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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gölle; Gollenberg; Göllheim; Golling; Gollmick; Göllnitz; Gollnow; Gollub; Golowa; Golowatzkij; Golowin

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Gölle - Golowin.

Gölle (Jolle, Gelle), provinziell s. v. w. Flußkahn.

Gollenberg, eine 144 m hohe, bewaldete Hügelgruppe östlich von Köslin in Pommern, ist relativ die bedeutendste Anhöhe des festländischen Teils der Provinz und hat auf dem Kreuzberg ein Denkmal für die 1813-15 gefallenen Krieger Hinterpommerns.

Göllheim (Gellheim), Flecken in der bayr. Rheinpfalz, Bezirksamt Kirchheimbolanden, 248 m ü. M., an der Linie Langmeil-Marnheim-Monsheim der Pfälzischen Eisenbahn, hat eine protestantische und eine kath. Pfarrkirche und (1885) 1098 meist protest. Einwohner. Südöstlich von G. liegt eine schöne Kapelle mit einem Steinkreuz an der Stelle, wo König Adolf von Nassau in der Schlacht am Hasenbühl (2. Juli 1298) Krone und Leben verlor. Vgl. Geissel, Die Schlacht am Hasenbühl und das Königskreuz bei G. (Speier 1853).

Golling, Marktflecken im österreich. Herzogtum Salzburg, Bezirkshauptmannschaft Salzburg, 464 m ü. M., an der Salzach und der Giselabahn, mit einem alten Schloß, jetzt Sitz des Bezirksgerichts, und (1880) 666 Einw. In der romantischen Umgebung sind hervorzuheben: der schöne Schwarzbachfall, dessen Wasser aus einer Höhle des Hohen Gölls 82 m hoch in zwei Absätzen herabstürzt; der schmale Gebirgspaß Lueg, schon seit dem 13. Jahrh. befestigt, und die sogen. Öfen der Salzach, eine 2 km lange Schlucht zwischen dem senkrecht abfallenden Tännengebirge und dem steilen Haagengebirge, voll wild durcheinander geworfener Felsblöcke, zwischen denen sich die Salzach ihren Weg gebahnt hat.

Gollmick, Karl, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 19. März 1796 zu Dessau, wirkte seit 1817 als Musiklehrer und Kritiker, zeitweilig auch als Mitglied des Theaterorchesters zu Frankfurt a. M. und starb 3. Okt. 1866 daselbst. Seine Kompositionen bestehen in Liedern, kleinern Klavierstücken etc.; dabei schrieb er zahlreiche Artikel über Musik- und Theaterangelegenheiten und ist der Verfasser eines verbreiteten "Handlexikons der Tonkunst" (Offenbach 1858). Seine "Autobiographie" erschien Frankfurt 1866.

Göllnitz (ungar. Göllniczbánya), königliche Frei- und Bergstadt im ungar. Komitat Zips, an der Göllnitz, Station einer Zweiglinie der Kaschau-Oderberger Bahn, hat (1881) 4353 deutsche und slawische Einwohner, wichtigen Bergbau auf Eisen, Fahlerze und Kupfer, bedeutende Eisenwerke und Eisenindustrie und ist Sitz eines Bergkommissariats und Bezirksgerichts.

Gollnow, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Naugard, an der Ihna und der Eisenbahn Altdamm-Kolberg, hat ein Amtsgericht, 2 Kirchen, eine Strafanstalt, Holzhandel und -Industrie, Landwirtschaft, Kalkbrennerei und (1885) mit der Garnison (eine Abteilung Feldartillerie Nr. 2) 8430 meist evang. Einwohner. - G. wurde 1190 von sächsischen Kolonisten gegründet, erhielt 1268 Stadtrecht und trat dann der Hansa bei. Seit 1720 gehört es zu Preußen.

Gollub, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Strasburg, an der Drewenz, hat ein Schloß, eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 2637 meist evang. Einwohner. Eine Brücke über die Drewenz verbindet G. mit der russisch-polnischen Stadt Dobrzyn.

Golowa (russ., "Kopf, Haupt"), in Rußland Titel für die an der Spitze der städtischen Verwaltung stehende Persönlichkeit, Gorodskoi G., Stadthaupt.

