, in der "Nature" 1874; Thomson, Depths of the sea (2. Aufl., Lond. 1874); Derselbe, The Atlantic (das. 1877, 2 Bde.); Carpenter in den "Proceedings of the R. Geogr. Society", Bd. 18, S. 393-407 (1874); Blöden in der "Zeitschrift für Erdkunde" (1878) und Bartlett in "Proceedings of the U. S. Nav. Inst.", Bd. 7.

Golgasdruck, s. Zeugdruckerei.

Golgatha (griech. Form des hebr. Gulgolet, "Schädel", von der schädelähnlichen Gestalt des Hügels?), die Stätte der Kreuzigung Jesu bei Jerusalem, lag nach der Tradition an der Nordwestseite der alten Stadt, aber noch innerhalb der später (41-44 n. Chr.) von Herodes Agrippa errichteten Nordmauer und wird nach allgemeiner Annahme von der Heiligen-Grabeskirche umschlossen (s. Jerusalem).

Goliad, Dorf im nordamerikan. Staate Texas, am San Antoniofluß, mit (1880) 885 Einw., wo 1834 die Texaner ihre Unabhängigkeit erklärten.

Goliarden, s. Vaganten.

Goliath (hebr., "Glanz, glänzend"), nach dem biblischen Bericht (1. Sam. 17) ein Riese vom Stamm der Philister, aus der Stadt Gath, der unter Spottreden die israelitischen Männer zum Einzelkampf herausforderte und von David erschlagen wurde. Dieselbe Heldenthat wird 2. Sam. 21, 19 dem Elchanan, einem Krieger Davids, zugeschrieben, in der Chronik (20, 5) aber berichtigt. Im Koran (Sure 2, 131 f.) wird nicht G. selbst, sondern sein Waffenträger und Nachfolger im Oberbefehl über das Heer, Talut, von dem israelitischen Hirtenknaben Dawud Ebn Jese mittels dreier vom Propheten geweihter Steine getötet.

Golizyn, fürstliche Familie, s. Galizyn.

Golkonda, Ort, s. Haidarabad.

Golkvogel, s. v. w. Mandelkrähe.

Göll, Berg, s. Hoher Göll.

Gollantsch, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Wongrowitz, hat eine evangelische und eine kath. Kirche und (1885) 1138 Einw.