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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gospodar; Gosport; Göß; Gossaert; Gosse; Gossec; Gosselin

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Gospodar - Gosselin.

Gospodar (slaw., "Herr"), jetzt Titel des Fürsten von Montenegro (s. d.).

Gosport (spr. góßport), s. Portsmouth.

Göß (Guz, Guj), ursprünglich Längenmaß der Inder; in Bengalen = 1 Yard = 0,914 m; in Bombay = 0,686 m; in Surate = 0,610 m; in Französisch-Ostindien = 1,039 m; in Persien (Gers, Zer Schahi) = 1,12 m oder (Zer Mokäsär) für den Kleinhandel = 1,025 m; in Arabien = 0,63 m.

Gossaert (spr. -ssart), Maler, s. Mabuse.

Gosse (spr. goss'), 1) Nicolas Louis François, franz. Maler, geb. 2. Okt. 1787 zu Paris, wurde ein Schüler von François André Vincent und der École des beaux-arts, wo er sich zu einem virtuosen Maler der akademischen Richtung ausbildete und in dieser Weise mehrere öffentliche Gebäude mit dekorativen und monumentalen Malereien ausschmückte. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören: die Anbetung der Könige, die Geburt Christi, die Söhne Eduards IV. von England, die Gerechtigkeit Karls V., der heil. Vinzenz von Paula, der, von Tunesen gefangen, seinen Herrn, einen Renegaten, bekehrt (Museum des Luxembourg), der Tod des heil. Vincentius Ferrerius (Kathedrale zu Vannes), die Wandmalereien in der Kirche St.-Nicolas du Chardonnet, der Bischof von Lisieux beschützt in der Bartholomäusnacht das Leben der Hugenotten, und die drei im historischen Museum zu Versailles befindlichen Bilder: Napoleon I. empfängt 1807 die Königin Luise von Preußen in Tilsit, Napoleons und Alexanders Zusammenkunft in Erfurt und Ludwig Philipp schlägt die seinem Sohn, dem Herzog von Nemours, angebotene Krone von Belgien aus. G. starb 9. Febr. 1878 in Soncourt (Obermarne).

2) Philip Henry, Naturforscher, geb. 6. April 1810 zu Worcester, ging 1827 in kaufmännischen Geschäften nach Neufundland, sammelte hier Insekten, um sie in den verschiedenen Entwickelungsstufen zu zeichnen, und durchforschte auch Unterkanada und 1838 Alabama, namentlich in Bezug auf Entomologie. 1839 kehrte er nach England zurück und schrieb: "The Canadian naturalist" (Lond. 1840). 1844 unternahm er eine Reise nach Jamaica und schrieb nach seiner Rückkehr: "The birds of Jamaica", mit Atlas (1847), und "A naturalist's sojourn in Jamaica" (1851). In den folgenden Jahren bis 1850 veröffentlichte er auf Veranlassung der Society for promoting Christian knowledge eine Reihe von populären naturwissenschaftlichen Schriften und widmete sich während dieser Zeit mikroskopischen Studien, als deren wertvollstes Resultat die große Monographie über die britischen Rotiferen erschien. Rücksichten auf seine Gesundheit führten ihn an die Küste, wo er diesen Studien eifrigst oblag. Sein treffliches Werk "A naturalist's rambles on the Devonshire coast" (1853) lenkte die Aufmerksamkeit größerer Kreise auf die Seetiere, und durch die Schriften: "The Aquarium" (1854, 2. Aufl. 1874), "A manual of marine zoology" (1855-56, 2 Bde.), "Tenby, a seaside holiday" (1856) rief er die Liebhaberei für Aquarien hervor. Von seinen weitern mehrfach aufgelegten Werken sind noch zu erwähnen: "Life in its lower, intermediate and higher forms" (1857); "Omphalos, an attempt to untie the geological knot" (1857); "Actinologia britannica" (1860); "Evenings at the microscope" (1862); "Letters from Alabama" (1859); "The romance of natural history" (13. Aufl. 1886); "A year at the shore" (1869); "Land and sea" (1868); "Sacred streams, history of the rivers of the Bible" (neue Ausg. 1883).