Golowatzkij (Holovackij), Jakow Fedorowitsch, kleinruss. Gelehrter und Schriftsteller, geb. 29. Okt. 1814 zu Czepiele bei Zloczow in Ostgalizien, studierte auf dem Gymnasium zu Lemberg, dann in Kaschau, Pest und endlich an der theologischen Fakultät der Universität Lemberg, ward 1843 griechisch-unierter Priester und 1848 auf den Lehrstuhl der russischen Sprache und Litteratur an der Universität Lemberg berufen. Hier bethätigte er sich lebhaft an den Publikationen, welche die Rechte der russischen Nationalität verteidigten, und zog sich dadurch die heftige Feindschaft der Polen zu, die sich noch verstärkte, als Graf Goluchowski Statthalter von Galizien wurde. Nachdem G. 1867 an der ethnographischen Ausstellung zu Moskau teilgenommen, verließ er Galizien und wandte sich nach Rußland, wo er zum Vorsitzenden der Archäographischen Kommission zu Wilna ernannt wurde. Sein litterarisches Hauptverdienst besteht in der Herausgabe einer reichhaltigen Sammlung russischer Volkslieder, die unter dem Titel: "Narodnyja pěsni Galickoj i Ugarskoj Rusi" ("Volkslieder des galizischen und ungarischen Rußland", Mosk. 1879, 4 Bde.) erschien und, mit historisch-statistischen und ethnographischen Beschreibungen der einzelnen Ländergebiete, einer ethnographischen Karte und Abbildungen der Volkstypen und Trachten versehen, das bedeutendste Werk über den Gegenstand bildet. Außerdem veröffentlichte G. besonders historische Arbeiten über Galizien und Kleinrußland, die sehr geschätzt werden, eine "Grammatik der russischen Sprache in Galizien" (russ., Lemb. 1849), eine "Altslawische Chrestomathie" (Wien 1854) sowie deutsch ein Programm "Über den Heereszug Igors" (Lemb. 1853), "Die Stadt Lemberg 1809" (das. 1861), "Sweipolt Fiol" (Wien 1876) u. a. In der letzten Zeit seiner Wirksamkeit hat G. mit Eifer die "Einheit der russischen Nationalität" von den Karpathen bis Kamtschatka gepredigt. Seine jüngsten Arbeiten sind in den Schriften der Petersburger Akademie der Wissenschaften enthalten. - Sein Bruder Iwan G., geb. 1816, lange Zeit als Militärarzt thätig, zuletzt Redakteur eines offiziellen Blattes, hat sich auch als Dichter in der heimatlichen Litteratur einen Namen gemacht. Es erschienen von ihm: "Věnok Rusinam na obžinki" ("Erntekranz für die Russinen", Wien 1846-47, 2 Bde.); "Gesang einer fröhlichen Stimme" (an den Kaiser Nikolaus, 1848) u. a.

Golowin, Iwan von, russ. Schriftsteller, geb. 1813 aus einem alten Bojarengeschlecht, welches bereits im 14. Jahrh. aus der Krim nach Moskau kam, am Zarenhof sehr angesehen war und in einzelnen seiner Glieder (namentlich in Fedor Alexejewitsch G., welcher als Feldmarschall, Generaladmiral und Minister der auswärtigen Angelegenheiten 1706 starb) zu hohen Ehren gelangte. Er studierte in Dorpat, Berlin und Heidelberg und erhielt dann in dem russischen auswärtigen Ministerium eine Stellung, nahm aber, sich durch Nesselrode zurückgesetzt fühlend, 1843 seinen Abschied und ging in das Ausland, um hier eine scharfe Polemik gegen die russischen Zustände zu eröffnen. Gleich das erste Werk: "La Russie sous Nicolas I" (Brüssel 1845), trug seinem Verfasser ewige Verbannung aus seinem Vaterland ein. Nach einem längern Aufenthalt in Deutschland und Frankreich ließ G. sodann die "Types et caractères russes" (Leipz. 1847, 2 Bde.) sowie die "Mémoires d'un prêtre russe" (das. 1849) erscheinen, begab sich hierauf nach Italien, wo er das "Journal de Turin" (1851-52) veröffentlichte, und dann nach Amerika. Nach Europa zurückgekehrt, wo er in den letzten Jahren meist in Paris lebte, gab er "Stars and stripes,