3) Edmund William, engl. Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 21. Sept. 1849 zu London, ward nach vollendeten Studien Hilfsbibliothekar am Britischen Museum und erhielt acht Jahre später die Stelle eines Übersetzers am Handelsministerium. G. schreibt viel für die "Saturday Review", "Academy", "Cornhill Magazine" und hat sich als Dichter und Kritiker einen guten Namen gemacht. Zum Zweck litterarischer Studien hielt er sich längere Zeit in Skandinavien und Holland auf. Seinen ersten Werken: "Madrigals, songs and sonnets" (1870) und "On viol and flute" (1873), folgten die Dramen: "King Erick" (1876) und "The unknown lover" (1878); ferner "Studies in the literature of northern Europe" (1879, 2. Aufl. 1882); "New poems" (1879); "English odes" (1881); "Seventeenth century studies: History of English poetry" (1883) u. a.

Gossec (spr. -sseck), François Joseph, Komponist, geb. 17. Jan. 1734 zu Vergnies in der belgischen Provinz Hennegau, erhielt seine Ausbildung als Chorknabe der Kathedrale zu Antwerpen und kam 1751 nach Paris, wo er als Dirigent in das Orchester des Generalpachters La Popelinière, dann in das des Prinzen Conti eintrat. Nachdem er sich während der folgenden Jahre durch mehrere Streichquartette und Opern, namentlich aber durch seine 1760 in der Kirche St.-Roch aufgeführte Totenmesse als Komponist bekannt gemacht hatte, gründete er 1770 die Konzertgesellschaft Concert des amateurs, welche in der Folge eine der Hauptpflegestätten der französischen Instrumentalmusik wurde, ebenso wie das von 1773 bis 1777 von ihm geleitete Concert spirituel. Weitern Komponistenruhm erwarb er sich während der Revolution durch seine patriotischen Hymnen, Chöre etc., zu deren Begleitung er zum erstenmal ausschließlich Blasinstrumente verwendete. Gossecs Hauptverdienst aber liegt auf dem Gebiet der musikalischen Pädagogik. Bereits 1784 übernahm er die Leitung der nach seinem Plan ins Leben gerufenen königlichen Gesangschule, und nachdem diese 1795 zum Konservatorium erweitert war, leitete er dasselbe bis 1815, wo er pensioniert wurde, gemeinschaftlich mit Méhul und Cherubini als einer der drei Inspektoren. Auch beteiligte er sich eifrig an der Redaktion des großen Gesangsunterrichtswerks "Solféges du conservatoire" und wirkte bis in sein 81. Jahr als Kompositionslehrer der Anstalt. Zu seinen Schülern gehört unter andern Catel (s. d.). G. starb 16. Febr. 1829 in Passy bei Paris.

Gosselin (spr. goss'läng), Pascal François Joseph, franz. Altertumsforscher, besonders um die alte Geographie verdient, geb. 6. Dez. 1751 zu Lille, machte zur Aufhellung dunkler Stellen des römischen Straßennetzes 1772-74 und 1780 wissenschaftliche Reisen durch einen großen Teil von Europa und ließ sich dann in Paris nieder. 1784 wurde er zum Deputierten beim Conseil royal de commerce, 1789 in die Nationalversammlung gewählt und gleichzeitig zum Mitglied der Akademie ernannt. Vom Wohlfahrtsausschuß ward er 1794 in das Kriegsministerium berufen und mit geographischen Arbeiten beauftragt, 1799 zum Mitaufseher des Medaillenkabinetts zu Paris ernannt, welche Stelle er auch unter dem Kaiserreich und unter der Restauration behielt. Er starb 7. Febr. 1830. Seine Forschungen auf dem Gebiet der alten Geographie sind, außer in zahlreichen Einzelschriften und Abhandlungen, niedergelegt in seinen beiden Hauptwerken: "Géographie des Grecs analysée" (Par. 1790, mit 10 Karten) und "Recherches sur la géographie des anciens" (das. 1798 bis 1813, 4 Bde. mit 54 Karten).